Forderungen des Bündnisses für Gute Pflege für eine Reform der Pflegeversicherung

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Forderungen des Bündnisses für Gute Pflege für eine Reform der Pflegeversicherung

Beitrag von WernerSchell » 31.08.2020, 06:15

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Bündnis für Gute Pflege fordert gerechte, solidarische und nachhaltige Reform der Pflegeversicherung

Das Bündnis für Gute Pflege, ein Zusammenschluss von 23 Verbänden und Organisationen mit insgesamt rund 13,6 Millionen Mitgliedern, fordert eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung zur Finanzierung der Pflege. Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, wie wichtig eine gute pflegerische Versorgung ist. Die vergangenen Monate haben die Defizite der Pflegeversicherung mit ihrem Teilleistungsprinzip noch einmal verdeutlicht. Der Anteil, den die Pflegebedürftigen im Pflegeheim selbst zahlen müssen, liegt inzwischen bei durchschnittlich 2.015 Euro pro Monat. Davon 786 Euro für Pflege, 455 Euro für Investitionskosten und der Rest für Unterkunft und Verpflegung. Selbst mit einer auskömmlichen Rente ist dies nicht mehr zu bewältigen. So bezieht mittlerweile jede*r dritte Heimbewohner*in Sozialhilfe. Pflegebedürftigkeit ist zum realen Armutsrisiko geworden.

Eine qualitativ hochwertige und am Bedarf orientierte Pflege setzt eine deutlich bessere Personalausstattung in der stationären und ambulanten Altenpflege voraus sowie eine angemessene tarifliche Bezahlung der Pflegekräfte. Nur so können die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert und dringend benötigte Pflegefachkräfte gewonnen werden. Die damit verbundenen Kostensteigerungen dürfen jedoch nicht einseitig zu Lasten der Betroffenen gehen. Hier besteht dringender Reformbedarf, denn Pflege geht alle an.

Deshalb fordert das Bündnis für Gute Pflege einen Systemwechsel in der Pflegeversicherung hin zu einer gerechten, solidarischen und nachhaltigen Pflegeversicherung, die alle pflegebedingten Kosten abdeckt. Das Bündnis hat dazu einen Forderungskatalog zur Reform der Finanzierung der Pflegeversicherung aufgestellt, der kurzfristig umzusetzende Maßnahmen und mittelfristige Reformvorschläge umfasst:
 die Steuerfinanzierung „versicherungsfremder“ Leistungen
 die Übernahme der medizinischen Behandlungspflege in stationären Einrichtungen durch die Krankenkassen
 die Auflösung des Pflegevorsorgefonds
 die Übernahme der Investitionskosten durch die Länder
 die Dynamisierung der Leistungen
 die Begrenzung der Eigenanteile
 ein Systemwechsel in der Pflegeversicherung hin zu einer solidarischen und paritätischen Finanzierung von Pflege

Das komplette Forderungspapier des Bündnis für Gute Pflege ist nachfolgend angefügt. Sie finden es auch hier: http://www.buendnis-fuer-gute-pflege.de



Forderungen des Bündnisses für Gute Pflege für eine Reform der Pflegeversicherung

Grundlegende Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung sind eine bedarfsgerechte Personalausstattung, eine Reduzierung der Arbeitsdichte, eine angemessene tarifliche Bezahlung der Pflegekräfte und eine attraktive Gestaltung der Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus sind Verbesserungen im Leistungsspektrum sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Pflege dringend notwendig. Bislang werden daraus entstehende Mehrkosten einseitig den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen aufgebürdet, so dass Pflegebedürftigkeit zum Armutsrisiko geworden ist. Um diese Abwärtsspirale zu beenden ist eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung erforderlich, die nicht weiter auf geschoben werden darf. Bisherige Maßnahmen, wie die Zahlung einer Corona-Prämie oder das Pflegestellensofortprogramm sind ein Tropfen auf den heißen Stein – nicht mehr und nicht weniger.

Zur Reform der Pflegeversicherung stellt das Bündnis für Gute Pflege folgende Forderungen an die Politik, die zum einen kurzfristig und zum anderen mittelfristig umzusetzen sind.

1. Kurzfristig umzusetzen sind:

Steuerfinanzierung „versicherungsfremder“ Leistungen

Verschiedene Leistungen werden derzeit von der Pflegeversicherung finanziert, obwohl es sich dabei um gesamtgesellschaftliche Ausgaben handelt und nicht um Aufgaben der Versichertengemeinschaft. Zu diesen Leistungen zählen z. B. die Leistungen zur sozialen Sicherung der Pflegepersonen nach § 44 SGB XI und die Zahlung des Pflegeunterstützungsgeldes bei kurzzeitiger Arbeitsverhinderung der Pflegenden nach § 44a SGB XI. Nach Schätzungen des GKV-Spitzenverbandes erreichten die Ausgaben für „versicherungsfremde“ Leistungen im Jahr 2018 ein Volumen von mindestens 2,7 Mrd. Euro. Dies entspricht rd. 0,2 Beitragssatzpunkten in der sozialen Pflegeversicherung. Die Kosten für diese gesamtgesellschaftlichen Aufgaben sind über Steuergelder zu finanzieren.

Medizinische Behandlungspflege in stationären Einrichtungen durch Krankenkassen finanzieren

Bei Leistungen der medizinischen Behandlungspflege handelt es sich um eine originäre Aufgabe der Krankenversicherung. Mit Einführung der Pflegeversicherung 1996 wurde die medizinische Behandlungspflege im stationären Bereich dennoch – zunächst zeitlich befristet und später dann auf Dauer – bei der Pflegeversicherung angesiedelt. Während diese Leistungen in der häuslichen Pflege als häusliche Krankenpflege sachgerecht von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) finanziert (§ 37 Abs. 2 SGB V) werden, ist die medizinische Behandlungspflege in der stationären Pflege in den Leistungssätzen der Pflegeversicherung systemfremd enthalten. Da die Versicherungsleistungen deutlich niedriger sind als die Pflegesätze, zahlen die Pflegebedürftigen ihre Behandlungspflege de facto selbst. So benachteiligt die derzeitige Regelung pflegebedürftige Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen systematisch. Die Ansiedelung der Ausgaben für medizinische Behandlungspflege in der GKV würde zu einer Entlastung der Heimbewohner*innen führen und in einer Beitragssatzreduktion von etwa 0,2 Beitragssatzpunkten in der Sozialen Pflegeversicherung resultieren.

Auflösung Pflegevorsorgefonds

Der Pflegevorsorgefonds wurde 2014 mit dem ersten Pflegestärkungsgesetz eingeführt. In den Fonds fließt den gesetzlichen Vorgaben zufolge ein Anteil von 0,1 Prozentpunkten der Pflegeversicherungsbeiträge. In der Regel sind das pro Jahr 1,2 bis 1,7 Milliarden Euro. Formell handelt es sich dabei um ein Sondervermögen, das die Bundesbank verwaltet mit einer Anlagedauer von 20 Jahren. Dieser Ansparzeitraum wurde deshalb gewählt, weil ab 2035 die geburtenstärksten Jahrgänge 1959 bis 1967 ins Pflegealter kommen – und der Pflegeversicherung dann besonders hohe Kosten bescheren dürften. Das Vermögen des Pflegevorsorgefonds betrug im Oktober 2019 insgesamt 6,9 Milliarden Euro. Da der Pflegevorsorgefonds die Beiträge zur sozialen Pflegeversicherung nicht nachhaltig stabilisieren wird und stattdessen dem System dringend benötigte Mittel entzieht, ist der Pflegevorsorgefonds aufzulösen. Die freiwerdenden Mittel sollen in die Pflegeversicherung fließen und für die Finanzierung einer besseren pflegerischen Versorgung verwendet werden.

