Gesundheitspolitik: Globale Gesundheitskrisen verhindern

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Gesundheitspolitik: Globale Gesundheitskrisen verhindern

Beitrag von WernerSchell » 24.07.2017, 05:53

Globale Gesundheitskrisen verhindern
G20 starten internationale Forschungsinitiative zu Antibiotika-Resistenzen/ Wanka: "Gemeinsam Lösungen für drängende Herausforderungen finden"


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Im Gesundheitsbereich erzielten die G20 in Hamburg große Fortschritte. Im Blickpunkt der Beratungen standen unter anderem Antibiotika-Resistenzen. Antibiotika retten bei bakteriellen Infektionen Menschenleben, doch Keime werden zunehmend resistent gegen die bewährten Wirkstoffe. Dies kostet weltweit immer mehr Menschen das Leben. Um diese Entwicklung zu stoppen, beschlossen die G20 in Hamburg eine neue, globale Forschungsinitiative gegen antimikrobielle Resistenzen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird die Initiative in den nächsten zehn Jahren mit bis zu 500 Millionen Euro unterstützen.

"Gemeinsames Handeln der G20 trägt entscheidend dazu bei, dass Forschung für drängende globale Herausforderungen geeignete Lösungen entwickeln kann und die Weltgemeinschaft zukünftig auf Gesundheitskrisen besser vorbereitet ist", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka.

In einer gemeinsamen Plattform sollen die wesentlichen Forschungs- und Entwicklungspartner der G20 zusammengebracht werden, um die globale Zusammenarbeit in Forschung und Produktentwicklung auf dem Gebiet der antimikrobiellen Resistenzen zu stärken und die Aktivitäten der beteiligten Länder besser aufeinander abzustimmen. Die Initiative steht allen interessierten Ländern und Organisationen, einschließlich nichtstaatlicher Förderer, offen. Die Plattform wird noch im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft in diesem Herbst ihre Arbeit aufnehmen.

In ihrer abschließenden Erklärung griffen die G20 Regierungschefs zudem die Ergebnisse des vorhergehenden Treffens ihrer Gesundheitsminister auf. Diese forderten, wichtige internationale Maßnahmen wie die Gemeinsame Programminitiative zu antimikrobiellen Resistenzen (JPIAMR) und die Globale Antibiotika-Forschungs- und Entwicklungspartnerschaft (GARDP) künftig stärker zu fördern. "Nur durch ein international abgestimmtes Engagement können wir die globale Herausforderung durch resistente Krankheitserreger meistern", sagte Wanka.

Als Vorbild für künftige internationale Kooperationen kann die im Januar 2017 mit Beteiligung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gestartete Initiative "Coalition for Epidemic Preparedness Innovations", kurz CEPI, dienen. Hier haben sich verschiedene Staaten und Stiftungen mit der Zivilgesellschaft und betroffenen Ländern zusammen gefunden, um Impfstoffe gegen Erreger zu entwickeln, die weltweite Epidemien auslösen können. Dies erfordert gut funktionierende, transparente Entscheidungs- und Steuerungsstrukturen. Welche Wege hier sinnvoll sind, berieten die CEPI-Mitglieder am 11. und 12. Juli im BMBF.

Auch auf nationaler Ebene widmet sich die Bundesregierung der Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Im Rahmen ihrer Wirkstoffinitiative, die im April 2017 vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde, hat das BMBF bereits zwei Fördermaßnahmen veröffentlicht, die im Einklang mit den Zielen der G20 stehen. Diese sollen sowohl dem dringenden Bedarf an Innovationen für alternative Wirkstoffe und Schnelldiagnostika Rechnung tragen als auch die Hürde zur industriellen Entwicklung überwinden helfen.

Mehr Informationen:
https://www.bmbf.de/de/antibiotikaresistenzen-274.html
http://www.bmbf.de/de/neue-impfstoffe-g ... -4487.html
https://www.g20.org

Quelle: Pressemitteilung vom 14.07.2017
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Interview Hermann Gröhe, BMG, im Wortlaut:
Globale Gesundheit auf der Tagesordnung

14.05.2017

Bundesgesundheitsminister Gröhe spricht im Interview über weltweite Gesundheitsgefahren durch Tourismus und Migration. Für das G20-Gesundheitsministertreffen in dieser Woche kündigt er eine Krisenübung an. Die internationale Gemeinschaft müsse Pandemien künftig besser und schneller eindämmen, so Gröhe.

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Die Weltgemeinschaft muss sich auf Pandemien besser vorbereiten.
Foto: Gavi/Karel Prinsloo


Das Interview:

B.Z. AM SONNTAG: Wie kommt Deutschland zum Thema Weltgesundheit?

