KDA-Jammerportal - Keine Hilfe für Pflegekräfte!

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Lutz Barth
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Argumente sind nicht stichhaltig!

Beitrag von Lutz Barth » 13.02.2008, 07:12

Sehr geehrter Herr Schell,

Bezug nehmend auf Ihren o.a. Forumsbeitrag möchte ich Ihnen persönlich die Frage stellen, warum Sie es für notwendig erachten, in den letzten Tagen vermehrt darauf hinweisen zu müssen, dass Sie keine Einladung zur Pressekonferenz erhalten haben? Ihnen dürfte doch sicherlich gegenwärtig sein, dass es allen frei steht, an dem Vincentz-Kongress und den begleitenden Veranstaltungen teilzunehmen. Sofern Sie also nachhaltiges Interesse bekunden, an dem Pressegespräch beizuwohnen, könnte es doch Sinn machen, schlicht die Veranstaltung zu besuchen.
In der Sache selbst muss nochmals eindringlich darauf hingewiesen werden, dass es erhebliche qualitative Unterschiede mit Blick auf die Fehlerberichts- und Lernsysteme (i.w.S die sog. CIRS-Systeme) und einem nachteilsfreien Beschwerdemanagement gibt. Insofern ist ihre These nicht stichhaltig, wonach es den Initiatoren in erster Linie um eine „Alibi-Veranstaltung“ gehe. Weder das KDA, der Bund noch andere Projektinitiatoren anderer Fehlerberichts- und Lernsysteme wollen den berichtenden Pflegenden, Angehörigen oder den unmittelbar selbst Betroffenen ein „Alibi“ dafür verschaffen, ggf. perspektivisch keine nachhaltigen Veränderungen bewirken und erzielen zu wollen. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn aus den geschilderten Berichten können Fehlervermeidungsstrategien entwickelt werden, die sowohl intern zum Zwecke der Qualitätssicherung fruchtbar gemacht werden können als auch im Hinblick auf notwendige strukturelle Veränderungen, zumal die Berichte selbst nachgänglich evaluiert werden und die jeweiligen aktuellen Kurzkommentare eine gute Orientierung über das kritische Ereignis bieten.
Das System ist also keineswegs überflüssig, noch ist es eine „Steuerverschwendung“, wenn sich hieran der Bund mit entsprechenden Fördermitteln beteiligt. Es käme ja auch keiner auf die Idee, das von Ihnen mitinitiierte Qualifizierungssystem „Sterne fürs Pflegeheim“ für überflüssig zu erachten, weil es bereits vielfältige Zertifizierungssysteme (neben der Prüfung durch den MDK) gibt und es sich daher durchaus die Frage stellt, warum ein Träger für die Vergabe eines Sterns durch einen privaten Verein zusätzliche Kosten investieren soll und hierbei offensichtlich eine Erklärung schriftlich zu unterfertigen hat, wonach u.a. durch die Arbeitnehmer betriebsinterne Angelegenheiten einem privatrechtlichen Verein (also Dritte) mitgeteilt werden dürfen (bzw. sollen). Sofern es begründete Anlässe für interne Beschwerden gibt, mögen diese in dem dafür vorgesehenen Rahmen und Verfahren behandelt werden und sofern dann strafrechtlich relevante Vorkommnisse zu beklagen sind, mögen auch nach sorgfältiger Prüfung die Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet werden. All dies hindert aber freilich nicht, ggf. Fehlerberichts- und Lernsysteme zu etablieren, die genauso wenig wie die Vergabe eines „Sterns“ eine Alibifunktion zu erfüllen haben.

WernerSchell
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KDA wollte kein kritisches Statement beim Pressetermin

