Rothgang: Paradigmenwechsel ist möglich

Prof. Dr. Heinz Rothgang Foto: Archiv "Altenheim" - Net
Das aktuelle System der Pflegeversicherung ist nicht alternativlos. Das zeigt der Bremer Gesundheitsexperte Prof. Dr. Heinz Rothgang in seinem neuen Gutachten. Danach werden die Pflegeleistungen über das Teilkaskoprinzip finanziert.
Die aktuelle Pflegeversicherung hat zwei grundlegende "Geburtsfehler": Die Pflegekasse trägt nur einen Teil der Kosten, so dass mehr als jeder dritte Pflegebedürftige auf Sozialhilfe angewiesen ist. Zudem unterscheiden sich die Leistungen der Pflegeversicherung danach, ob jemand ambulant oder stationär versorgt wird. Beide Defizite sind lösbar, wie der Bremer Gesundheitsexperte Prof. Dr. Heinz Rothgang in seinem "Gutachten zur alternativen Ausgestaltung der Pflegeversicherung" zeigt. Die Reformvorschläge, die er im Auftrag der Initiative Pro-Pflegereform untersucht hat, wurden am 18. Mai in Berlin erstmals einem breiten Fachpublikum vorgestellt.
Wer eine echte Verbesserung für Pflegebedürftige und Pflegende will, müsse die Pflegeversicherung strukturell so verändern, dass die pflegebedingten Kosten für alle Menschen finanzierbar sind, unabhängig davon, ob sie zu Hause, im Betreuten Wohnen oder in einem Pflegeheim leben. Mit diesem Appell an die Politik riefen Ende 2016 mehrere Altenhilfträger in Deutschland die Initiative Pro-Pflegereform ins Leben. Ziel der Initiative ist es, die Pflegeversicherung so zu reformieren, dass die Sektorengrenzen zwischen ambulant und stationär abgebaut und das echte Teilkaskoprinzip umgesetzt wird: Die Pflegeversicherung übernimmt alle pflegebedingten Kosten und berechnet dem Versicherten einen festzulegenden Eigenanteil.
Prof. Dr. Heinz Rothgang zeigt in seinem nun vorgelegten Gutachten, dass der von der Initiative geforderte Paradigmenwechsel in der Pflegeversicherung möglich ist. Dafür hat er drei Szenarien einer alternativen Ausgestaltung der Pflegeversicherung entwickelt.
Quelle: "Altenheim" (23.05.2017) - http://www.altenheim.net/Infopool/Nachr ... t-moeglich
Dowmload "Gutachten zur alternativen Ausgestaltung der Pflegeversicherung"
>>> https://www.pro-pflegereform.de/fileadm ... thgang.pdf
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Anmerkung der Moderation:
Eine Pflegevollversicherung ist bei realistischer Betrachtung des gesamten soziales Netzes und der damit verbundenen Beitragsaufwendungen nicht finanzierbar! Vollkasko für die Pflegebedürftigkeit kann daher ernstlich nicht in Betracht kommen. Leistungsansprüche müssen so gestaltet werden, dass es auch in Zukunft von den nachrückenden Generationen geschultert werden können. Eine Verbesserung der Hilfe- und Unterstützungsstrukturen muss in anderer Form gestaltet werden, nämlich durch altengerechte Quartiershilfen. Damit wird auch dem Grundsatz "ambulant vor stationär" gebührend Rechnung getragen. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat dazu wiederholt Vorschläge gemacht und Statements abgegeben. Sie z.B. unter "Quartierskonzepte gestalten: Kommunen sind mit Blick auf die Daseinsvorsorge der BürgerInnen gefordert - Quartiershilfen müssen die Leistungen der Pflegeversicherung zielgerichtet ergänzen" > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082015.pdf
Siehe auch unter
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