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Verwirrtheit nach Operationen - Narkoseüberwachung ...

Verfasst: 19.09.2013, 06:30
von Presse
Verwirrtheit nach Operationen: Spezielle Narkoseüberwachung durch Anästhesisten kann vorbeugen

Berlin, 18. September 2013 (dk) – Orientierungslosigkeit, Angst und Halluzinationen sind Anzeichen von Verwirrtheitszuständen, die auch nach einer größeren Operation vorkommen können. Von dem sogenannten postoperativen Delir sind besonders ältere Menschen betroffen. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. med. Claudia Spies, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, hat auf dem Hauptstadtkongress (HAI) 2013 in Berlin aktuelle Forschungsergebnisse zur Delir-Prävention präsentiert:

In einer großen randomisierten kontrollierten Studie mit 1.155 über 60-jährigen Patienten konnte gezeigt werden, dass eine Elektroenzephalografie (EEG) bei der Narkose-Überwachung die Delir-Häufigkeit signifikant um 22,9 Prozent senken kann [1]. „Da nur wenige therapeutische Maßnahmen für das postoperative Delir verfügbar sind, ist eine derartige Prävention die beste Option“, kommentiert Professor Dr. med. Christian Werner, Präsident der DGAI, den Stellenwert der Forschungsarbeit.
Verwirrtheitszustände nach Operationen treten in bis zu 70 Prozent der Fälle auf [2]. Der Krankheitszustand und das Alter des Patienten sowie die Art des Eingriffes sind beeinflussende Faktoren. Die betroffenen Patienten haben ein erhöhtes Risiko, längerfristig kognitive Einschränkungen davon zu tragen. Häufig ist damit ein erhöhter Pflegebedarf verbunden. Die Sterblichkeitsrate ist ebenfalls erhöht.

EEG-gestütztes Monitoring kann Delir-Häufigkeit signifikant reduzieren

In einer randomisierten kontrollierten Studie [1] hat Prof. Spies von der Charité – Universitätsmedizin Berlin zusammen mit ihren Kollegen gezeigt, dass die postoperative Delir-Häufigkeit durch ein EEG-gestütztes Neuromonitoring der Narkosetiefe signifikant gesenkt werden kann. Dabei wird die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen, indem Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche aufgezeichnet werden. Insgesamt 1.155 Patienten, die älter als 60 Jahre waren wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Bei der Interventionsgruppe (n=575) haben die Anästhesisten während der Operation die Narkosetiefe mittels EEG überwacht. Bei der Kontrollgruppe (n=580) wurde das Monitoring verblendet. „Das EEG zeigt die Auswirkung der Narkose auf das Gehirn. Dies gibt uns die Möglichkeit, die Anästhesie präziser zu führen, Zustandsänderungen des Patienten während der Narkose zu erfassen und darauf zu reagieren”, führt Spies aus. In der Gruppe mit EEG-Monitoring wurden bei 16,7 Prozent der Patienten nach dem Eingriff Verwirrtheitszustände festgestellt. Der Anteil der Kontrollgruppe betrug dagegen 21,4 Prozent. „Aus der Studie geht hervor, dass die Wahrscheinlichkeit für ein postoperatives Delir mit einem entsprechenden Monitoring um 22,9 Prozent niedriger ausfiel“ ergänzt Priv.-Doz. Dr. Finn M. Radtke, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Studienergebnisse wurden in der internationalen Fachzeitschrift British Journal of Anasthesia veröffentlicht [1].

Bedeutender Stellenwert der Prävention

Angesichts der Tatsache, dass das postoperative Delir mit einem erhöhten Risiko für kognitive Störungen und Sterblichkeit einhergeht und die Therapieoptionen nicht zufriedenstellend sind, steht die Krankheitsprävention im Vordergrund. „Die Forschungsarbeit liefert daher wertvolle Hinweise, wie die Anwendung anästhesiologischer Überwachungsmethoden die Krankheitsentstehung beeinflussen kann“, sagt Werner und führt weiter aus: „Für den Patienten kann dies ein Plus an Lebensqualität, wenn nicht sogar eine höhere Überlebenschance bedeuten.“

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Weitere Informationen im Internet:
HAI 2013: Hauptstadtkongress der DGAI: http://www.hai2013.de

Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V.: http://www.dgai.de

Veranstaltungen auf dem HAI 2013 zum Thema Delir:
Sitzung: Analgosedierung auf der Intensivstation 2013 – Konzepte und Kontroversen
Vorsitz: C. Spies, Berlin, C. Werner, Mainz
Termin: Donnerstag, 19. September 2013, 12.30 bis 14.30 Uhr
Ort: ICC Berlin, Saal 3

Sitzung: Postoperative kognitive Einschränkungen im Kindesalter
Vorsitz: F. Wappler, Köln, H.-J. Dieterich, München
Termin: Donnerstag, 19. September 2013, 16.15 – 17.30 Uhr
Ort: ICC Berlin, Saal 8