Investitionskosten müssen von den Ländern übernommen werden

Trotz Einführung der Pflegeversicherung sollten die Länder nach § 9 SGB XI für das Vorhalten einer leistungsfähigen, zahlenmäßig ausreichenden und wirtschaftlichen pflegerischen Versorgungsstruktur verantwortlich sein.. Da die Länder dazu nicht bereit waren, ist im Gesetz nur eine „Soll-Regelung“ enthalten, der zufolge die Länder Einsparungen bei der Sozialhilfe zur Finanzierung der Investitionskosten einführen „sollen“. In der Folge unterscheiden sich die Landespflegegesetze diesbezüglich erheblich und sind insgesamt sehr zurückhaltend, so dass die Heimbewohner*innen für die Investitionskosten in Höhe von durchschnittlich 455 € pro Monat aufkommen müssen. Individuelle Zuschüsse, wie z. B. das in einzelnen Ländern eingeführte Pflegewohngeld, bieten landesspezifische Unterstützung für Pflegebedürftige. Diese ist jedoch an bestimmte Voraussetzungen für das Pflegeheim und die/den Bewohner*in geknüpft. Daher sind flächendeckende und umfassende Lösungen erforderlich. Hier sind die Länder gefragt, sie müssen wieder die Verantwortung übernehmen und für die Investitionskosten aufkommen, statt sie weiterhin den Heimbewohner*innen aufzubürden.

Dynamisierung der Leistungen

Die fehlende Leistungsdynamisierung hat in den vergangenen Jahren erheblich zu einer hohen finanziellen Belastung der Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen beigetragen, bei ambulant betreuten Pflegebedürftigen hat sie das Risiko für eine pflegerische Unterversorgung verschärft oder die Zuzahlungen erhöht. Daher fordert das Bündnis für Gute Pflege den Gesetzgeber auf die Vorgaben des § 30 SGB XI, der nur einen Prüfauftrag zur Leistungsdynamisierung vorsieht, zu ändern. Sinnvoll wäre eine jährliche, gesetzlich vorgeschriebene Dynamisierung mindestens entsprechend der durchschnittlichen Bruttolohnentwicklung statt einer Anpassung nach Kassenlage. Ebenso ist der bisher entstandene Kaufkraftverlust der vergangenen Jahre durch ausgebliebene Dynamisierung auszugleichen.

Begrenzung der Eigenanteile

Einer finanziellen Überforderung der Pflegebedürftigen durch steigende Eigenanteile bei den pflegebedingten Kosten muss entschieden entgegen gewirkt werden. Daher sind in einem ersten Schritt die einrichtungseinheitlichen Eigenanteile zu begrenzen. Eine Möglichkeit stellt für die stationäre Pflege der sog. Sockel-Spitze-Tausch dar, bei dem die von den Heimbewohner*innen zu erbringenden Eigenanteile gedeckelt würden, während alle darüber hinaus anfallenden Kosten durch die Pflegeversicherung zu tragen wären. Auch für die häusliche Pflege ist ein tragfähiges Konzept notwendig, das eine bedarfs- und bedürfnisgerechte pflegerische Versorgung garantiert und die Eigenanteile begrenzt. Mittelfristig bleibt das Ziel einer Reduzierung des Eigenanteils für pflegebedingte Kosten auf Null.

2. Mittelfristig umzusetzen ist:

Für einen Systemwechsel hin zu einer solidarischen und paritätischen Finanzierung von Pflege

Um die finanziellen Belastungen solidarisch zu verteilen und das Pflegerisiko nachhaltig abzusichern, fordert das Bündnis für Gute Pflege perspektivisch einen Systemwechsel hin zu einer solidarischen und paritätischen Finanzierung von Pflege. Dafür ist nicht nur die Integration der gesamten Bevölkerung in eine Sozialversicherung, sondern zudem auch mindestens die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze auf das Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung (West) sowie die Ausdehnung der Beitragspflicht auf weitere Einkunftsarten sicherzustellen. Darüber hinaus braucht es die Rückkehr zur echten Parität in der Finanzierung, die bisher arbeitgeberseitig durch den Wegfall eines Feiertages kompensiert wurde. Damit kann die bislang vorherrschende strukturelle Einnahmeschwäche der Sozialen Pflegeversicherung beseitigt werden, die darin besteht, dass die Gesamtsumme der beitragspflichtigen Einnahmen langsamer wächst als das Bruttoinlandsprodukt. Diese Versicherung deckt alle pflegerischen Leistungen ab. Heimbewohner*innen kommen für die angemessenen Kosten für Unterkunft und Verpflegung analog der häuslichen Pflege auf. Damit kann der Beitragssatz langfristig stabilisiert werden – er ist praktisch genauso hoch wie im Status Quo. Das Bündnis für Gute Pflege fordert die Absicherung des Pflegerisikos aus einer Hand.

Berlin, den 25. August 2020

Dem Bündnis für Gute Pflege gehören 23 Mitgliedsverbände und 14 Unterstützer an, darunter Verbände des Verbraucherschutzes und der Interessenvertretung pflegebedürftiger Menschen sowie pflegender Angehöriger, Wohlfahrts- und Sozialverbände, Gewerkschaften und
Berufsverbände. Sie repräsentieren insgesamt 13,6 Millionen Einzelmitglieder, zu denen Hunderttausende pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige sowie beruflich Pflegende gehören. Weitere Infos unter www.buendnis-fuer-gute-pflege.de.
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Pflegereform - Gestaltung von ambulanten Quartiershilfen ...

Beitrag von WernerSchell » 31.08.2020, 06:17

Engagement für hilfe- und pflegebedürftige Menschen: Ein Videofilm (rd. 7 Min.) informiert über meine Aktivitäten, zeigt Handlungsanforderungen auf - weiter aktuell! > https://www.youtube.com/watch?v=GYGxFhE_GcI&t=51s - Im Übrigen ergibt sich: Die Forderungen des Bündnisses für Gute Pflege für eine Reform der Pflegeversicherung (> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =4&t=23779 werden noch durch eine Stellungnahme ergänzt, u.a. mit dem Hinweis, dass eine Pflegereform auch die Gestaltung von ambulanten Quartiershilfen erfordert (bereits mehrfach angesprochen > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 5&p=114300 ). - Werner Schell
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Die Pflege ist am Limit - eine Reform kann nicht mehr warten

Beitrag von WernerSchell » 31.08.2020, 06:19

Die Pflege ist am Limit - eine Reform kann nicht mehr warten

Berlin, den 27. August 2020 - Die Diakonie dringt gemeinsam mit dem Bündnis für Gute Pflege, einem Zusammenschluss von Verbänden und Gewerkschaften, auf eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung. In einem gemeinsamen Forderungskatalog plädieren sie für mehr Personal und eine bessere Bezahlung in der Pflege. Dazu sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie
Deutschland:

"Corona hat gezeigt: Wir können nicht mehr mit einer Pflegereform warten. Die Pflege ist am Limit. Deshalb muss eine Reform der Pflegeversicherung noch in dieser Wahlperiode auf den Weg gebracht werden und nicht erst irgendwann. Wir müssen zügig für bessere Arbeitsbedingungen und eine flächendeckend bessere Bezahlung sorgen. Die Kosten dafür dürfen nicht länger allein den pflegebedürftigen Menschen aufgebürdet werden. Pflege ist in einer immer älter werdenden Gesellschaft eine der ganz großen sozialen Herausforderungen unserer Zeit. Denn eine menschenwürdige und bedarfsgerechte Pflege geht uns alle an."

