Arterienverkalkung - begünstigt durch Cholesterinsenker?

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Schlaganfall – und dann?! Mit Cholesterinsenkern erneutem Hirninfarkt effektiv vorbeugen

Beitrag von WernerSchell » 23.01.2020, 08:15

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DSG:
Schlaganfall – und dann?! Mit Cholesterinsenkern erneutem Hirninfarkt effektiv vorbeugen

Wer bereits einen Schlaganfall erlitten hat, kann das Risiko für einen weiteren Hirninfarkt durch eine lipidsenkende Therapie mit Statinen nachweislich reduzieren. Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) empfehlen die regelmäßige Einnahme der Cholesterinsenker zur Sekundärprävention. Doch wie weit sollte der Cholesterinwert abgesenkt werden?
Dazu fehlten bisher aussagekräftige Erkenntnisse. Eine aktuelle Studie aus dem „New England Journal of Medicine (NEJM)“ schließt diese Lücke: Demzufolge sollte der LDL-Cholesterinwert bei Patienten mit Hirninfarkten oder kurzen Durchblutungsstörungen des Gehirns, sogenannten TIAs, und gleichzeitiger Atherosklerose der hirnversorgenden Arterien auf unter 70mg/dl herabgesenkt werden.


Ein Schlaganfall ist ein absoluter medizinischer Notfall. „Ein Risikofaktor für den Hirninfarkt ist neben Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Rauchen, Übergewicht oder einer Diabetes-Erkrankung auch eine Störung des Fettstoffwechsels“, sagt Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG. Kritisch hierbei sei vor allem der sogenannte LDL-Wert. LDL steht für Low Density Lipoprotein und bedeutet Lipoprotein niederer Dichte. „Hohe LDL-Cholesterin-Konzentrationen im Blut führen zu Arteriosklerose, also zur Ablagerung von Fettmolekülen in den Arterien. Werden die Gefäße von den arteriosklerotischen Plaques verstopft, kann es zu einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt kommen“, erläutert Schäbitz. Statine senken den LDL-Spiegel und verhindern so einen zweiten Schlaganfall. Die Medikamente stabilisieren die arteriosklerotischen Plaques, verbessern im Gehirn die Durchblutung und die Regeneration von Zellen und Gefäßen und wirken gegen Entzündungen. „Je stärker die Statin-Wirkung, desto niedriger der LDL-Cholesterin-Wert“, erklärt der Experte.

In Deutschland werden Patienten, die aufgrund von Fettstoffwechselstörungen und daraus resultierender Arteriosklerose eine Herz-Kreislauferkrankung oder einen Schlaganfall erlitten haben, regelmäßig mit Statinen behandelt. Mit diesen Cholesterinsenkern wird der LDL-Wert im Blut vermindert. Im Gegensatz zum Herzinfarkt, wo dieses schon längere Zeit bekannt ist, mangelte es bisher beim Schlaganfall jedoch an Wissen darüber, wo dieser Zielwert liegen sollte. Die aktuelle NEJM-Studie liefert hierzu neue Erkenntnisse. „Die Untersuchung zeigt, dass der LDL-Cholesterinwert von Schlaganfallpatienten mit Atherosklerose, das heißt mit Verengungen der hirnversorgenden Gefäße, auf unter 70mg/dl gesenkt werden sollte, um das Risiko für einen erneuten Hirninfarkt effektiv zu reduzieren“, so Professor Dr. med. Armin Grau, 2. Vorsitzender der DSG.

Die Studie schloss 2860 Patienten ein. Sie hatten auf Grund einer Arteriosklerose einen Schlaganfall oder eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn (transitorische ischämische Attacke, TIA) erlitten. Um die Frage zu klären, welcher LDL-Spiegel erreicht werden muss, um weitere Ereignisse zu verringern, wurden die Patienten in der Studie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Für Gruppe eins betrug der Zielwert für das LDL 70mg/dl oder weniger, für Gruppe zwei 90 bis 110mg/dl. Die Behandlung dauerte im Schnitt dreieinhalb Jahre. Nach dieser Zeit lag der durchschnittliche LDL-Wert in Gruppe eins bei 65mg/dl und in Gruppe zwei bei 96mg/dl.

„Die Untersuchung zeigte, dass die Patienten mit dem niedrigeren LDL-Wert deutlich besser vor einem erneuten Schlaganfall geschützt waren“, resümiert Schäbitz. Nur 8,5 Prozent der Patienten in Gruppe eins, aber 10,9 Prozent in Gruppe zwei hatten der Studie zufolge nach der intensiveren Behandlung ein schweres Ereignis wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Eingriffe an der Halsschlagader oder am Herzen erlitten oder waren verstorben. „Diese Ergebnisse zeigen, dass bei Schlaganfall-Patienten mit atherosklerotischen Gefäßveränderungen in Analogie zu Herzinfarktpatienten ein Zielwert des LDL von kleiner 70 mg/dl anzustreben ist, um das Risiko an einem erneuten Schlaganfall oder an schweren Herz-Kreislaufkrankheiten zu erkranken wirklich zu reduzieren. „Wir raten Betroffenen dringend, die Medikamente auch wirklich regelmäßig einzunehmen, denn nur dann können sie Leben retten“, betont Professor Schäbitz abschließend.