Hermann Gröhe: Krankheiten kennen keine Grenzen. Um Krankheitsausbrüche, die eine weltweite Bedrohung werden können, schnell einzudämmen, müssen wir international noch besser werden. Beim G20-Gesundheitsministertreffen werden wir dazu eine Krisenübung durchführen. Ausgangslage ist der Ausbruch einer gefährlichen Krankheit, die sich über die Atemwege überträgt. Dass wir die globale Gesundheitspolitik auf die Tagesordnung der G20-Staaten gesetzt haben, ist ein starkes Zeichen der internationalen Verantwortung unseres Landes.

B.Z.: Wie groß ist die Gefahr einer solchen Pandemie?

Gröhe: Das weltweite Reiseaufkommen hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Von daher ist die Gefahr eher größer als kleiner geworden. Die letzte große Krise war der Ebola-Ausbruch 2014, bei dem in Westafrika 11. 000 Menschen starben. Aber die nächste Herausforderung kommt bestimmt. Wir wissen nur nicht, wo und wann und wie gefährlich das Virus sein wird. Deshalb ist es gut, jetzt für solche Fälle zu üben.

B.Z.: Wie schließen wir aus, dass mit Flüchtlingen auch Krankheiten einwandern?

Gröhe: Flüchtlinge, die zu uns kommen, erhalten eine Erstuntersuchung. Meldepflichtige Krankheiten von Windpocken bis Tuberkulose werden erfasst. Die Experten sind sich einig, dass es durch die Flüchtlinge nicht zu einem erhöhten Risiko für die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung gekommen ist.

B.Z.: Wie ist es um die Verfassung Schutzsuchender bestellt?

Gröhe: Die Ärzte berichten, dass es vor allem junge und gesunde Menschen sind, die zu uns geflüchtet sind. Wenn sie unter Krankheiten leiden, sind sie zumeist der Erschöpfung und der mangelnden Hygiene während der Flucht geschuldet. Oder es sind Krankheiten, denen wir durch Impfung, Hygiene und Behandlung gut begegnen können. Dass dies auch in den Monaten des vermehrten Zuzugs gelungen ist, haben wir den vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfern, Ärzten und Pflegekräften zu verdanken, die diesen Kraftakt der Erstuntersuchung gemeistert haben oft sogar in ihrer Freizeit.

B.Z.: Steigen wegen der Zuwanderung die Kassenbeiträge?

Gröhe: Ein Beitragsanstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung ist durch den Flüchtlingszuzug weder erfolgt noch zu befürchten. Die Versorgung von Asylbewerbern erfolgt durch Steuermittel nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Es stellt alle notwendigen Behandlungen sicher. Anerkannte Asylbewerber erhalten die Leistungen, die auch gesetzlich Versicherte bekommen und müssen dafür Krankenkassenbeiträge zahlen. Für diejenigen, die keine Arbeit finden, bekommen die Krankenkassen aus Steuermitteln denselben Betrag wie für andere Hartz-IV-Empfänger auch. Das sind aktuell 97 Euro pro Monat.

B.Z.: Deckt das die Kosten für die Kassen?

Gröhe: Der Betrag wird jetzt überprüft. Aus den gut gefüllten Finanzreserven haben wir eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, um hier abzufedern. Klar ist: Unser Ziel muss sein, dass möglichst viele Menschen schnell in Arbeit kommen. Denn Langzeitarbeitslosigkeit ist für alle sozialen Sicherungssysteme sehr teuer.

B.Z.: Wie viele Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an Krankenhausinfektionen?

Gröhe: Experten schätzen, dass sich 400 000 bis 600 000 Menschen bei einer medizinischen Behandlung mit einem Erreger anstecken. Davon ist ungefähr ein Drittel vermeidbar. 10 000 bis 15 000 Menschen verlieren ihr Leben. Das kann uns nicht ruhen lassen! Deshalb unterstützen wir die Ausbildung und Einstellung von Hygienefachpersonal und Fachärzten mit rund einer halben Milliarde Euro. Das Meldewesen beim Auftreten bestimmter Keime wurde verbessert. Der entscheidende Schlüssel zur Ansteckungsvermeidung ist und bleibt aber die Handhygiene.

B.Z.: Wie können sich ängstliche Patienten informieren?

Gröhe: Viele Krankenhäuser informieren in ihren Krankenhausberichten bereits darüber, was sie für eine gute Hygiene tun. Ab dem nächsten Jahr müssen das alle tun. So kann jeder Patient selbst entscheiden, wo er sich behandeln lassen möchte. Bei Problemen rate ich Patienten und ihren Angehörigen, die Beschwerdestelle im Krankenhaus oder ihre Krankenkasse einzuschalten.

Das Interview führte Ulrike Ruppel für die B.Z.
Quelle: https://www.g20.org/Content/DE/Intervie ... he-bz.html
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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