Mehr Informationen:
http://www.buendnis-fuer-gute-pflege.de

Quelle: Pressemitteilung vom 27.08.2020
Kathrin Klinkusch, Pressesprecherin
Pressestelle, Zentrum Kommunikation
T +49 30 65211-1780
F +49 30 65211-3780
pressestelle@diakonie.de
Diakonie Deutschland
Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin www.diakonie.de
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Vollversicherung in der Pflege geht ohne höhere Beitragssätze

Beitrag von WernerSchell » 31.08.2020, 06:22

0646 / 27. August 2020
Pressemitteilung von Pia Zimmermann


Vollversicherung in der Pflege geht ohne höhere Beitragssätze

"Der weitere Anstieg der bereits jetzt exorbitant hohen Eigenanteile für Menschen mit Pflegebedarf in Heimen muss sofort gestoppt und perspektivisch auf null gedrückt werden. Dafür muss die Pflegeversicherung mehr ausgeben und braucht daher mehr Einnahmen. Das geht auch ohne Erhöhung des Beitragssatzes - mit einem Systemwechsel zur Solidarischen Pflegevollversicherung", erklärt Pia Zimmermann, Sprecherin der Fraktion DIE LINKE für Pflegepolitik, zur Forderung von Verbänden und Gewerkschaften nach einer Reform der Pflegeversicherung. Zimmermann weiter:

"In einem ersten, sofort umsetzbaren Schritt fordern wir, die Beitragsbemessungsgrenze kräftig anzuheben und dann abzuschaffen. Dadurch zahlen ausschließlich Gutverdienende mehr Beiträge, und Pflegebedürftige müssen weniger Eigenanteile zahlen. In weiteren Schritten sollte die private Pflegeversicherung, in der weniger Menschen mit Pflegebedarf versichert sind, in die Pflegeversicherung integriert werden. Schließlich ist die Ungerechtigkeit zu beseitigen, dass nur auf Löhne und Renten, nicht aber auf Kapitaleinkünfte und Zinsen Beiträge erhoben werden. Die Solidarische Pflegevollversicherung ist aber nicht nur deshalb ein Muss, weil mit ihr alle pflegebedingten Leistungen finanzierbar sind. Aus Sicht der LINKEN gilt: Wer von Pflegebedarf betroffen ist, darf nicht zusätzlich auch noch finanzielle Nachteile haben."

F.d.R. Christian Posselt
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Pressesprecher: Michael Schlick, Tel. 030/227-50016, Mobil 0172/373 13 55 Stellv. Pressesprecher: Jan-Philipp Vatthauer, Tel. 030/227-52801, Mobil 0151/282 02 708 Stellv. Pressesprecherin: Sandy Stachel, Tel. 030/227-52810, Mobil 0151/22 10 28 35 Telefax 030/227-56801, pressesprecher@linksfraktion.de, www.linksfraktion.de
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Pflege-Report 2020 - Neuausrichtung von Versorgung und Finanzierung

Beitrag von WernerSchell » 07.09.2020, 10:05

Siehe auch Buchtipp!

Jacobs, K., Kuhlmey, A., Greß, S., Klauber, J., Schwinger, A. (Hrsg.)

Pflege-Report 2020
Neuausrichtung von Versorgung und Finanzierung

>>> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=23792
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Mehr Wertschätzung für die Pflegeversorgung und eine bessere Bezahlung der Fachkräft

Beitrag von WernerSchell » 09.09.2020, 16:08

Mehr Wertschätzung für die Pflege
Gesundheit/Anhörung

Berlin: (hib/PK) Gesundheits- und Sozialexperten fordern mehr Wertschätzung für die Pflegeversorgung und eine bessere Bezahlung der Fachkräfte. Zudem weisen Fachleute auf die Bedeutung der pflegenden Angehörigen für die Versorgung hin und schlagen Entlastungen vor. Die Sachverständigen äußerten sich anlässlich einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Bundestages am Mittwoch (09.09.2020) über zwei Anträge der Grünen-Fraktion in schriftlichen Stellungnahmen.

Die Grünen-Fraktion fordert eine Entlastung professioneller Pflegekräfte. Die Pflege sei schon immer systemrelevant gewesen, heißt es in einem Antrag (19/19136 https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/191/1919136.pdf ) der Fraktion. In Deutschland spiegele der Lohnzettel die Arbeitsbedingungen, Zuständigkeiten und Systemrelevanz der professionellen Pflege nicht angemessen wider. Gefordert werden kurzfristige Initiativen zum Schutz der Pflegekräfte in der Coronakrise sowie perspektivisch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Ferner brauchen nach Ansicht der Grünen auch die pflegenden Angehörigen mehr Unterstützung. Die Abgeordneten fordern in einem Antrag (19/18957 https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/189/1918957.pdf ) einen besseren Infektionsschutz für pflegebedürftige Menschen und Pflegepersonen.

Die Fachleute unterstützten die Anträge im Grundsatz. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) erklärte, die Wertschätzung der Pflege müsse sich dringend in besseren Arbeitsbedingungen und in tariflicher Bezahlung widerspiegeln, etwa in der Altenpflege. Nötig sei auch mehr Personal.

Trotz gestiegener Anforderungen seien die Personalschlüssel in der Altenpflege seit den 1990er Jahren nahezu unverändert geblieben. Von zentraler Bedeutung sei, dass ein in der Erprobung und Einführung bewährtes Personalbemessungssystem bundesweit eingeführt werde.
Zustimmung kam von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), die erklärte, Wertschätzung und Entlastung seien die wesentlichen Bedingungen dafür, Pflegende an die Kliniken zu binden und neue Pflegekräfte zu rekrutieren.

Die Arbeitsforscherin Tine Haubner von der Universität Jena stellte fest, dass trotz der prognostizierten Abnahme familiärer Pflegebereitschaft die Angehörigen den größten und zugleich kostengünstigsten Pflegedienst stellten. Von den rund 3,4 Millionen Pflegebedürftigen würden drei Viertel ausschließlich oder unter anderem von Angehörigen versorgt. Die Mehrheit der drei bis fünf Millionen privaten Pflegepersonen sei weiblich und nahezu im Umfang einer Vollzeitbeschäftigung in die Pflege eingebunden.

Quelle: Mitteilung vom 09.09.2020
Deutscher Bundestag
Parlamentsnachrichten
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Tel.: +49 30 227-35642, Fax +49 30 227-36001
E-Mail: vorzimmer.ik5@bundestag.de
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Pläne für Pflegereform - Spahn will Eigenanteil für stationäre Pflege auf 700 Euro deckeln

Beitrag von WernerSchell » 05.10.2020, 06:47

Ärzte Zeitung vom 04.10.2020:
Pläne für Pflegereform
Spahn will Eigenanteil für stationäre Pflege auf 700 Euro deckeln

Die Kosten für Pflegebedürftige steigen und steigen. Jetzt will Gesundheitsminister Jens Spahn gegensteuern – und zugleich bessere Gehälter für Pflegekräfte durchsetzen. Kostenpunkt: Sechs Milliarden Euro pro Jahr.
Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will den Eigenanteil in der stationären Pflege im Zuge einer Pflegereform begrenzen. „Mein Vorschlag ist, dass Heimbewohner für die stationäre Pflege künftig für längstens 36 Monate maximal 700 Euro pro Monat zahlen“, sagte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“ (BamS). „Das wären maximal 25.200 Euro. Zwar bleibt die Pflegeversicherung auch dann eine Teilkaskoversicherung. Aber der Eigenanteil wird berechenbar.“
... (weiter lesen unter) ... https://www.aerztezeitung.de/Politik/Sp ... NEWSLETTER
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Gesundheit pflegender Angehöriger leidet unter Corona-Krise

Beitrag von WernerSchell » 02.11.2020, 10:20

DAK-Gesundheit

Pflegende Angehörige leiden überdurchschnittlich stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie: Mehr als jeder zweite sagt, dass sich sein Gesundheitszustand im Vergleich zu vorher verschlechtert hat. 57 Prozent geben an, dass die Belastung durch die Pflege deutlich gestiegen ist. Ein Drittel bewertet die eigene Lebensqualität als schlecht oder sehr schlecht, vor der Corona-Pandemie waren es nur sieben Prozent – der Wert hat sich also mehr als vervierfacht. Das ergibt eine repräsentative Studie*, die der Bremer Professor für Gesundheitsökonomie Heinz Rothgang für die DAK-Gesundheit erstellt hat. Angesichts der Ergebnisse begrüßt DAK-Vorstandschef Andreas Storm die aktuellen Reformpläne des Bundesgesundheitsministeriums, die pflegenden Angehörigen mehr Flexibilität geben sollen. Lesen Sie mehr in unserer Pressemeldung.


