Defizit der Krankenkassen steigt bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro

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Defizit der Krankenkassen steigt bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro

Beitrag von WernerSchell » 24.10.2019, 12:58

BertelsmannStiftung

Studie:
Defizit der Krankenkassen steigt bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro

Der Gesetzlichen Krankenversicherung werden laut aktuellen Berechnungen bis 2040 fast 50 Milliarden Euro fehlen. Grund: Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geht auseinander. Um diese Lücke zu schließen, müsste der Beitragssatz von derzeit 14,6 schrittweise auf 16,9 Prozent steigen. Unsere Experten sehen Anpassungen der überalterten Infrastruktur und eine finanzielle Unterstützung des Bundes bei den Beitragssätzen als notwendig an.

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Download >>> https://www.bertelsmann-stiftung.de/fil ... ierung.pdf

Bis 2040 erhöht sich das Defizit in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf fast 50 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis der Studie "Zukünftige Entwicklung der GKV-Finanzierung" des IGES Institutes in unserem Auftrag. Laut der Prognose geht nach Jahren mit Rekordüberschüssen in der Gesetzlichen Krankenversicherung ab Mitte der Zwanzigerjahre die Schere zwischen Gesundheitsausgaben und Beitragseinnahmen wieder auseinander.

Um die prognostizierten Ausgabensteigerungen abzudecken, müsste der GKV-Beitragssatz bis 2040 von derzeit 14,6 Prozent schrittweise auf 16,9 Prozent angehoben werden. "Die Zeiten eines gleichlaufenden Zuwachses von Einnahmen und Ausgaben sind vorbei. Die Gesundheitspolitik hat jetzt noch Zeit, die ihr zur Verfügung stehenden Mittel rechtzeitig zu nutzen, bevor die Finanzschere weiter auseinandergeht," stellt unser Vorstandsmitglied Brigitte Mohn fest. "Die Debatte über den gesundheitspolitisch sinnvollen Instrumentenmix muss heute beginnen, damit die beschlossenen Maßnahmen wirken, wenn es darauf ankommt."

Die von uns beauftragten Wissenschaftler des IGES Instituts haben analysiert, welche Faktoren die Finanzsituation der GKV beeinflussen. Sollte sich etwa die Einkommensentwicklung in Deutschland zukünftig an den relativ hohen Lohnsteigerungen der jüngsten Zeit orientieren, müsste der Beitragssatz bis 2040 nur auf 15,4 Prozent steigen. Im Gegensatz dazu würde ein überdurchschnittlicher Anstieg der Preise im Gesundheitswesen die Schere weiter auseinandertreiben. Der Beitragssatz könnte dann 2040 sogar bei 18,7 Prozent liegen.

"Die für die Finanzierung des Gesundheitswesens einflussreichsten Faktoren kommen von außen und lassen sich durch Gesundheitspolitik nicht direkt beeinflussen", erklärt unser Gesundheits-Experte Stefan Etgeton ein wesentliches Ergebnis der Studie. "Trotzdem sind die gesundheitspolitischen Instrumente, die die Kosten reduzieren und die Einnahmen verbessern, nicht wirkungslos", so Etgeton weiter.

Kostentreiber sind Menge und Preise bei den medizinischen Leistungen
Die Studie zeigt außerdem, dass für die steigenden Ausgaben weniger die Alterung der Bevölkerung als vielmehr die Entwicklung von Menge und Preis bei den medizinischen Leistungen verantwortlich ist. "Eine kluge Kostendämpfungspolitik, die die Versorgungsstrukturen im stationären Bereich konsequent konsolidiert, kann dem Defizit in der GKV wirksam entgegensteuern", so Etgeton.

Auf der Einnahmeseite könnte wiederum der Bundeszuschuss schrittweise erhöht werden und so die Beitragserhöhung bremsen. Damit würden auch die Arbeitskosten weniger stark belastet. Wollte man den Beitragssatz dauerhaft auf 15 Prozent stabil halten, müsste der Steuerzuschuss von derzeit 14,5 Milliarden Euro pro Jahr (das entspricht 7 Prozent der Beitragseinahmen) bis 2040 auf 70 Milliarden Euro, somit etwa ein Fünftel der Beitragseinnahmen, ansteigen.

Wir empfehlen der Gesundheitspolitik, der sich abzeichnenden finanziellen Entwicklung in der Gesetzlichen Krankenversicherung frühzeitig und ohne Scheuklappen zu begegnen. Kostendämpfungspolitik habe sich in der Vergangenheit als wirksam erwiesen. Heute müssten vor allem ineffiziente Strukturen im stationären Bereich abgebaut werden. Zugleich müssten steigende Beitragssätze dadurch abgemildert werden, dass der Bund seinen Zuschuss schrittweise anhebt.

