Pflegenotstand & sonstige Mängel - Was ist zu tun?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

walter70
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Re: Medienberichte skandalisieren allein die Pflege

Beitrag von walter70 » 08.12.2012, 16:30

Gaby Modig hat geschrieben:Guten Tag Hr. W.Mette!
Natürlich kann es richtig sein, durch öffentliche Aktionen auf bestimmte Probleme aufmerksam zu machen. Aber offensichtlich haben allzu viele Leute die Pflege dazu benutzt, nur Stimmung gegen Pflegekräfte, Einrichtungen usw. zu machen. Dabei wurden v.a. Einzelfälle benutzt, um daraus nicht vertretbare Verallgemeinerungen abzuleiten. Das Ergebnis: Nichts hat sich dieserhalb geändert, die Verantwortlichen wollen solche Informationen auch nicht zur Kenntnis nehmen. Was wurde letztlich bewirkt? Die alten und pflegebedürftigen Menschen werden durch die Skandalberichte ständig in Angst und Schrecken gehalten.
Im Übrigen ist bezüglich der Medienwirksamkeit zu bedenken: Die Menschen interessieren sich für die Pflege nicht - vielleicht erst dann, wenn das Problem ins Haus kommt. Leider wird auch einseitig negativ über die stationäre Pflege informiert. Krankenhäuser und Ärzte werden auch bei klaren Mängeln - einschließlich Todesfälle - eher schonend behandelt. Dazu habe ich gerade kritisch geschrieben:
viewtopic.php?t=18214
Es gibt im Übrigen auch Studien / Berichte darüber, dass z.B. Gewalt in der häuslichen Pflege möglicherweise umfänglicher stattfindet als in den Heimen. Gewalt ist - so muss man feststellen - in allen Lebensbereichen vorhanden.

MfG Gaby Modig
Hallo, Gaby,

das ist ja alles auch richtig und bedenkenswert; aber wir wollen ja auch keine schockierenden Skandalgeschichten sondern sachlich Bedürfnisse in diesem Bereich öffentlich vortragen, an dessen Veröffentlichung sich möglichst viele Mitbürger beteiligen. Den Politikern muss doch einmal wieder vor Augen geführt werden, dass wir das Volk sind und sie als unsere gewählten Vertreter unsere begründeten und berechtigten Forderungen nach der Schaffung von besseren Verhältnissen einfach ignorieren. Genau das ist doch auch das Anliegen des Herrn Schell: Wir Bürger sind alle gefordert. Das bedeutet doch, dass eine breite Masse sich stark macht. Wie das funktionieren kann, muss eben gerade ich solchen Foren geklärt und betrieben werden ( siehe hierzu meinen Beitrag an Herrn Schell von heute).

MfG Walter

WernerSchell
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Mangel an Pflegekräften - TV-Tipp für den 11.12.2012

Beitrag von WernerSchell » 11.12.2012, 08:09

11.12.2012, 21.00 - 21.45 Uhr, ZDF, Frontal21

Thema u.a.:
Mangel an Pflegekräften
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Sabrina Merck
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Aktionsbündnis für bessere Pflege

Beitrag von Sabrina Merck » 15.12.2012, 21:53

Hallo zusammen!
Ich trete auch seit Jahren (u.a. hier) für eine exakte Benennung der Pflegeprobleme ein und bin dabei, konstruktiv für bessere Pflegebedingungen zu werben (und mehr). Allerdings müssen wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass sich breite Bevölkerungsschichten für Pflege oder Gesundheitswesen interessieren. Nur wenn der "Fall" in der Familie angekommen ist, blendet man sich ein und dies erfahrungsgemäß auch nur so lange, wie man mit einem familiären Problem zu tun hat. Das alles wissen unsere Politiker und sehen daher auch kaum Notwendigkeiten, sich wirkungsvoll einzusetzen. Daher ist es umso notwendiger, dass zumindest diejenigen, die sich auskennen und entsprechend engagiert sind, für bessere Rahmenbedingungen mit konkreten Vorschlägen und Forderungen deutlich werden. Insoweit wird hier zurecht beklagt, dass es zuviele Egomanien und zum Teil völlig falschen Strategien gibt. Wie hier wiederholt gefordert wurde, trete ich auch für ein breites Bündnis aller Akteure ein, so dass zumindest deren Sachverstand und Kraft auf die politisch Verantwortlichen einwirken kann. Im nächsten Jahr gibt es eine kleine Chance, Gehör zu finden. Es gibt nämlich u.a. eine Bundestagswahl. Es ist daher richtig, dass der nächste Neusser Pflegetreff am 28.05.2013 u.a. auch dieses Ereignis im Fokus hat. Ich werde dabei sein!