Gesundheit pflegender Angehöriger leidet unter Corona-Krise: DAK-Gesundheit begrüßt Reformkonzept als ersten Schritt zur Entlastung
Studie zeigt steigende Belastung durch Pflege während der Pandemie – Lebensqualität nimmt ab


Pflegende Angehörige leiden überdurchschnittlich stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie: Mehr als jeder zweite sagt, dass sich sein Gesundheitszustand im Vergleich zu vorher verschlechtert hat. 57 Prozent geben an, dass die Belastung durch die Pflege deutlich gestiegen ist. Ein Drittel bewertet die eigene Lebensqualität als schlecht oder sehr schlecht, vor der Corona-Pandemie waren es nur sieben Prozent – der Wert hat sich also mehr als vervierfacht. Das ergibt eine repräsentative Studie*, die der Bremer Professor für Gesundheitsökonomie Heinz Rothgang für die DAK-Gesundheit erstellt hat. Angesichts der Ergebnisse begrüßt DAK-Vorstandschef Andreas Storm die aktuellen Reformpläne des Bundesgesundheitsministeriums, die pflegenden Angehörigen mehr Flexibilität geben sollen. Von derzeit 4,25 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden 3,34 Millionen (79 Prozent) zu Hause versorgt.

Schon vor der Corona-Pandemie waren Menschen, die sich um pflegebedürftige An- und Zugehörige kümmern, überdurchschnittlich häufig krank. Elf Prozent der Befragten geben an, dass sich ihr Gesundheitszustand während der Corona-Pandemie noch erheblich verschlechtert hat. Bei 41 Prozent hat er sich etwas verschlechtert. Nur ein Prozent sagt, dass sich die Gesundheit gebessert hat. Die Belastung durch die Pflege ist ebenfalls gestiegen: Für 57 Prozent der Befragten ist sie zeitlich aufwändiger geworden. Dies erklärt sich vor allem damit, dass professionelle Hilfe durch Pflegedienste weggefallen ist. Auffällig ist auch die Bewertung der eigenen Lebensqualität: Ein Drittel nennt diese schlecht oder sehr schlecht. Für die Zeit vor der Pandemie sagen dies nur sieben Prozent.

DAK-Vorstandschef Andreas Storm sagt: „Die Situation pflegender Angehöriger war schon vorher schlecht. Mit der Corona-Krise ist die Belastungsgrenze endgültig überschritten. Wir müssen jetzt handeln und Pflegende unterstützen. Sie brauchen kurzfristig mehr Flexibilität in der Pflege und im Beruf, da die Pandemie noch anhalten wird. Ich begrüße daher die Pläne des Bundesgesundheitsministers, die ein erster Schritt zur Entlastung pflegender Angehöriger sind.“

Die Reformpläne sehen vor, Verhinderungs- und Kurzzeitpflege zusammenzulegen und aus einem Budget-Topf zu zahlen. So soll die häusliche Pflege flexibilisiert werden. Zudem sollen die ambulanten Pflegeleistungen regelmäßig erhöht werden. Für Bewohner von Pflegeheimen ist geplant, die zuletzt stark gestiegenen pflegebedingten Eigenanteile zu deckeln. Außerdem sollen Pflegekräfte besser entlohnt werden.

Die Studie der DAK-Gesundheit fokussiert sich auf pflegende Angehörige im erwerbsfähigen Alter. Sie zeigt: Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist unter Corona-Bedingungen noch schwerer geworden. Fast drei Viertel (71 Prozent) der Befragten sagen, dass sie damit mehr Probleme als vor der Pandemie haben. Nur drei Prozent haben weniger Probleme, Berufs- und Pflegealltag zu vereinen. Für ein Viertel hat sich nichts verändert. Knapp zwei Drittel der Befragten sind allerdings „sehr“ oder „eher“ zufrieden damit, wie ihr Arbeitgeber mit der Corona-Pandemie umgeht.
Die Vereinsamung pflegender Angehöriger ist durch die Maßnahmen sozialer Distanz während der Pandemie noch verstärkt worden: Gut jeder zweite Befragte ist einsam. Vor der Corona-Krise war es ein Drittel. Auch bei der wahrgenommenen Wertschätzung ist eine Verschlechterung erkennbar. Weniger als vor der Pandemie haben das Gefühl, Wertschätzung zu bekommen. Auch wenn der überwiegende Teil der Befragten die Maßnahmen des Infektionsschutzes befürworten, fühlen sie sich in ihrer Rolle als Pflegende nicht ausreichend von der Politik wahrgenommen.

Der Pflegeexperte und Studienleiter Professor Heinz Rothgang sagt: „Pflegende Angehörige sind eine der größten Stützen unserer Gesellschaft. Doch sie bleiben unsichtbar: Auch in der Corona-Krise bekommen sie weder zusätzliches Geld noch Applaus. Diese geringe Anerkennung ihrer Arbeit macht die Situation Pflegender noch schwerer. Umso wichtiger ist es, ihre Leistung anzuerkennen und sie mit geeigneten Maßnahmen zu unterstützen.“
Die Befragten nennen verschiedene Instrumente, die bei der Bewältigung des Pflegealltags „sehr hilfreich“ wären. Dazu zählen freiere Verfügbarkeit von Geldleistungen wie den Entlastungsbetrag (73 Prozent) oder das Budget für Tages- und Kurzzeitpflege (64 Prozent). Andere Instrumente beziehen sich auf mehr Flexibilität im Job: zum Beispiel durch Freistellungszeiten mit Lohnfortzahlung (77 Prozent), flexible Arbeitszeiten (62 Prozent) oder die Möglichkeit zum Homeoffice (54 Prozent). Jeder Zweite nennt die Ausweitung von Corona-Tests sehr hilfreich, zwei von drei Befragten wünschen sich die Versorgung mit Schutzmaterialien vor dem Coronavirus.

Es ist davon auszugehen, dass durch die demografische Entwicklung der Gesellschaft der Sektor der informellen Pflege künftig noch größere Bedeutung bekommt. Die DAK-Gesundheit reagiert auf diese Situation und auf die Studien-Ergebnisse. Pflegende Angehörige werden bei Bedarf angerufen, um herauszufinden, wie die Pflegekasse ihren Alltag erleichtern kann. Dafür steht ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Verfügung. Im Anschluss kann die Beratung auch bei den Pflegenden zu Hause stattfinden.

*Für die Studie wurden 1296 Personen im Zeitraum vom 8.6.2020 bis 12.8.2020 befragt. Primäre Zielgruppe waren informell Pflegende im erwerbsfähigen Alter bis 67 Jahren.