Beitrag von WernerSchell » 13.02.2008, 08:47

KDA wollte offensichtlich kein kritisches Statement beim Pressetermin
Lutz Barth hat geschrieben: .... Bezug nehmend auf Ihren o.a. Forumsbeitrag möchte ich Ihnen persönlich die Frage stellen, warum Sie es für notwendig erachten, in den letzten Tagen vermehrt darauf hinweisen zu müssen, dass Sie keine Einladung zur Pressekonferenz erhalten haben? Ihnen dürfte doch sicherlich gegenwärtig sein, dass es allen frei steht, an dem Vincentz-Kongress und den begleitenden Veranstaltungen teilzunehmen. Sofern Sie also nachhaltiges Interesse bekunden, an dem Pressegespräch beizuwohnen, könnte es doch Sinn machen, schlicht die Veranstaltung zu besuchen.... .
Sehr geehrter Herr Barth,

auf eine Einladung zum Pressetermin habe ich deshalb Wert legen müssen, weil ich allein damit offiziell eingebunden gewesen wäre, zum Portal ein Statement abgeben zu können. Die bloße Anwesenheit beim Pressetermin hätte nicht gewährleisten können, überhaupt gehört zu werden. Eine geschickte Regie hätte letztendlich meinen Beitrag verhindern können. Daher war aus meiner Sicht eine Einladung des Veranstalters geboten.

Die Tatsache, dass ich nicht eingeladen wurde, noch nicht einmal eine negative Rückmeldung vom KDA erhielt, spricht dafür, dass ein Statement von mir ausschließen wollte!

In der Sache ist hier eigentlich alles gesagt. Unsere Positionen sind unterschiedlich, so dass ich hier und heute auf Vertiefungen verzichte. Sie dürfen aber davon ausgehen, dass ich mich einigermaßen auskenne, und die verschiedenen Möglichkeiten von Mängelberichten, Beschwerden, Anzeigen usw. kenne.

Mit freundlichen Grüßen
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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fiutare

Beitrag von fiutare » 13.02.2008, 12:07

Natürlich ist die Seite "Kritische Ereignisse" eine Alibi-Veranstaltung. Sie dient einzig und allein der Ablenkung systemimmanenter Defizite. Die Mehrzahl der Beiträge beschreibt Zustände, die einzig und allein der katastrophalen Besetzung und damit der Überlastung des Pflegepersonals geschuldet sind. Und da subjektiv empfundene Be- und Überlastung in aller Regel beim nächst erreichbaren Vorgesetzten festgemacht wird, beschränken sich die meisten Kommentare auch auf Sätze wie: "Was sagt denn da die Heimleitung dazu"......."Warum arbeitet die PDL nicht mit"...."Ihr müsst mal richtig auf den Putz hauen bei der Geschäftsleitung"....usw. usf.

Einen wirklich hilfreichen Ansatz habe ich bisher noch nicht gefunden. Es ist ein Lamentieren, eine Situationsbeschreibung, ein Anklagen.

Also genau der Tenor, der von den verantwortlichen Gesundheitspolitikern, von den Kontrollbehörden, von den Pflegekassen und von einschlägigen Pflegekritikern gepflegt wird.

Böse böse Heime.

Die Wahrheit, die niemand wissen oder kennen will, sieht anders aus. In einer kurzen Zusammfassung vielleicht so:

Wer ein System zulässt, in welchem 2-3 Pflegekräfte bis zu 35 schwerstpflegebedürftige Menschen betreuen müssen, wer dabei gleichzeitig und stetig eine hohe Qualität fordert und verspricht, und wer Entsetzen heuchelt, wenn dann Mißstände bekannt werden, handelt verantwortungslos und zynisch.
Die Altenpflege wurde auf dem Altar der Marktwirtschaft geopfert. Das Ergebnis ist ein ruinöser Preiskampf, vor allem auch auf dem Rücken der Pflegenden.

Ausführlichere Aufklärung für Interessierte gibt es auf
www.brennpunkt-altenpflege.de

Gerhard Schenker
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Ein kritisches Ereignis ist das KDA-Portal selbst

Beitrag von Gerhard Schenker » 13.02.2008, 14:22

Ein kritisches Ereignis ist das KDA-Portal wohl selbst
Presse hat geschrieben: .... Lernen mit Hilfe des Internets anhand kritischer Ereignisse in der Altenpflege ....
Finde gerade die Pressemitteilung des KDA hier vor. Es ist grostek, was das KDA da von sich gibt. Kritische Ereignisse sollen kommentiert bzw. beantwortet sein. Das System soll helfen, Missstände abzubauen. Geradezu verrückt, diese Annahme.

Wer hier aufmerksam gelesen hat, wird doch wohl unschwer erkannt haben, dass die vielfach vorgestellten Mängel in der Pflege durch das KDA-Portal nicht beseitigt werden, nicht einmal gemindert werden.