Sitzung: Postoperative Kognitive Dysfunktion (POCD) - Ein unterschätztes Problem
Vorsitz: C. Spies, Berlin, V. von Dossow-Hanfstingl, München
Termin: Freitag, 20. September 2013, 08.15 bis 09.55 Uhr
Ort: ICC Berlin, Salon Sauerbruch

Über die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI):
Die im April 1953 gegründete Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V. (DGAI) vereinigt über 14.300 Mitglieder und zählt zu den größten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland und ist die zweitgrößte anästhesiologische Fachgesellschaft weltweit. Nach ihrer Satzung hat sie die Aufgabe „...Ärzte zur gemeinsamen Arbeit am Ausbau und Fortschritt der Anästhesiologie, lntensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zu vereinen und auf diesen Gebieten die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“. Gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V. (BDA) trägt die DGAI die Deutsche Akademie für Anästhesiologische Fortbildung e. V. (DAAF), die regelmäßig Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen für Anästhesisten durchführt. Die DGAI veranstaltet jährlich den Deutschen Anästhesiecongress (DAC), den Hauptstadtkongresses der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (HAI) und richtet darüber hinaus internationale Anästhesie-Kongresse aus. Präsident der DGAI ist Prof. Dr. med. Christian Werner, Mainz
Quellen:
[1] F. M. Radtke, M. Franck, J. Lendner, S. Krüger, K. D. Wernecke, C. D. Spies, Monitoring depth of anaesthesia in a randomized trial decreases the rate of postoperative delirium but not postoperative cognitive dysfunction, Br J Anaesth 110 Suppl 1 (2013) i98{105. doi:10.1093/bja/aet055.
[2] U. Guenther, F. M. Radtke, Delirium in the postanaesthesia period, Curr Opin Anaesthesiol 24: 670-675 (2011).

Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI)
Roritzerstraße 27
90419 Nürnberg
www.dgai.de
Pressekontakt:
Dorothea Küsters Life Science Communications GmbH
Leimenrode 29, 60322 Frankfurt am Main
Melanie Strecker, Michaela Jurcec
T: 069 / 61 998-12, -23; F: 069 / 61 998-10
strecker@dkcommunications.de; jurcec@dkcommunications.de

Vor Ort im ICC Berlin:
Pressebüro im Raum 47
Donnerstag, 19. September 2013, 8:00 – 17:00 Uhr
Freitag, 20. September 2013, 8:00 – 17:00 Uhr
Tel.: 030/3038-81504
Fax: 030/3038-81505
(während des Kongresses)
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Weitere Informationen:
http://www.hai2013.de Kongress-Homepage

Quelle: Pressemitteilung vom 18.09.2013
Wolfgang Müller M.A. AWMF Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
http://idw-online.de/de/news552019

Intensivstation: Delirium hinterlässt kognitive Störungen

Verfasst: 05.10.2013, 14:24
von Presse
Intensivstation: Delirium hinterlässt kognitive Störungen
Viele Patienten, die auf Intensivstation ein Delirium erleiden, verlassen die Klinik häufig mit kognitiven Störungen,
die in einer Kohortenstudie im New England Journal of Medicine (2013; 369: 1306-1316) auch drei Monate oder ein Jahr später ... »
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... Stoerungen
Delir: Wenn man zeitweise verwirrt ist
http://www.aerzteblatt.de/archiv/139436 ... rwirrt-ist
Verwirrtheitszustände im Alter: Diagnostik und Therapie
http://www.aerzteblatt.de/archiv/126278 ... d-Therapie

Bei Operationen: Höheres Demenzrisiko nach Anästhesie

Verfasst: 17.01.2014, 07:34
von Presse
Bei Operationen: Höheres Demenzrisiko nach Anästhesie
Wer sich operieren und dafür anästhesieren lassen muss, hat danach ein etwa doppelt so hohes Risiko, an Demenz zu erkranken.
Das wollen Forscher aus Taiwan herausgefunden haben. Erklären können sie den Zusammenhang allerdings nicht.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=852 ... enz&n=3230

Intensivmedizin: Delirium erhöht Sterberisiko

Verfasst: 10.06.2015, 06:46
von WernerSchell
Deutsches Ärzteblatt:
Intensivmedizin: Delirium erhöht Sterberisiko
Etwa ein Drittel aller Intensivpatienten entwickelt ein Delirium, das nach einer Meta-Analyse im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2015; 350: h2538)
das Risiko auf längere Liegezeiten oder einen Tod im Krankenhaus erhöht. Viele überlebende ... »
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/6 ... erberisiko

Prävention des postoperativen Delirs: Eine prospektive Intervention mit gerontopsychiatrischer Liaisonpflege auf chirurgischen Stationen im Allgemeinkrankenhaus
http://www.aerzteblatt.de/archiv/169319 ... rankenhaus