Quelle: Pressemitteilung vom 02.11.2020
DAK-Gesundheit
Pressestelle
Telefon: 040-2364 855 9411
E-Mail: presse@dak.de


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201102_PM_DAK-Studie_Corona_pflegende_Angehörige.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... B6rige.pdf
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Corona-Zeit überlastet pflegende Angehörige - Pflegepersonenzeit gefordert

Beitrag von WernerSchell » 02.11.2020, 15:38

Corona-Zeit überlastet pflegende Angehörige
• VdK fordert Pflegepersonenzeit
• Bentele: „Der größte Pflegedienst der Nation braucht mehr Hilfe.“


Pflegende Angehörige fühlen sich in der Corona-Zeit überlastet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bremen im Auftrag der DAK-Gesundheit. Demnach wurde für über die Hälfte der Befragten die Pflege von Angehörigen seit März aufwendiger. Der Sozialverband VdK wünscht sich mehr Wertschätzung für die etwa 2,5 Millionen Menschen in Deutschland, die neben ihrem Job pflegebedürftige Mütter, Väter oder Lebenspartner betreuen. VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert:

„Der größte Pflegedienst unserer Nation braucht unsere Hilfe. Viele ambulante Pflegedienste sind überlastet. Folglich müssen die Angehörigen noch mehr Zeit und Kraft für die häusliche Pflege aufbringen. Wir fordern eine Pflegepersonenzeit für pflegende Angehörige nach dem Vorbild der Elternzeit. Zusätzlich wäre eine Lohnersatzleistung analog des Elterngeldes sinnvoll. Pflegende Angehörige brauchen endlich die Wertschätzung, die sie verdienen. In der Pandemie hoffen wir, dass auch sie unkomplizierten Zugang zu Schnelltests auf das Virus erhalten. Das gilt auch für ambulante Pflegedienste.“

Laut der Studie der DAK-Gesundheit gab ein Großteil der Befragten auch an, dass Pflege und Beruf durch die Pandemie noch schwieriger zu vereinbaren seien. Für die Untersuchung des Bremer Gesundheitsökonomen Heinz Rothgang wurden den Angaben zufolge vom 8. Juni bis 12. August 1296 Menschen per Online-Fragebogen befragt – im Blick standen zu Hause Pflegende im erwerbsfähigen Alter bis 67 Jahren. Zuvor waren demnach insgesamt 24 500 Menschen angeschrieben worden, die als Pflegepersonen von pflegebedürftigen DAK-Versicherten registriert sind.
Pressekontakt: Ino Kohlmann, Telefon: 030 / 92 10 580-401

Info: Der Sozialverband VdK setzt sich mit seinen mehr als 2 Millionen Mitgliedern für soziale Gerechtigkeit ein. VdK-Mitglieder profitieren von der kompetenten Beratung im Sozialrecht. Als größter Sozialverband Deutschlands vertritt der VdK wirksam die sozialpolitischen Interessen aller Bürgerinnen und Bürger: unabhängig – solidarisch – stark. Mehr unter www.vdk.de

Quelle: Pressemitteilung vom 02.11.2020
Sozialverband VdK Deutschland
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ino Kohlmann (verantwortlich)
Linienstraße 131 - 10115 Berlin
Telefon 030 9210580-400
Telefax 030 9210580-410
www.vdk.de - presse@vdk.de
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Pflegende Angehörige zahlen Preis für Sparkurs der Bundesregierung

Beitrag von WernerSchell » 02.11.2020, 15:40

0828 / 2. November 2020
Pressemitteilung von Pia Zimmermann


Pflegende Angehörige zahlen Preis für Sparkurs der Bundesregierung

"Pflegende Angehörige schultern die Pandemie ohne Hilfe - alleingelassen von der Bundesregierung", bekräftigt Pia Zimmermann, Sprecherin für Pflegepolitik der Fraktion DIE LINKE, die Ergebnisse einer Studie der Universität Bremen für die DAK Gesundheit. Zimmermann weiter:

"Pflege durch Angehörige ist eine private Hilfeleistung, aber sie darf nicht zum privaten Problem werden. Ihre Unterstützung ist eine gesellschaftliche Aufgabe, bei der die Bundesregierung nicht erst in der Pandemie versagt. Bereits im Koalitionsvertrag hatte sie ein Entlastungsbudget versprochen, in dem Leistungen gebündelt werden und flexibel eingesetzt werden können. Das hätte in der Pandemie viel Bürokratie erspart, die pflegende Angehörige jetzt noch zusätzlich belastet. Für dieses Entlastungsbudget liegen aber nicht mal Pläne der Bundesregierung vor. Die wenigen kleinen Zugeständnisse, wie die zeitweilige Anhebung des Betrags für Verbrauchsmittel, werden dem gestiegenen Bedarf bei weitem nicht gerecht.

Mehr als drei Viertel aller Menschen mit Pflegebedarf werden in Deutschland in den eigenen vier Wänden betreut, die meisten von ihnen ohne professionelle Hilfe einzig durch ihre Angehörigen. Mitten in der Pandemie wurden diese pflegenden Angehörigen ignoriert, ihre Anliegen beiseite gewischt - dabei gingen sie schon vorher an den meisten Tagen über ihr Limit hinaus. Es ist eine Schande, aber leider nicht verwunderlich, dass sich nun sogar der Gesundheitszustand vieler pflegender Angehöriger verschlechtert. Sie zahlen den Preis für den Sparkurs der Bundesregierung."

F.d.R. Susanne Müller
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Platz der Republik 1, 11011 Berlin
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Trotz Reformplänen: Pflegebedürftigkeit bleibt Armutsrisiko

Beitrag von WernerSchell » 11.11.2020, 15:16

Trotz Reformplänen: Pflegebedürftigkeit bleibt Armutsrisiko
• Spahn legt Eckpunktepapier vor
• Bentele: „Die Pläne gehen nicht weit genug“


Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Pflege reformieren. Dazu liegt laut Medienberichten ein neues Eckpunktepapier vor. Unter anderem soll die häusliche Pflege gestärkt werden. Der Sozialverband VdK begrüßt grundsätzlich alle Pläne, die die Pflege verbessern. VdK-Präsidentin Verena Bentele schränkt allerdings ein:

„Uns als VdK reicht das nicht. Wenn Gesundheitsminister Spahn vorschlägt, die Eigenanteile auf 700 Euro monatlich für 36 Monate zu begrenzen, bezieht sich das nur auf die reinen pflegerelevanten Eigenanteile der Pflegehaushalte. In vielen Regionen, etwa in Nord- und Ostdeutschland, liegen sie aber unter diesem Betrag. Zugleich leben heutzutage nur die wenigsten Bewohnerinnen und Bewohner drei Jahre und länger in einer vollstationären Einrichtung. Viele Pflegebedürftige hätten gar nichts von dieser sogenannten Entlastung.“

Den Eckpunkten zufolge soll die Vergütung für ambulante Sachleistungen, für das Pflegegeld und die Tagespflege um 5 Prozent ansteigen und zudem einmal jährlich an die Inflation angepasst werden. Verena Bentele sagt dazu:
„Dass die Leistungen dynamisiert werden sollen, ist eine langjährige Forderung des VdK und erst einmal positiv. Wir brauchen aber nicht nur eine Anpassung an die Inflation, sondern vor allem an die Lohnentwicklung.“

Für wenig zielführend hält der VdK zudem die höhere staatliche Bezuschussung der privaten Vorsorge in der Pflege. Insgesamt vermisst der VdK echte Alternativvorschläge, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken. Verena Bentele:
„Eine Pflegevollversicherung wäre eine echte Alternative. Das würde bedeuten, dass die Pflegeversicherung alle pflegebedingten Eigenanteile übernimmt. Der Zuschuss, den sie derzeit zahlt, reicht bei weitem nicht. Zudem sollte endlich die Trennung in gesetzliche und private Pflegeversicherung aufgehoben werden. Pflegebedürftigkeit bleibt ein Armutsrisiko in Deutschland. Daran ändern Spahns Pläne nichts.“
Pressekontakt: Ino Kohlmann, Telefon: 030 / 92 10 580-401