Abendliche Grüße
Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

walter70
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Re: Aktionsbündnis für bessere Pflege

Beitrag von walter70 » 16.12.2012, 12:36

Sabrina Merck hat geschrieben:Hallo zusammen!
Ich trete auch seit Jahren (u.a. hier) für eine exakte Benennung der Pflegeprobleme ein und bin dabei, konstruktiv für bessere Pflegebedingungen zu werben (und mehr). Allerdings müssen wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass sich breite Bevölkerungsschichten für Pflege oder Gesundheitswesen interessieren. Nur wenn der "Fall" in der Familie angekommen ist, blendet man sich ein und dies erfahrungsgemäß auch nur so lange, wie man mit einem familiären Problem zu tun hat. Das alles wissen unsere Politiker und sehen daher auch kaum Notwendigkeiten, sich wirkungsvoll einzusetzen. Daher ist es umso notwendiger, dass zumindest diejenigen, die sich auskennen und entsprechend engagiert sind, für bessere Rahmenbedingungen mit konkreten Vorschlägen und Forderungen deutlich werden. Insoweit wird hier zurecht beklagt, dass es zuviele Egomanien und zum Teil völlig falschen Strategien gibt. Wie hier wiederholt gefordert wurde, trete ich auch für ein breites Bündnis aller Akteure ein, so dass zumindest deren Sachverstand und Kraft auf die politisch Verantwortlichen einwirken kann. Im nächsten Jahr gibt es eine kleine Chance, Gehör zu finden. Es gibt nämlich u.a. eine Bundestagswahl. Es ist daher richtig, dass der nächste Neusser Pflegetreff am 28.05.2013 u.a. auch dieses Ereignis im Fokus hat. Ich werde dabei sein!

Abendliche Grüße
Sabrina
Hallo, Sabrina,
ja, es sind die Egomanien die eine gemeinsame Strategie verhindern. Macht man einen Vorschlag, dann ist es eine falsche Strategie. Wer aber macht den Vorschlag, der als richtige Strategie anerkannt wird und von wem. So palavern wir alle nur, ohne zu einem schlüssigen Ergebnis zu kommen, vor der Wahl die politischen Parteien zum Gehör zu zwingen. Insoweit habe ich im Verlauf dieser Forumsdiskussion - wenn auch 'unbrauchbare ' - Vorschläge gemacht, aber bessere, die eine Wirkung absehbar erscheinen lassen, werden nich einmal versucht, geschweige denn diskutiert; welchen Sinn hat dann ein solches Forum? Meinen Frust kann ich auch auf andere Weise zeitsparender 'abladen'.

Denke, dass ein solches Forum zusammneführen müsste, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Dazu müssten dann auch die 'Egomanen' gebeten werden, um deren 'echte Willigkeit' zu prüfen. Sonst ermüdet auch ein solches Forum!

MfG Walter70

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Aktionsbündnis gute Pflege

Beitrag von WernerSchell » 16.12.2012, 14:42

Sehr geehrter Herr Mette,
es ist korrekt, dass die sog. "Willigen" - möglichst zahlreich - zusammen geführt werden müssten. Dazu habe ich seit einiger Zeit erhebliche Versuche unternommen und immer wieder zu Gemeinsamkeiten / Abstimmungen / ... eingeladen. Sie können dazu in diesem Forum einige Hinweise nachlesben unter folgender Adresse viewtopic.php?t=14795&highlight=aktionsb%FCndnis
In diesem Sinne bin ich auch von Beginn an Unterstützer von "Bündnis gute Pflege" und unterbreite dort Vorschläge - siehe z.B. unter
viewtopic.php?t=17140&highlight=b%FCndnis
Es ist auch so, dass sich umfangreicher Schriftwechsel außerhalb dieses Forums abspielt, denn vielfach gibt es erhebliche Bedenken und Befürchtungen, sich öffentlich nachlesbar zu konkreten Mängeln, Sachverhalten usw. zu äußern. Darauf basierend gibt es vielfältige Kontakte und Beratungshilfen, die auch aus Datenschutzgründen nicht ins Forum eingestellt werden können.
Viele Grüße
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Lutz Barth
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Ermüdendes Forum...