Der Frust wird nur zunehmen, wenn die (ahnungslosen) Schreiber merken, dass sich nichts wirklich verändert. Veränderung sind allein durch Korrekturen an den Strukturen erreichbar - und davon lenken die KDA-Verantwortlichen, gut bezahlt, nur ab.

Das Portal ist überflüssig und schädlich. Einige Pflegekräfte, die nicht glauben konnten, was da passiert, vermuten sogar, dass sich die KDA-Leute die Fragen zum Teil selbst ins Portal posten, um dann anschließend zu antworten. Man kann damit suggerieren, das Portal werde angenommen, sei erfolgreich.

Da ja alles anonym ist, wird das wohl nicht aufklärbar sein. - Einen Gewinner hat die Veranstaltung allemal: das KDA, es wurde gut Finanzen ausgestattet. Hoffentlich prüft der Bundesrechnungshof einmal nach, was mit dem Geld so alles angestellt worden ist.

G.Sch.

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Ein kritisches Ereignis ist das KDA-Portal selbst

Beitrag von WernerSchell » 13.02.2008, 15:05

.... Lernen mit Hilfe des Internets anhand kritischer Ereignisse in der Altenpflege .....

Mitteilung an meine Mailingliste (Auszug):

Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) hat heute in einer Pressekonferenz das mit 570.000 Euro vom Bund finanzierte Portal zur anonymen Diskussion kritischer Ereignisse in der Pflege der Öffentlichkeit vorgestellt und als puren Erfolg gefeiert. Meiner Bitte, mich zum Podium der Pressekonferenz zuzulassen, um Gründe vortragen zu können, die das Portal als überflüssige Veranstaltung entlarven, wurde nicht entsprochen. Wie es scheint, ist das KDA-Forum selbst zum „kritischen Ereignis“ geworden.

Die Verantwortlichen haben komplett ignoriert, dass mittels des Forums keinerlei Mängel im Pflegesystem beseitigt werden können. Insoweit sind allein strukturelle Veränderungen geboten, für die der Gesetzgeber zuständig ist. Das Forum ist damit eine überflüssige Aktivität, die allein geeignet ist, Personalstellen beim KDA zu sichern. Die Pflegekräfte, die notstandsähnliche Pflegebedingungen jeden Tag vor Ort erleben, müssen sich kräftig veräppelt vorkommen. Die Proteste kompetenter Pflegekräfte sind zahlreich!

Näheres u.a. im Forum unter
viewtopic.php?t=5607

Siehe auch bei pflegen-online.de unter
http://pflegen-online.de/kontakt/leserb ... ?mehr=true
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Monika Petzold
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KDA-Forum brauchen wir nicht!

Beitrag von Monika Petzold » 13.02.2008, 17:34

Hallo Herr Schell,
ich danke Ihnen für Ihre deutlichen Worte zum KDA-Forum. Wir haben uns im Rahmen einer Fortbildung bereits ausführlich mit diesem KDA-Angebot befasst und waren einhellig der Meinung, dass man beim BMG bzw. KDA auf einem Irrweg ist. Wir sehen andere Maßnahmen als überfällig an; für schulbuchmäßige Belehrungen mit anonymisierten Fragen sehen wir überhaupt keine Veranlassung. Wer dieses Forum stützt, hat von der Pflegenot vor Ort keine Ahnung!!!
Ich finde es übrigens beschämend, dass sich die Damen und Herren vom KDA auf Ihre Bitte, zum Pressepodium hinzugebeten zu werden, nicht einmal geäußert haben. Die KDA-Verantwortlichen haben offensichtlich diesbezügliche Anstandsregelungen außer Acht gelassen.
Es grüßt herzlich
Monika Petzold

Brady
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Beitrag von Brady » 13.02.2008, 18:26

Hallo Herr Schell,

ich danke Ihnen auch für diese deutlichen Worte und kann Ihnen auch nur zustimmen. Da ich selber Pflegekraft bin, bin ich eher erschüttert darüber was das soll.

Wir Pflegende, die auch einen hohen Anspruch an unsere Arbeit haben, brauchen andere Unterstützung und keine unnötige Geldverschwendung.