Info: Der Sozialverband VdK setzt sich mit seinen mehr als 2 Millionen Mitgliedern für soziale Gerechtigkeit ein. VdK-Mitglieder profitieren von der kompetenten Beratung im Sozialrecht. Als größter Sozialverband Deutschlands vertritt der VdK wirksam die sozialpolitischen Interessen aller Bürgerinnen und Bürger: unabhängig – solidarisch – stark. Mehr unter www.vdk.de

Quelle: Pressemitteilung vom 11.11.2020
Sozialverband VdK Deutschland
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ino Kohlmann (verantwortlich)
Linienstraße 131 - 10115 Berlin
Telefon 030 9210580-400
Telefax 030 9210580-410
www.vdk.de - presse@vdk.de


+++
Anmerkung:
Das BMG wurde heute, 11.11.2020, gebeten, das in den Medien vielfach genannte Eckpunktpapier zu übersenden. Dann kann Stellung genommen werden. - Werner Schell
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VKAD bezieht Position: Versorgung sichern – Bessere Rahmenbedingungen in der Pflege schaffen

Beitrag von WernerSchell » 27.11.2020, 17:14

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POSITIONSPAPIER
Der VKAD bezieht Position: Versorgung sichern – Bessere Rahmenbedingungen in der Pflege schaffen

In einem längeren Prozess hat der VKAD unter Einbindung seiner Mitglieder sechs Forderungen formuliert, die für bessere Rahmenbedingungen in der Pflege sorgen sollen. Für den kommenden Bundestagswahlkampf sind damit die Positionen des VKAD und die daraus resultierenden Forderungen an die Politik formuliert.

Neben einer deutlichen Sicht durch die Brille der Träger in der Altenhilfe, war für die Erstellung des Positionspapiers die Frage leitend, wie pflegebedürftige Menschen und deren An- und Zugehörige in Zukunft die notwendige Unterstützung durch die Angebote unserer Mitglieder erhalten können.

Es ist eine große Herausforderung, der sich die Gesellschaft stellen muss. Denn kostenneutral werden wir die Versorgung der Baby-Boomer-Generation nicht sicherstellen können. Vielfalt und Ausbau von Angeboten sind die Schlagwörter, mit denen sich Träger in der Altenhilfe beschäftigen, um den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden.

Mit diesen sechs Forderungen beteiligt sich der Verband Katholischer Altenhilfe in Deutschland e. V. (VKAD) an der Diskussion zur Gestaltung besserer Rahmenbedingungen in der Pflege:

Mehr Mitarbeitende in der Pflege, damit die Versorgung gesichert bleibt
durch

einrichtungsindividuelle, bedarfsgerechte Qualifikationsmixe sowie eine Flexibilisierung der Personalausstattung
Integration internationaler Pflegekräfte

Pflegekosten durch festen Eigenanteil planbar gestalten
durch
Gestaltung pflegebedingter Kosten derart, dass sie vorhersehbar werden

Weiterentwicklung einer bedarfsgerechten Pflege durch Flexibilisierung der Sektorengrenzen und Pflegeleistungen
durch
Vergütung der Behandlungspflege im stationären Bereich
Einführung eines Pflegebudgets

Investitions- und Innnovationsfähigkeit sichern, damit gute Pflege- und Arbeitsbedingungen finanziert werden können
durch
bundeseinheitlich abgestimmte und fachlich begründete Rahmenbedingungen zur Ausgestaltung von Pflegeeinrichtungen
regelhafte und bundesweit einheitliche Anpassungen der Refinanzierungsgegebenheiten zu Bau- und Finanzierungskosten von Pflegeimmobilien
bundesweit anerkannte und refinanzierte Nutzungsdauer von Pflegeimmobilien von maximal 30 Jahren

Digitale Transformation in der Pflege gestalten
durch
umfassenden, nachhaltigen und refinanzierten Ausbau einer tragfähigen digitalen Infrastruktur, die eine Anwendung der zahlreichen digitalen Tools in der häuslichen und stationären Pflege sicherstellt
einen vorgezogenen Anschluss der häuslichen Krankenpflege an die Telematik

Arbeitsbedingungen in der Pflege weiterentwickeln
durch
Vermeidung von Doppelprüfungen im stationären Pflegebereich
den Auf- bzw. Ausbau multiprofessioneller und flexibler Teams
Aufwertung der Pflegefachperson
Herstellung der Gleichwertigkeit der verschiedenen Abschlüsse
Nichtanrechnung der Auszubildenden auf die Personalschlüssel
Integration der Schul- und Weiterbildungskosten in das refinanzierte Budget für Personal
Erhöhung des Anteils hochschulisch ausgebildeter Pflegekräfte
Ohne bessere Rahmenbedingungen in der Pflege wird dieses Ziel jedoch kaum erreicht werden können. Wenn wir dem Berufsfeld Pflege jedoch gute Rahmenbedingungen schaffen, werden sich zukünftig mehr Menschen in diesem Feld beruflich engagieren wollen.

Das Positionspapier des VKAD für den Bundestagswahlkampf "Versorgung sicheren - Bessere Rahmenbedingungen in der Pflege schaffen" können Sie hier herunterladen.

Autor/in:
Andreas Wedeking
Quelle: https://www.vkad.de/positionen/position ... orgung-sic


Downloads
PDF | 1,7 MB
20_Positionspapier_Bessere Rahmenbedingungen >>> https://www.vkad.de/cms/contents/vkad.d ... ?d=a&f=pdf
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Pflege fair behandeln! Diakonie-Mitarbeitende in der Altenhilfe berichten über Pandemie-Erfahrungen

Beitrag von WernerSchell » 02.12.2020, 13:18

Aus Forum:
> viewtopic.php?f=6&t=23530&p=116214#p116214


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Pflege fair behandeln! Diakonie-Mitarbeitende in der Altenhilfe berichten über Pandemie-Erfahrungen

- Personalmangel ist größtes Hindernis bei der Pandemie-Bewältigung
- Mitarbeitende haben Sorge, andere anzustecken
- Familie und Freunde geben Halt und Orientierung



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Berlin, 2. Dezember 2020 - Der Personalmangel wird von den Pflegekräften der Diakonie als das größte Hindernis bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie empfunden. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage der Diakonie und midi, der Zukunftswerkstatt von Diakonie und EKD, unter Mitarbeitenden in der stationären Altenhilfe. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass der durch Corona bedingte Personalausfall nur durch Mehrarbeit und eine Umverteilung von Personal innerhalb ihrer Einrichtung kompensiert werden kann. 25 Prozent der Befragten gaben an, dass Kolleginnen und Kollegen mit Covid-19 infiziert waren. 70 Prozent zufolge mussten Kolleginnen und Kollegen in ihrer Einrichtung wegen eines Coronaverdachts in Quarantäne, was die Personallage zusätzlich erschwerte.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie: "Die ohnehin angespannte Personallage in der Pflege wird durch Corona drastisch verschärft. Wenn in erheblichem Maße Personal durch Erkrankung oder Quarantänemaßnahmen ausfällt, wird es mehr als eng. Der großen Professionalität und dem konstant hohen Engagement der Pflegenden in der Diakonie verdanken wir, dass auch in dieser Ausnahmezeit die besonders gefährdeten Menschen in den Einrichtungen und Diensten der Altenhilfe weiter umsichtig und zugewandt versorgt werden. Corona unterstreicht aber auch, dass der Personalnotstand in der Pflege endlich gelöst werden muss. Der Kampf gegen die Pandemie darf nicht länger auf dem Rücken der Pflegekräfte und der ihnen anvertrauten Menschen ausgetragen werden."