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz
Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Evangelisches Klinikum Bethel
Klinik für Neurologie
Haus Gilead I | Bethel
Burgsteig 13
33617 Bielefeld
Telefon: 0521/77278301

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft
Friederike Gehlenborg
Tel.: +49 (0)711 8931-295, Fax: +49 (0)711 8931-167
E-Mail: gehlenborg@medizinkommunikation.org
http://www.dsg-info.de

Weitere Informationen:
http://www.dsg-info.de

Quelle: Pressemitteilung vom 22.01.2020
Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.
https://idw-online.de/de/news730306
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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WernerSchell
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Hochdruckmedikamente und Statine können zu einem ungesunden Lebensstil verleiten

Beitrag von WernerSchell » 12.02.2020, 17:34

Deutsches Ärzteblatt vom 11.02.2020:
Hochdruckmedikamente und Statine können zu einem ungesunden Lebensstil verleiten
Turku/Finnland – Hochdruckmedikamente und Lipidsenker werden den Patienten meist mit einer ärztlichen Mahnung verschrieben, dass es höchste Zeit für einen gesünderen Lebensstil ist. Viele Patienten scheinen jedoch eher der Meinung zu sein, dass die Medikamente ausreichend schützen. … > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/32 ... 975-q5hxsa

Ärzte Zeitung vom 11.02.2020:
Kardiovaskuläre Prävention
Tablette schlucken und dann Beine hoch!

Zu Beginn einer Therapie mit Antihypertensiva oder Statinen meinen viele Patienten offenbar, die Tabletten würden es jetzt schon richten. Das hat oft gewichtige Folgen. … > https://nlcontent.aerztezeitung.de/d-re ... ytics&tags
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Unterversorgung bei Cholesterinsenkern

Beitrag von WernerSchell » 29.01.2021, 17:58

BARMER

BARMER-Datenanalyse
Unterversorgung bei Cholesterinsenkern


Berlin, 29. Januar 2021 – In Deutschland werden immer noch zu wenig Cholesterinsenker verordnet. Dabei sind sie etwa bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), auch „Schaufensterkrankheit“ genannt, elementar für die Therapie. Das zeigt eine Analyse der Daten von 84.000 BARMER-Versicherten aus dem Jahr 2019. Demnach erhielten in den sechs Monaten nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus lediglich 37 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer den optimalen Arzneimittelmix gegen ihre Gefäßerkrankung. Dieser besteht aus Blutdruck- und Cholesterinsenkern sowie Anti-Thrombosemitteln. „Rund eine Million Menschen müssen in Deutschland jedes Jahr wegen der ‚Schaufensterkrankheit‘ ins Krankenhaus. Auch wenn die Arzneimitteltherapie inzwischen besser geworden ist, werden die Cholesterinsenker immer noch viel zu selten verordnet“, sagt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin der BARMER. Vor zehn Jahren habe nur jede zweite Person bei einer pAVK einen Cholesterinsenker verordnet bekommen. Im Jahr 2019 sei dies bei etwa 60 Prozent der Betroffenen der Fall gewesen. Allerdings hätten 90 Prozent blutdrucksenkende Mittel und 80 Prozent Medikamente zum Schutz vor Thrombosen erhalten.

Cholesterinsenker kombinieren Nutzen, Wirksamkeit und Sicherheit

Unbehandelt könnten sich bei der pAVK typische Symptome wie Schmerzen beim Gehen und Treppensteigen drastisch verstärken. Die Betroffenen müssten dann wiederholt Pausen einlegen, daher auch der Name „Schaufensterkrankheit“, so Marschall weiter. Die Cholesterinsenker bei der pAVK-Therapie hätten in vielen wissenschaftlichen Studien ihre Wirksamkeit und Sicherheit nachgewiesen. Auch deren Nutzen sei unbestritten. Warum sie zu zurückhaltend verordnet würden, bleibe weiter unklar. Die Kosten seien jedenfalls nicht ausschlaggebend. „Finanzielle Gründe spielen beim Einsatz von Cholesterinsenkern kaum eine Rolle, da inzwischen viele kostengünstige aber wirkungsgleiche Nachahmerprodukte auf dem Markt sind. Das macht die Versorgung trotz der hohen Zahl an Verordnungen vergleichsweise preiswert. Denkbar ist, dass ein besserer Austausch unter Ärzten und Ärztinnen die Verordnungszahlen anheben würde“, so Marschall. Außerdem erweise sich die Furcht vor möglichen Nebenwirkungen als Hemmnis. Das führe bei knapp jeder fünften Person zum Absetzen der Medikation.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.01.2021
Presseabteilung der BARMER
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