Pflegende, die im höchsten Maße gut ausgebildet sind, können in den Rahmenbedingen nicht das anbringen was sie gelernt haben. Es macht unzufrieden und man lässt uns alleine. Schlimmer noch, man sucht die Schuld bei uns.

Ich bin seit ca. 28 Jahren in der Pflege am arbeiten; hatte auch bei Ihnen Unterricht in meiner Fachweiterbildung zur psychiatrischen Fachpflegekraft
in Neuss.

Nein, sowas brauchen wir nicht. Ich finde es anmassend und beschämend für mich, in eine Rolle gedrückt zu werden, die allen Pflegenden nicht gerecht wird.

Da ich selber seit kurzem Administrator eines Pflegeforums bin, werde ich vor sowas natürlich auch warnen und meinen Kolleginnen und Kollegen dringend davon abraten.


Liebe Grüße Brady
Nur, weil Du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass Sie nicht hinter Dir her sind! Philip K. Dick

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KDA-Forum - nein danke - "Uns reichts"

Beitrag von Pflegefan » 14.02.2008, 17:44

KDA-Forum - nein danke - "Uns reichts"

Kompliment an alle, die sich gegen das KDA-Portal wenden, eine in jeder Hinsicht überflüssige nur Geld verschlingende Veranstaltung. Ich denke, wir müssen gegen diese Einrichtung weiterhin Sturm laufen, Pflegekräfte dürfen sich nicht mehr alles gefallen lassen.
Auch insoweit gilt: "Uns reichts".
Die wenigen Rechtfertigungsversuche für die KDA-Jammerinstitution beeindrucken nicht, sind nicht nachvollziehbar. Warum hat das KDA Herrn Schell nicht ausdrücklich zum Podium der Pressekonferenz gebeten? Er hätte die Fachöffentlichkeit aus anderer Perspektive informieren können. Wollte man keine offene Kritik, hat man beim KDA etwas zu verbergen?

Pflegefan
"Die Menschenwürde ist unanstastbar" (Art. 1 Grundgesetz). Dies muss in der Pflege oberste Handlungsmaxime sein - für alle!

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Beitrag von Brady » 14.02.2008, 20:44

Hallo zusammen,

ich kann mich nicht dagegen wehren, aber ich habe immer wieder das Gefühl verkauft zu werden....

http://www.pflegeimaufbruch.de/html/aktuelles_neu_.html

Traurige Grüße Brady
Nur, weil Du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass Sie nicht hinter Dir her sind! Philip K. Dick

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Forum bietet keine Verbesserung der Pflegequalität

Beitrag von Service » 20.02.2008, 14:48

Sehr geehrter Herr Schell,

mit Interesse habe ich Ihre Stellungnahme zum Forum KDA zur Kenntnis genommen - ich stimme mit Ihnen überein, dass dieses Forum keine Verbesserung in der Qualität der pflegerischen Versorgung bringen kann. Geklagt wird über die seit langem und immer wieder vorgebrachten struktuellen Mängel in der Ablauforganisation der Pflege. Es ist kaum vorstellbar, dass die unterschiedlich qualifizierten Äußerungen zu den angesprochenen Problemen von der ratsuchenden - eher hilfesuchenden - Pflegekraft ausreichend sicher analysiert und zielführend umgesetzt werden können.
Einst zeigt das Forum aber überdeutlich:
Die seit langem und immer wieder mit Nachdruck geklagten strukturellen Mängel bestehen und scheinen sich nicht auf "Einzelfälle" zu beziehen.
Für fachlich ratsuchende Pflegekräfte gibt es bessere Foren, um sich kundig zu machen.

Mit freundlichem Gruß
Ihre Margot Lucke
Ärztin für Sozialmedizin

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MDK-Qualitätsprüfungen und -Prüfberichte unzureichend

Beitrag von WernerSchell » 22.02.2008, 11:58

In diesem Forum wurden Pressemitteilungen von bpa und MDS eingestellt unter
viewtopic.php?p=32520#32520