Schon ohne Pandemie benötigen die Pflegeheime deutschlandweit mehr als 100.000 zusätzliche Pflegekräfte, wie der Bremer Gesundheitsökonom und Pflegeexperte Professor Heinz Rothgang errechnet hat. Unter Corona-Bedingungen müssen alle Einrichtungen zusätzlich mit einem massiven Personalausfall klarkommen.

Die Pandemie wird von 85 Prozent der Beschäftigten in den Einrichtungen der Altenhilfe als große Belastung empfunden. Dabei treibt die Mitarbeitenden vor allem die Sorge um, sie könnten die ihnen anvertrauten Menschen anstecken. Im Frühjahr war der Mangel an Schutzausrüstung das größte Problem. Knapp 50 Prozent der Befragten gab an, dass sie damals nicht einmal einen einfachen Mundnasen- Schutz nutzen konnten. Noch seltener standen die vom RKI als Arbeitsschutz empfohlenen FFP2/3-Masken zur Verfügung.
Lilie: "Dass angesichts dieses dramatischen Mangels an Ausrüstung die Altenhilfe- Einrichtungen überhaupt arbeitsfähig waren - und sind - und es in rund 80 Prozent der Einrichtungen in der stationären Altenhilfe keine Infektionen gab, ist zuerst dem verantwortungsbewussten und professionellen Reagieren der Mitarbeitenden in den Einrichtungen zu verdanken."

Die Studie macht ebenfalls deutlich: Die Kontaktreduzierungen und Besuchsbeschränkungen während des ersten Lockdowns dienten der Risikominimierung. Nach Ansicht von 93 Prozent der Befragten war dies zu Beginn der Pandemie wegen des Mangels an Schutzausrüstung die einzig verbliebene Möglichkeit, um Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen. Vornehmlich betrafen diese Maßnahmen externe Dienstleister, ehrenamtlich Mitarbeitende und Besucher, die nicht zur engsten Familie gehören. Über die Hälfte der Befragten gab an, dass für nahestehende Angehörige entweder uneingeschränkt oder wenigstens ausnahmsweise der Zugang möglich war.

Der Alltag der Pflegenden und der Bewohnerinnen und Bewohner seit Ausbruch der Pandemie wird als "Schicksalsgemeinschaft" wahrgenommen. So gaben 63 Prozent der Befragten an, dass der Austausch untereinander intensiver war als vor der Pandemie, obgleich weniger Zeit zur Verfügung stand. 61 Prozent der Mitarbeitenden gaben an, dass ihre Familie durch ihre berufliche Tätigkeit Nachteile in Kauf nehmen musste.

Die Studie fragt auch danach, wer oder was den Pflegenden in der Pandemie Halt und Orientierung gibt. Neben dem Austausch unter Kolleginnen und Kollegen sowie dem kollegialen Zusammenhalt sind dies in aller erster Linie die Gespräche mit Familienangehörigen und dem Ehe- bzw. Lebenspartner (81 Prozent) sowie der Austausch im Freundeskreis (58 Prozent). Der Hälfte der Befragten sind zudem Oasenzeiten wichtig; ein Viertel findet in Gebet und spirituellen Alltagsroutinen Halt und Orientierung.

Hart ins Gericht gehen die Befragten mit der Politik: Statt Klatschen und Balkonbotschaften fordern rund zwei Drittel der Befragten endlich strukturelle Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Bezahlung. Die jetzt vorliegende Studie unterstreicht, wie groß der Reformbedarf aus Sicht der Diakonie- Mitarbeitenden in der Pflege tatsächlich ist. Eine echte Reform der Pflegeversicherung, die den Personalmangel und die Arbeitsbedingungen in den Blick nimmt, ist aus ihrer Sicht der nächste dringend überfällige Schritt.

Lilie: "Wir brauchen ein Pflegesystem, das die Pflegenden wirklich fair behandelt. Es führt kein Weg vorbei an einer umfassenden Pflegereform, die zu mehr Personal in den Pflegeeinrichtungen und -diensten führt und die pflegebedürftige Menschen zugleich finanziell nicht überfordert. Durch gute Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung lassen sich außerdem mehr junge Menschen und Berufsumsteigerinnen und -umsteiger für den Pflegeberuf gewinnen."

Im vergangenen Jahr hat die Diakonie Deutschland ein Konzept für eine grundlegende Pflegereform vorgelegt.

Hintergrund:
An der Erhebung nahmen 1735 Mitarbeitende in stationären, teilstationären Einrichtungen, ambulanten Diensten und Hospizen der Diakonie in ganz Deutschland im Zeitraum vom 2. bis 30. Oktober 2020 teil. 60 Prozent der Befragten lassen sich dem stationären Bereich der Altenhilfe, 28 Prozent den ambulanten Diensten, sieben Prozent dem teilstationären Bereich und fünf Prozent den Hospizen zuordnen. 41,5 Prozent der Befragten sind pflegerisch-betreuerisch tätig und ebenso viele in der Pflegedienst-, Wohnbereichs- oder Einrichtungsleitung. Die übrigen Befragten arbeiten in der Verwaltung, der Hauswirtschaft oder als externer Dienstleister. Die soziodemographische Zusammensetzung der Stichprobe (Alter,
Geschlecht) spiegelt die tatsächliche Zusammensetzung der Diakonie- Mitarbeitenden in der Altenhilfe wider.



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Weitere Informationen:
- https://www.diakonie.de/journal/covid-1 ... r-diakonie
- Konzept der Diakonie Deutschland für eine grundlegende Pflegereform: > https://www.diakonie.de/fileadmin/user_ ... reform.pdf
- www.mi-di.de


#pflegefairbehandeln

Quelle und weitere Informationen : Pressemitteilung vom 02.12.2020 > https://www.diakonie.de/pressemeldungen ... rfahrungen
Kathrin Klinkusch, Pressesprecherin
Pressestelle, Zentrum Kommunikation
T +49 30 65211-1780
F +49 30 65211-3780
pressestelle@diakonie.de
Diakonie Deutschland
Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin www.diakonie.de

Die Diakonie ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirchen. Bundesweit sind
599.282 hauptamtliche Mitarbeitende in rund 31.600 ambulanten und stationären Diensten der Diakonie wie Pflegeheimen und Krankenhäusern, Beratungsstellen und Sozialstationen mit 1,18 Millionen Betten/Plätzen beschäftigt. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen. Etwa 700.000 freiwillig Engagierte sind bundesweit in der Diakonie aktiv.
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Ohne Pflegevollversicherung droht weiterer Exodus der beruflich Pflegenden

Beitrag von WernerSchell » 02.12.2020, 16:45

0921 / 2. Dezember 2020
Pressemitteilung von Pia Zimmermann


Ohne Pflegevollversicherung droht weiterer Exodus der beruflich Pflegenden

"Die Warnungen sind offenbar immer noch nicht beim Gesundheitsminister angekommen: Wir brauchen schnelle und spürbare Verbesserungen. Die durch die Pandemie noch einmal gesteigerte Arbeitsbelastung haben 81 Prozent der Pflegenden nur durch den Rückhalt bei Angehörigen und Freunden überstanden, bei 61 Prozent haben diese Beziehungen aber durch die Arbeitsbelastung gelitten. Damit geht ihnen ihre letzte Quelle für Kraft und Motivation verloren. Ohne finanzreformerische Schritte Richtung Pflegevollversicherung, durch die deutlich mehr und deutlich besser bezahltes Personal solide finanzierbar wird, werden sehr wahrscheinlich noch mehr Pflegende ihren Beruf verlassen", erklärt Pia Zimmermann mit Blick auf die heute veröffentlichte Covid-19-Pflegestudie der Diakonie. Die Sprecherin für Pflegepolitik der Fraktion DIE LINKE weiter:

"Am 24. November hat Prof. Dr. Thomas Fischer aus Dresden auf dem 'Digitalen Pflegefachtag' verschiedener Katholischer Organisationen auf seine aktuellen Forschungsergebnisse hingewiesen. Aufgrund der Belastungen erklärten viele Pflegekräfte, dass sie im Interesse der zu Pflegenden die Coronazeit noch durchhalten, nach dem Ende der Pandemie aber den Beruf verlassen werden, sofern es nicht unmittelbar bevorstehende spürbare Verbesserungen geben wird."