Beitrag von Lutz Barth » 16.12.2012, 14:48

Mit Verlaub: Ich denke, dass Walter70 ein stückweit den "Nagel auf den Kopf" getroffen hat.
In der Tat spielen in der Debatte auch immer wieder Eitelkeiten eine besondere Rolle und die selbsternannten Engel der Alten verlieren sich mehr und mehr in gebetsmühlenartig vorgetragene Sonntagsreden, die eigentlich keinen mehr so richtig "vom Hocker" hauen. Pflegenotstand, systemische Mängel, mehr Wertschätzung - dass sind nur einige der scheinbar aussagekräftigen Schlagworte, die hinreichend bekannt sind und dennoch offensichtlich die politisch Verantwortlichen unbeeindruckt lassen. Zugleich werden die ökonomischen Rahmenbedingungen ausgeblendet, ganz davon abgesehen, dass der Pflegenotstand in Teilen auch ein hausgemachtes Problem ist.

Ich persönlich verspüre derzeit nicht den geringsten Drang, hier erneut Position zu beziehen, da ich der festen Überzeugung bin, dass in erster Linie der Berufsstand als solches aufbebegehren sollte, zumindest dann, wenn es um die vielfach angemahnten auskömmmlichen Arbeitsbedingungen geht. Hierbei gilt es, auch das Engagement der eigenen Berufsverbände kritisch zu beleuchten. Nicht selten wird der Eindruck erweckt, dass alles besser wird, wenn nur die Pflegekammer kommen würde. Mit Verlaub: Hier ist der Wunsch der Vater des Gedankens und ich gebe einfach mal die Prognose ab, dass der Berufsstand noch in den kommenden Jahrzehnten eher jammern, denn ganz gezielt handeln wird, um einige bedeutsame Akzente zur Abänderung der etwa der Arbeitsbedingungen in der Pflege setzen zu können.

Ein ständiges Jammern führt letztlich dazu, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und irgendwann sich die Meinung verfestigt, dass irgendwelche Überzeugungstäter mal wieder das hohe Lied von der menschenwürdigen Pflege singen und diese anmahnen, ohne allerdings konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
Insofern ist es tatsächlich ermüdend, eine ständige Klage zu führen und über die Zu- und Umstände in der Pflege zu diskutieren.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Desinteresse für reformerische Aktivitäten

Beitrag von PflegeCologne » 16.12.2012, 15:22

Lutz Barth hat geschrieben: .... Ein ständiges Jammern führt letztlich dazu, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und irgendwann sich die Meinung verfestigt, dass irgendwelche Überzeugungstäter mal wieder das hohe Lied von der menschenwürdigen Pflege singen und diese anmahnen, ohne allerdings konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Insofern ist es tatsächlich ermüdend, eine ständige Klage zu führen und über die Zu- und Umstände in der Pflege zu diskutieren.
Es wird niemand in die Pflicht genommen, hier als Diskutant aufzutreten. Richtig ist natürlich, dass sich die Problembeschreibungen wiederholen. Allerdings gibt es hier wenigstens konkrete Verbesserungsvorschläge, die ja offensichtlich regional schon Wirkung erzielen. Mehr als ermüdend sind natürlich auch die medienwirksamen Skandalberichte und die dazu passenden Talkshows. Diesbezügliche Szenarieren wiederholen sich auch seit Jahren; sie sind im Übrigen nicht nur ermüdend, sondern verbreiten auch bundesweit Ängste unter der stets größer werdenden Schar älterer Menschen. Darauf wurde ja schon wiederholt hingewiesen.
Leider muss ich für die Pflegekräfte sagen, dass dort kaum Bereitschaft besteht, für Demos oder gar Streiks, mit dem Ziel, die Pflegebedingungen zu optimieren, einzutreten. Pflegekräfte sind damit auch überfordert, weil letztlich immer ihr Arbeitsplatz in Gefahr ist oder zumindest in Gefahr zu sein scheint.
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Ermüdende Miesmacher ?