Dazu wurde diesseits folgende Texteinstellung vorgenommen:
Presse hat geschrieben: .... Der im letzten Jahr veröffentlichte zweite Pflegequalitätsbericht zeigt, dass in diesen Bereichen noch erhebliche Defizite und entsprechender Handlungsbedarf bestehen. Dies bestätigt sehr anschaulich auch das Projekt des Kuratoriums Deutsche Altershilfe htttp://www.kritische-ereignisse.de , auf der Pflegefachkräfte anonym Pflegefehler und Pflegedefizite beschreiben können. "Mehr als 150 Einträge in den ersten drei Monaten der Anlaufphase sprechen für sich", so Pick. "Die geschilderten Pflegeprobleme kommen aus der Praxis und sind zum Teil erschütternd. Sie können uns nur bestärken in dem Anliegen, die Qualität von Pflegeeinrichtungen transparent zu machen." ...
Wegen der o.a. Anmerkung habe ich folgende Zuschrift verfasst:

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu der Pressemitteilung vom 22.2.2008
MDS wehrt sich gegen Gutachten
"Mit überzogenen Forderungen sollen Qualitätsprüfungen der MDK in Misskredit gebracht werden"

Quelle: http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... fungen.htm
gebe ich die nachfolgende Stellungnahme ab und bitte um Berücksichtigung bei einer Berichterstattung.

Für Ihre Bemühungen vielen Dank im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

Stellungnahme zur MDS-Pressemitteilung:

Dass es im bundesdeutschen Pflegesystem vielfältige Mängel / Rechtsverletzungen gibt, kann nicht ernstlich bestritten werden. Diese Missstände wurden u.a. vom MDS in mehreren Bericht verdeutlicht. Kenner der Szene wissen aber, dass die MDK-Prüfverfahren viele Pflegemängel erst garnicht erfassen, so dass also die Auffasssung nicht unbegründet ist, die Situation sei viel ungünstiger als vom MDS beschrieben. Bei den MDK-Prüfungen wird zu sehr auf formale Gegebenheiten abgestellt und zu wenig die Ergebnisqualität beurteilt. Die Situation vor Ort ist daher mancherorts schlimmer, als sie vom MDK eingeschätzt werden kann. Das gilt auch für die Heimaufsichtsprüfungen, wo noch hinzukommt, dass zum Teil die Komunalbehördeb ihre eigenen Heime prüfen. Eine klare Interessenkollision!

-- Wenn nun aber der MDS die Nützlichkeit seiner Mängelberichte auf das KDA-Portal zur anonymsierten Meldung von Pflegemissständen stützt (letzter Absatz der Pressemitteilung), muss das zu einer deutlichen Erklärung Verannlassung geben. Das KDA-Portal ist überflüssig und erscheint allein als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für das KDA hilfreich; der Pflege hilft es nicht weiter.
-- Der Staat inszeniert mit Hilfe eines Zuwendungsempfängers, Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), ein Portal, bei dem, ausdrücklich gewünscht, anonym über Pflegemissstände berichtet werden soll. Dies hat nicht nur eine moralische Demension, sondern wirft auch rechtspolitische Fragen auf. Darf / soll ein Staat zu einer Missstandsbekämpfung die Anoymität ausdrücklich anpreisen? Ich sage grundsätzlich: nein!
-- Dieses Nein erscheint mir sogar zwingend, weil es letztlich um Missstände geht, die sich im Kern als Menschenrechtsverletzungen, also als Verstöße gegen die Verfassung präsentieren. Was ist das für ein staatliches Handeln, dass das Unterbinden solcher Verstöße in den Bereich der Anonymität drängt? Meiner Meinung nach, muss der Staat alles dafür tun, dass offen gegen Menschenrechtsverletzungen vorgegangen werden kann und kein Melder einen Schaden erleidet!
-- Auf keinen Fall darf der Staat solche Aktivitäten mit viel Geld finanzieren - genau 570.000 Euro. Mit diesem Betrag hätte man andere Maßnahmen ergreifen können!
-- Wie dies geschehen kann, haben wir sogar näher beschrieben: Wir haben u.a. eine Gesetzesinitiative verlangt, die die nachteilsfreie Meldung von Missständen in Pflegeeinrichtungen ermöglichen soll (ähnlich dem § 17 Arbeitsschutzgesetz) Im Übrigen muss der Staat den Meldenden jeden erdenklichen Schutz gewähren, und nicht Pflegekräfte, die sich zu Wort melden, schlicht im Regen stehen lassen. Also der Staat ist zu geeigneten Aktivitäten aufgefordert und darf wegen Untätigkeit Pflegekräfte nicht in die Anoymität drängen. Bedeutsam ist dabei auch, dass jeder anonyme Kritiker bei Entdeckung seinen Schutz auf Meinungsfreiheit verliert und dementsprechend schnell fristlos gekündigt sein kann. Dieser Aspekt, anonyme Melder zu warnen, ist völlig vernachlässigt!
Die viel diskutierten Missstände sind im Übrigen seit Jahren allesamt bekannt. Der MDK / MDS kennt sie doch (2 große Berichte liegen mittlerweile vor). Was sollen denn da noch Einzelberichte in einem KDA-Forum? Welche neuen Erkenntnisse sollen sie bringen?
-- Missstände können nur durch eine Neuordnung des Pflegesystems beseitigt oder zumindest deutlich eingeschränkt werden. Das könnte durch eine vernünftige Pflegereform geschehen. Diese Pflegereform ist aber nicht in Sicht, es gibt ein Reförmchen, dass die strukturellen Probleme nicht auflöst. Daher muss das Meldeportal beim KDA auch als eine Art Alibiveranstaltung eingestuft werden.
-- Das KDA-Forum kann nicht kontrolliert werden. Wer garantiert eigentlich, dass die Beiträge von Pflegekräften kommen? Der Betreiber kann in Kenntnis vieler Missstände sich genau so selber anschreiben und so tun, als gäbe es ein reges Interesse an diesem Portal. Kann es nicht sein, dass Schreiber und Antwortgeber einunddieselben Personen sind? Das könnte so sein, weil es ja anscheinend auch darum gehen soll, den scheinbaren Erfolg dieses Projektes zu belegen.