Auf der Grundlage der Solidarprinzipien der GKV sollte die Debatte über eine nachhaltige Finanzierung möglichst tabulos geführt werden – auch im Verhältnis zur privaten Krankenversicherung. "Gesellschaftliche Verantwortungsübernahme beinhaltet auch, dass die besser gestellten und im Durchschnitt gesünderen Teile der Bevölkerung sich nicht aus dem Solidarausgleich verabschieden dürfen", sagt Brigitte Mohn. Die Herausforderungen der GKV zu bewältigen, ist eine Frage des sozialen Zusammenhalts in einer Demokratie wie der Deutschlands.

Quelle: Pressemitteilung vom 09.10.2019
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/ ... rden-euro/

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Deutsches Ärzteblatt vom 09.102.2019:
Studie sagt Milliardendefizit für gesetzliche Krankenversicherung voraus
Gütersloh – Das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) könnte nach einer Prognose der Bertelsmann Stiftung bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro steigen. Um die Steigerung der Ausgaben abzudecken, müsste der Beitragssatz bis 2040 von... [mehr] > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/30 ... 975-pz4a1n

Ärzte Zeitung vom 09.10.2019:
Studie
Krankenkassen mit strukturellem Milliarden-Defizit?

Das erste Halbjahr 2019 haben die Krankenkassen mit einem Minus abgeschlossen. Eine Bertelsmann-Prognose geht künftig von Milliarden-Defiziten aus. ... > http://ods-mailing.springer-sbm.com/d-r ... &tags=test

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Anmerkung der Moderation vom 10.10.2019 und gleichzeitig Text für die sozialen Medien:
Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung wird das Defizit der Krankenkassen bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro steigen. Experten sehen Anpassungen der überalterten Infrastruktur und eine finanzielle Unterstützung des Bundes bei den Beitragssätzen als notwendig an. > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=23406 … Ein solches Herumkurieren löst aber die Kernprobleme der Finanzierung nicht wirklich auf. Es wird daher nochmals vorgeschlagen, eine grundlegende Systemreform der Krankenversicherung mit dem Ziel durchzuführen, am Ende die Krankenversorgung mit einer einzigen Krankenkasse sicherzustellen! > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=23230
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WernerSchell
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Faire Kassenfinanzierung ohne Reform nicht möglich

Beitrag von WernerSchell » 25.10.2019, 06:19

BARMER

Publikation „Gesundheitswesen aktuell 2019“
Faire Kassenfinanzierung ohne Reform nicht möglich


Berlin, 24. Oktober 2019 – Eine grundlegende Reform des Krankenkassen-Finanzausgleichs ist zwingend erforderlich, damit ein fairer Wettbewerb in Zukunft möglich wird. Andernfalls wird die Kluft zwischen den Kassen weiter wachsen und damit auch die finanzielle Schieflage in der GKV. Das geht aus einer Analyse zum Umbau des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs in der BARMER-Publikation „Gesundheitswesen aktuell 2019“ hervor. Um die seit Jahren bestehenden Verwerfungen im GKV-System zu beseitigen, seien eine Regionalkomponente, ein differenziertes Vollmodell, eine Manipulationsbremse und ein Risikopool unverzichtbar. „Die Reform des Morbi-RSA ist alternativlos und überfällig. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass das Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz die Weichen dafür stellt. In der neuen Ausgabe von ‚Gesundheitswesen aktuell‘ wird eine Analyse vorgelegt, die zentrale Punkte in dem Entwurf zum Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz bestätigt“, so Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Die Reform werde dafür sorgen, dass die Beitragsgelder zielgenauer dort hinfließen, wo sie für die Versorgung der Versicherten tatsächlich benötigt werden.

Chancen und Risiken der Digitalisierung analysiert
Einen weiteren Schwerpunkt in der BARMER-Publikation bilde der Einzug der Digitalisierung in das Gesundheitswesen. Dabei werde untersucht, inwieweit die elektronische Patientenakte bei den Versicherten auf Akzeptanz stoße und an welchen Stellen es Vorbehalte gebe. Ein anderer Beitrag liefere eine Bestandsaufnahme über die aktuellen telemedizinischen Projekte in Deutschland. „Die Digitalisierung verändert unser Leben wie keine andere Revolution in den letzten 100 Jahren. Die BARMER gestaltet die Entwicklung im Gesundheitswesen aktiv mit, in deren Fokus der Nutzen für die Versicherten und der Datenschutz stehen. Mit dem nun begonnenen Aufbau unserer elektronischen Patientenakte ‚BARMER eCare‘ haben wir einen weiteren Meilenstein unserer Digitalstrategie gesetzt“, so Straub.

Die Publikation steht zum Download bereit unter: www.barmer.de/p012367

Quelle: Pressemitteilung vom 24.10.2019
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