Beitrag von KPHNeuss » 16.12.2012, 15:47

Lutz Barth hat geschrieben: ... Ein ständiges Jammern führt letztlich dazu, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und irgendwann sich die Meinung verfestigt, dass irgendwelche Überzeugungstäter mal wieder das hohe Lied von der menschenwürdigen Pflege singen und diese anmahnen, ohne allerdings konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Insofern ist es tatsächlich ermüdend, eine ständige Klage zu führen und über die Zu- und Umstände in der Pflege zu diskutieren.
Wer solche Texte schreibt, ist wohl unvollkommen informiert!
Hier im Neusser Raum gibt es vielfältige Bemühungen, nein: konkrete Aktivitäten, die Pflegeverhältnisse nachhaltig zu verbessern. Dazu hat Pro Pflege ... maßgeblich mit beigetragen. Die ständige Wiederholung von Veränderungsnotwendigkeiten war insoweit durchaus erfolgreich. Dies fand am 26.09.2012 in der Gesundheitskonferenz ausdrücklich Erwähnung. Es gibt Aktivitäten bezüglich der Verringerung der Medikamente bei älteren Menschen (ein Arbeitskreis seitens des Kreises wurde eingerichtet), Zurückführung der Fixierungen, Verbesserung der Sterbebegleitung in Pflegeheimen ... (und Weiteres mehr).
Der letzte Pflegetreff am 14.11.2013, der allseits höchstes Lob auslöste, hat verdeutlicht, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Im Zusammenhang mit dem Pflegetreff berichtete übrigens WDR 2 (Radioprogramm), dass im Neusser Raum relativ gute Pflegebedingungen auszumachen sind.

KPH Neuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

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Re: Ermüdende Miesmacher ?

Beitrag von walter70 » 16.12.2012, 16:50

KPHNeuss hat geschrieben:
Lutz Barth hat geschrieben: ... Ein ständiges Jammern führt letztlich dazu, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und irgendwann sich die Meinung verfestigt, dass irgendwelche Überzeugungstäter mal wieder das hohe Lied von der menschenwürdigen Pflege singen und diese anmahnen, ohne allerdings konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Insofern ist es tatsächlich ermüdend, eine ständige Klage zu führen und über die Zu- und Umstände in der Pflege zu diskutieren.
Wer solche Texte schreibt, ist wohl unvollkommen informiert!
Hier im Neusser Raum gibt es vielfältige Bemühungen, nein: konkrete Aktivitäten, die Pflegeverhältnisse nachhaltig zu verbessern. Dazu hat Pro Pflege ... maßgeblich mit beigetragen. Die ständige Wiederholung von Veränderungsnotwendigkeiten war insoweit durchaus erfolgreich. Dies fand am 26.09.2012 in der Gesundheitskonferenz ausdrücklich Erwähnung. Es gibt Aktivitäten bezüglich der Verringerung der Medikamente bei älteren Menschen (ein Arbeitskreis seitens des Kreises wurde eingerichtet), Zurückführung der Fixierungen, Verbesserung der Sterbebegleitung in Pflegeheimen ... (und Weiteres mehr).
Der letzte Pflegetreff am 14.11.2013, der allseits höchstes Lob auslöste, hat verdeutlicht, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Im Zusammenhang mit dem Pflegetreff berichtete übrigens WDR 2 (Radioprogramm), dass im Neusser Raum relativ gute Pflegebedingungen auszumachen sind.

KPH Neuss
...ja wenn man dort auf dem richtigen Weg ist, hat man wenigstens im kleinen Kreis etwas erreicht; wirklich begrüßenswert. Welchen Pflegekräften und sonstig vom Pflegenotstand Betroffenen bundesweit aber ist das hilfreich? Darum geht es doch! Dieser labende Tropfen löscht nicht den Durst vieler Bedürftigen. Man sollte sich nicht mit der Zufriedenheit im kleinen Kreis begrügen. Dass was erfolgreich praktiziert wurde sollte im großen Stil und in gemeinschaftlicher Anstrengung erfolgen.