Weitere Beiträge im Diskussionsforum Werner Schell
KDA-Jammerportal - Keine Hilfe für Pflegekräfte!
viewtopic.php?t=5607

Werner Schell, Dozent für Pflegerecht
Zuletzt geändert von WernerSchell am 17.05.2009, 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Lutz Barth
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Das Zitat wird falsch gedeutet!

Beitrag von Lutz Barth » 22.02.2008, 16:03

Sehr geehrter Herr Schell.

In Ihrem Bemühen, ggf. eine fundierte Kritik gegen das vom KDA betriebene und vom Bund geförderte Fehlerberichts- und Lernsystem für die Altenpflege vorzutragen, sollten Sie das von Ihnen angegebene Zitat nicht fehlinterpretieren.

Pick hat lediglich ausgeführt, dass die geschilderten Pflegeprobleme aus der Praxis kommen und letztlich dokumentieren, dass das Anliegen bestärkt wird, die Qualität von Pflegeeinrichtungen transparenter zu machen.

Ihre Schlussfolgerung, dass nunmehr der MDS die Nützlichkeit seiner Mängelberichte auf das KDA-Portal zur anonymisierten Meldung von Pflegemissständen stütze, entbehrt jeglicher Grundlage.

Der von Ihnen erhobene rechtspolitische Einwand trägt nicht! Es bleibt jedem freigestellt, Pflegemissstände in einem rechtsförmigen Verfahren zu rügen, ggf. auch zur Anzeige zu bringen, wie das BVerfG mittlerweile in einigen Beschlüssen deutlich zum Ausdruck gebracht hat.

Hiervon ist unabhängig eine arbeitsrechtliche Beurteilung vorzunehmen. Statt mit metajuristischen Argumenten aufzuwarten, sollten Sie in der Sache vielmehr bemüht sein, Ihre Kritik etwa gegen die ständige Rechtsprechung des BAG vorzutragen, die anerkanntermaßen restriktiv ist und nach wie vor den Loyalitätspflichten im Arbeitsverhältnis eine besondere Bedeutung beimisst.

Ihre Kritik gegen Fehlerberichts- und Lernsysteme wird nicht dadurch stichhaltiger, in dem diese gebetsmühlenartig vorgetragen wird. Vielleicht ist es Ihnen möglich, in absehbarer Zeit eine konstruktive Kritik vorzutragen, damit überhaupt auf Ihre steoreotype Negativberichterstattung fachlich eingegangen werden kann.

