Großer Personalmangel in der Pflege
Gesundheit/Antwort
Berlin: (hib/PK) In Deutschland waren 2017 im Jahresdurchschnitt rund 35.000 Stellen in der Pflegebranche nicht besetzt. Das geht aus der Antwort (19/1803
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/018/1901803.pdf ) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (19/1550
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/015/1901550.pdf ) der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor.
Demnach meldete die Bundesagentur für Arbeit (BA) in der Altenpflege 23.319 offene Stellen, darunter 14.785 für Fachkräfte und 8.443 für Pflegehelfer. In der Krankenpflege waren es insgesamt 12.227 offene Stellen, darunter 10.814 für Fachkräfte und 1.413 für Helfer.
Die Deckungslücke ist in den Bundesländern unterschiedlich groß, wie aus den Angaben weiter hervorgeht. So wurden allein in Nordrhein-Westfalen (NRW) 4.763 offene Stellen in der Altenpflege registriert, in Bayern waren es 3.188 Stellen, in Mecklenburg-Vorpommern 468. Auch in der Krankenpflege lag NRW mit 3.049 offenen Stellen vorne, in Bayern waren es 1.832 und in Mecklenburg-Vorpommern 179 Stellen.
Quelle: Mitteilung vom 03.05.2018
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Vorbemerkung der Fragesteller
Die Gefährdung einer guten pflegerischen Versorgung aufgrund von Personalmangel
in der Alten- und Krankenpflege dominiert die Debatte, wie Pflege
heute und in Zukunft sichergestellt werden kann. Fehlendes Pflegepersonal hat
zudem direkte Auswirkungen auf die Arbeitssituation der Pflegekräfte, die fehlende
Kolleginnen und Kollegen ausgleichen müssen und infolgedessen unter
steigendem Arbeitsdruck leiden (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, „Immer
am Limit“, 11. Februar 2018).
Der bundesweite Fachkräftemangel in teil- und vollstationären Altenpflegeeinrichtungen
wird durch die repräsentative Studie des Deutschen Pflege-Thermometers
2018 bestätigt (Pressemitteilung vom 15. März 2018). Hier werden zudem
u. a. eine unzureichende Bewerberlage und die Abnahme der Qualität der
Bewerbungen angeführt. 30 Prozent der befragten Leitungen geben an, dass sie
offene Stellen nicht bei der Arbeitsagentur melden, sodass davon ausgegangen
werden muss, dass der in der Bundesstatistik benannte Wert der offenen Stellen
in der Altenpflege in der Realität deutlich höher liegt. Das Deutsche PflegeThermometer
2018 schätzt, dass aktuell von ca. 17 000 offenen und direkt zu
besetzenden Stellen in Pflegeberufen im Arbeitsfeld Altenpflege auszugehen
sei. Die Personalrekrutierung sei nur lokal begrenzt möglich und stelle eine regionale
Herausforderung dar, da Mitarbeitende in der Regel max. 20 Kilometer
von ihrem Wohnort zur Arbeitsstätte zu fahren bereit sind und auch nicht geneigt
sind, für die Arbeit umzuziehen.
Unter anderem letzteres zeigt aus Sicht der Fragesteller, wie notwendig regionale,
auf die Landkreise heruntergebrochene Analysen sind, um in den nächsten
Jahren vor Ort zielgenaue Lösungsansätze zu erarbeiten.
Der Personalmangel äußert sich zudem im ambulanten Bereich, wo Pflegedienste
aufgrund fehlender Pflegekräfte teilweise neue Kundinnen und Kunden
ablehnen bzw. bestehende Verträge kündigen müssen (Frankfurter Allgemeine
Zeitung, „Pflegedienste am Limit“, 13. März 2018). Eine flächendeckende ambulante
pflegerische Versorgung ist somit auch nicht mehr überall sichergestellt.
Auch im Krankenhausbereich liegt ein Fachkräftemangel vor (ÄrzteZeitung,
„Pflegepersonallücke: GroKo nimmt neuen Anlauf“, 15. Februar 2018).