F.d.R. Susanne Müller
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Neue DAK-Studie untersucht Reformvorhaben von Bundesgesundheitsminister Spahn

Beitrag von WernerSchell » 04.01.2021, 09:54

DAK-Gesundheit

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Reform der Pflegeversicherung würde zahlreiche Menschen in Pflegeheimen und deren Angehörige deutlich entlasten. Durch neue Finanzierungswege und einen Steuerzuschuss könnte die Zahl der Sozialhilfeempfänger in Heimen um ein Drittel reduziert werden. Dies wäre die niedrigste Quote seit über 20 Jahren. Das zeigt eine aktuelle Studie der DAK-Gesundheit. Im Auftrag der Krankenkasse hat der Bremer Pflegeökonom Professor Dr. Heinz Rothgang die Wirkung der verschiedenen Reformelemente berechnet. Lesen Sie mehr in der nachfolgenden Pressemeldung.


Durch geplante Pflegereform sinkt Zahl der Sozialhilfeempfänger in Heimen um ein Drittel
• Neue DAK-Studie untersucht Reformvorhaben von Bundesgesundheitsminister Spahn
• Ohne Reform droht höchste Fürsorgequote seit 1997
• DAK-Chef Storm sieht „einmalige Chance“ zur schnellen Umsetzung noch vor der Bundestagswahl


Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Reform der Pflegeversicherung würde zahlreiche Menschen in Pflegeheimen und deren Angehörige deutlich entlasten. Durch neue Finanzierungswege und einen Steuerzuschuss könnte die Zahl der Sozialhilfeempfänger in Heimen um ein Drittel reduziert werden. Dies wäre die niedrigste Quote seit über 20 Jahren. Das zeigt eine aktuelle Studie der DAK-Gesundheit. Im Auftrag der Krankenkasse hat der Bremer Pflegeökonom Professor Dr. Heinz Rothgang die Wirkung der verschiedenen Reformelemente berechnet. Laut Studie könnten sich für 90 Prozent der Pflegeheimbewohner die Eigenanteile verringern. Ohne Reform würde die Fürsorgequote unter den Heimbewohnern dagegen um weitere vier Punkte auf einen in diesem Jahrtausend noch nicht dagewesenen Rekordwert von knapp 37 Prozent ansteigen. Weiterer Effekt der Reform: Länder und Kommunen würden bei der Hilfe zur Pflege um zwei Milliarden Euro entlastet und hätten so zusätzlichen Spielraum für die geplante Mitfinanzierung der Investitionskosten.

„Unsere Studie macht deutlich, dass die von Minister Spahn geplante Pflegereform hoch wirksam wäre und für zahlreiche Menschen den möglichen Weg aus der drohenden Fürsorgefalle aufzeigt“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Das Reformmodell für eine solidarische Neuausrichtung der Pflegeversicherung ist eine einmalige Chance, Pflegebedürftige und ihre Angehörige zu entlasten. Jetzt ist es wichtig, dass diese notwendige Reform noch vor der Bundestagswahl auf den Weg gebracht und beschlossen wird.“

Am 4. November 2020 hatte das Bundesgesundheitsministerium Eckpunkte für eine umfassende Pflegereform vorgelegt. Demnach sollen die monatlichen Eigenanteile der Heimbewohner für Pflegeentgelte und Ausbildungsosten auf maximal 700 Euro begrenzt werden. Nach längstens 36 Monaten soll die Pflegeversicherung diese Kosten voll übernehmen. Zusätzlich soll die Höhe der Eigenanteile weiter sinken, indem sich die Bundesländer mit einem monatlichen Zuschuss von 100 Euro pro Heimbewohner an den Investitionskosten beteiligen. Entstehende Mehrausgaben der Pflegeversicherung sollen laut Eckpunkten größtenteils über Steuermittel finanziert werden.

Die aktuelle DAK-Studie stellt diese Eckpunkte auf den Prüfstand und zeigt: Aufgrund der letzten Tarifabschlüsse für Pflegekräfte würde ohne eine Reform der Anteil der Sozialhilfeempfänger in Pflegeheimen kurzfristig auf knapp 37 Prozent ansteigen. Das wäre ein Rekordwert seit 1997. Aktuell beziehen rund 33 Prozent aller Heimbewohner Sozialhilfe. Durch die geplante Reform würde der Wert auf knapp 25 Prozent sinken. Das wäre die niedrigste Fürsorgequote seit über 20 Jahren.

„Insgesamt führt der Reformvorschlag zu einer deutlichen Reduktion der Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege um 28 Prozent“, heißt es in der Studie für die DAK-Gesundheit. Die Ausgaben in diesem Bereich würden um 53 Prozent sinken, wodurch Länder und Kommunen im Bereich der Sozialhilfe um über zwei Milliarden Euro spürbar entlastet würden. Durch diese Einsparung für die Länder würde die geplante Belastung durch die Übernahme zusätzlicher Investitionskosten in Höhe von 938 Millionen Euro „deutlich überkompensiert“.

Laut DAK-Studie würden bereits auf dem heutigen Preisniveau „fast 80 Prozent aller Pflegeheimbewohner durch die vorgeschlagene Reform finanziell entlastet“. Durch die Steigerung der Pflegesätze von zehn Prozent durch Tarifabschlüsse in der Pflege gebe es bereits Mitte des Jahres 2021 noch stärkere Entlastungswirkungen. „In der Summe ist zu erwarten, dass zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Reform rund 90 Prozent der Heimbewohner finanziell entlastet werden“, heißt es weiter in der Untersuchung. Dies würde dann auch für Länder wie Thüringen, in denen die Höhe der Eigenanteile derzeit bundesweit am niedrigsten liegen, eine Entlastung für mehr als zwei Drittel der Heimbewohner nach sich ziehen.

Durch die Reform steige der erweiterte Leistungsumfang der Pflegeversicherung um rund fünf Milliarden Euro. Nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist eine Finanzierung durch Steuermittel geplant. Damit würden sowohl bessere Löhne für die Pflegenden realisiert als auch „erstmalig eine systematische Absicherung der Pflegebedürftigen gegen pflegebedingte Verarmung“, heißt es zusammenfassend von Professor Dr. Heinz Rothgang als Studienautor. „Die in Aussicht gestellten Reformelemente sind damit umfassend geeignet, die Situation der aktuellen und zukünftigen Pflegebedürftigen zu verbessern.“

Quelle: Pressemitteilung vom 04.01.2021
DAK-Gesundheit
Pressestelle
Telefon: 040-2364 855 9411
E-Mail: presse@dak.de


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20210104_PM_DAK_Studie_Modellrechnung_Pflegereform_final.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... _final.pdf
20210104_DAK_Studie_Pflegereform_Modellrechnungen_zur_Sozialhilfe_final.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... _final.pdf

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