Wir alle haben mittlerweile mitbekommen, dass Ihnen das KDA-Forum ein Dorn im Auge ist und Sie gar den durchaus vermessenen Anspruch reklamiert haben, persönlich zu einer Pressekonferenz eingeladen zu werden. Ist es Ihnen vielleicht in den Sinn gekommen, dass die Qualität der Debatte erheblich leidet, weil nicht zuletzt Ihre Argumentationsebene konturlos bleibt?

Es erscheint in der Öffentlichkeit besonderen Eindruck zu machen, mit Verstößen gegen die Menschwürde aufzuwarten, aber wir beide wissen doch letztendlich, dass hiermit das Problem nur ansatzweise beschrieben ist und zunächst auf der Ebene des einfachen Gesetzesrechts einer Lösung bedarf. Und hier liegen die dogmatischen Schwierigkeiten, die Sie zunächst zu überwinden haben.

Überdies stimmt mich nachdenklich, dass Sie bisher mit keiner Silbe auf die zwischenzeitlich umfangreiche Literatur zur den sog. CIRS-Systemen eingehen. Eine wissenschaftlich fundierte Kritik wird sich mit der Literatur auseinanderzusetzen haben und hier sehen Sie offensichtlich keinen Bedarf.

Völlig abstrus hingegen wird es, wenn Sie den Vorwurf - wohlweislich eingekleidet in einer Fragestellung - erheben, ob es nicht sein kann, dass die Beiträge im Forum aus der Feder des Betreibers kommen?

Was soll diese Frage?
Sicherlich kann es sein, so wie vielleicht auch der Papst, die Bundesgesundheitsministerin oder Claus Fussek einen Beitrag einstellen könnten.

Es steht zu befürchten an, dass solche realitätsfernen Szenarien und Behauptungen einzig dem Ziel dienen, ein ansonsten jedenfalls in der Wissenschaft anerkanntes System nachhaltig zu diskreditieren.

In Leben kann vieles sein, verehrter Herr Schell und ich würde es begrüßen, wenn Sie in einer stillen Stunde sich auf den Kern einer möglichen Argumentation besinnen und die Ebene eines alltagstauglichen Philosophierens hinter sich lassen.

Zugegeben: deutliche Worte meinerseits, aber Ihre Argumentationsweise nimmt mittlerweile unschöne Formen an.

Mit freundlichen Grüßen
Lutz Barth

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KDA-Forum - staatlich inszeniert - weiter in der Kritik

Beitrag von WernerSchell » 22.02.2008, 16:39

KDA-Forum - staatlich inszeniert - weiter in der Kritik

Sehr geehrter Herr Barth,

ich kritisiere das Forum deshalb jetzt und immer wieder, weil es eine staatlich geförderte Maßnahme ist, die von den eigentlichen Problemen in unserem Pflegesystem ablenkt. Dass der Staat hier der eigentliche Akteur ist, macht das Forum so angreifbar. Hätte das KDA mit eigenen Mitteln diese Veranstaltung auf den Weg gebracht, wäre die Aufregung vielleicht schon verflogen.

Wir müssen Pflegekräfte und andere dazu in die Lage versetzen, innerbetrieblich und ggf. in anderer geeigneter Weise Pflegemissstände nachteilsfrei anzusprechen. Voraussetzungen dazu hat zunächst der Gesetzgeber zu schaffen (die Rechtsprechung ist nur Streitschlichter aufgrund der Gesetzeslage).

Nach der Verfassungslage wäre es Aufgabe der Bundesregierung (des BMG) gewesen, diesbezüglich dem Parlament Vorschläge zu machen. Weil dies nicht geschehen ist, haben wir einen Vorschlag gemacht, das Arbeitsrecht durch eine die ArbeitnehmerInnen begünstigende Vorschrift (ähnlich dem § 17 Arbeitsschutzgesetz) zu ergänzen. Diese Vorschrift könnte allgemeine oder ggf. auch nur eingeschränkt für die Pflegeeinrichtungen Geltung haben. Damit wäre eine offene Diskussion über Mangelsituation möglich, so, wie es einem Rechtsstaat gut zu Gesicht stehen würde.

Die angeregete Gesetzesinitiative ist weder ergriffen worden, noch hat das Ministerium überhaupt darauf geantwortet. Auch gibt es keine ernstlichen Anstrengungen, die strukturellen Probleme im Pflegesysteme in den entscheidenden Punkten zu verändern. Die Förderalismusreform wird das Durcheinander bezüglich Heimrecht noch vergrößern.

Statt notwendiger Maßnahmen sollen Pflegekräfte anonym Missstände beschreiben, die allseits bekannt sind (deshalb beruft sich der MDS auf dieses Forum) und durch Hin- und Herschreibereien nicht aufgelöst werden können.

Pflegekräfte wissen, wie sie angemessene, sogar optimale, Pflege zu gestalten haben. Das Pflegesystem hindert sie aber teilweise an solchen Dienstleistungen. Daher gibt es auch einen großen Unmut über das KDA-Forum, zum Teil hier ins Forum geschrieben. Die hier per Telefon eingegangenen Unmutsbekundungen können schon nicht mehr gezählt werden (zahlreiche MitleserInnen schreiben nicht selbst, sondern rufen einfach mal an).

Wir verstehen uns zwar vornehmlich als Lobby der pflegebedürftigen Menschen, sind aber auch gerne bereit, diejenigen stark zu machen, die sich konkret um gute Pflegeleistungen bemühen. Dies wurde z.B. beim Neusser Pflegetreff am 29.1.2008 verdeutlicht und mit großer Zustimmung aufgenommen.

Mit freundlichen Grüßen
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Lutz Barth
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Beitrag von Lutz Barth » 22.02.2008, 17:11

Verehrter Herr Schell.

Ihr Engagement möchte ich hier nicht in Zweifel ziehen, aber mit Blick auf das Forum selbst meine ich, dass wir zwingend zwischen verschiedenen Ebenen zu differenzieren haben. Ihr Verstoß (insbesondere mit Blick auf die strukturellen Defizite) ist ein Problem, was ohne Frage de lege ferenda anzugehen ist. Hier gibt es in der Tat einen erheblichen Entscheidungsbedarf, der sich im Übrigen aus der grundrechtlichen Schutzverpflichtung des Gesetzgebers (mit einem entsprechenden Parlamentsvorbehalt) ergibt, so dass ggf. Grundrechtsbeeinträchtigungen der Bewohner und der zu Pflegenden zu besorgen sind. Hiernach käme dann eine entsprechende Novellierung der einschlägigen Gesetze (u.a. HeimG etc.) in Betracht.
In diesem Zusammenhang stehend könnte im Übrigen rechtspolitisch darüber nachgedacht werden, ob die derzeit geltende Rechtsprechung des BAG in Teilen durch eine entsprechende Gesetzesnorm in den arbeitsrechtlichen Regelungen ersetzt wird, wonach es den Mitarbeitern ermöglicht wird, nachteilsfrei über Missstände zu berichten.

Unabhängig hiervon teile ich nicht Ihre Einschätzung, dass der „Staat der eigentliche Akteur“ des Forums sei. Der Staat fördert lediglich ein Projekt unter sehr vielen Projekten, die wissenschaftlich begründet Sinn machen. Mir ist es allemal lieber, Steuergelder in sinnvolle Projekte zu investieren, anstatt in völlig unsinnige Bauprojekte etc. des Bundes und der Länder, mal ganz von den Diätenerhöhungen der Abgeordneten abgesehen.

In diesem Sinne schließt sich die Projektförderung und das ehernen Ziel eines dringend gebotenen Alterspatienten- resp. Bewohnerschutzes nicht aus, um die in der Tat „gekämpft“ werden müssen. Zugleich darf aber daran erinnert werden, dass nicht ausnahmslos strukturelle Defizite zu beklagen sind. Nicht selten können die Pflegemängel auch auf eine mangelnde Qualifikation der Pflegenden selbst zurückgeführt werden und dies dokumentieren nicht zuletzt auch die Fallschilderungen.

Mit freundlichen Grüßen
Lutz Barth

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Beitrag von Brady » 23.02.2008, 21:29

Mit großem Interesse lese ich hier mit und scheue mich nicht, dieses als Link an mein Forum zu senden.
Zeigt es mir doch auf, wie man über uns Pflege denkt.

Gruß Brady
Nur, weil Du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass Sie nicht hinter Dir her sind! Philip K. Dick

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