Denke da an die sehr beachtliche Arbeit des Herrn Schell, in der er auf die vielschichtigen Mängel und Bedürfnissse hinweist und konstruktive Vorschläge sehr dezidiert gemacht hat. Dieses Papier ist doch Grundlage genug, um mit einer gezielten Massnahme den Deutschen Bundestag, die politischen Parteien (wie vergeblich bereits unsere hochwohllöbliche Bundeskanzlerin) entsprechend darauf hinzuweisen und endlich entsprechende Reaktionen einzufordern; und wenn es mir einer Petition sein sollte; wenngleich Herr Schell auch eine solche für nicht angebracht betrachtet. Wie aber wollen Sie, Herr Schell, mit Ihrer Veranstaltung im kleinen Rahmen am ??.??.2013 eine bundesweite 'Aufschreckung' erzielen? Dazu ist dieses Forum zu wirkungslos; zudem auch die Mitgliederzahl aller entsprechenden Vereine und Verbände zu gering, um mit deren Zahlenmass die Politik in Bewegung zu versetzen.

Gerade um eine solche Aufschreckung bin ich z. Z. bemüht; eben als 'Egomane' - zwangsläufig -. Ich wünsche mir viel Erfolg; wie man sehr vieles eben selber machen muss.

Dr. phil. v.e.G.

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Re: Desinteresse für reformerische Aktivitäten

Beitrag von walter70 » 16.12.2012, 17:07

PflegeCologne hat geschrieben:
Lutz Barth hat geschrieben: .... Ein ständiges Jammern führt letztlich dazu, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und irgendwann sich die Meinung verfestigt, dass irgendwelche Überzeugungstäter mal wieder das hohe Lied von der menschenwürdigen Pflege singen und diese anmahnen, ohne allerdings konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Insofern ist es tatsächlich ermüdend, eine ständige Klage zu führen und über die Zu- und Umstände in der Pflege zu diskutieren.
Es wird niemand in die Pflicht genommen, hier als Diskutant aufzutreten. Richtig ist natürlich, dass sich die Problembeschreibungen wiederholen. Allerdings gibt es hier wenigstens konkrete Verbesserungsvorschläge, die ja offensichtlich regional schon Wirkung erzielen. Mehr als ermüdend sind natürlich auch die medienwirksamen Skandalberichte und die dazu passenden Talkshows. Diesbezügliche Szenarieren wiederholen sich auch seit Jahren; sie sind im Übrigen nicht nur ermüdend, sondern verbreiten auch bundesweit Ängste unter der stets größer werdenden Schar älterer Menschen. Darauf wurde ja schon wiederholt hingewiesen.
Leider muss ich für die Pflegekräfte sagen, dass dort kaum Bereitschaft besteht, für Demos oder gar Streiks, mit dem Ziel, die Pflegebedingungen zu optimieren, einzutreten. Pflegekräfte sind damit auch überfordert, weil letztlich immer ihr Arbeitsplatz in Gefahr ist oder zumindest in Gefahr zu sein scheint.
...moralisch sollte sich jeder selbst in die Pflicht nehmen.
Demos und Streiks von Pflegekräften brauchgen es auch gar nicht zu sein; das Volk muss 'aufstehen' und sich Vernächlässigungen von elementar wichtigen Bedürfnissen nicht mehr bieten lassen. Da hilft auch nicht das Argument 'ich bin Pflegekraft und ggf. mit Verlust des Arbeitsplatzes bedroht'; man tritt eben als Volksteil auf in einer gemeinschaftlichen Aktion.

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Beitrag von Lutz Barth » 16.12.2012, 17:54

wenngleich Neuss sicherlich nicht der "Nabel der Welt" ist, ohne damit die Aktivitäten dort gering schätzen zu wollen.

Entscheidend dürfte nach wie vor sein, dass entgegen der hier vertretenen Stimmen in erster Linie der Berufsstand gefordert ist. Wertschätzung und vor allem die besseren Arbeitsbedingungen waren, sind und werden immer Gegenstand von Interessenkämpfen sein und insofern müssen m.E. die Professionellen mehr Profil in der konkreten Asueinandersetzung zeigen.

"Lieber tot, als pflegebedürftig" charakterisiert überdies die wohl überwiegende Einstellung in der bundesdeutschen Bevölkerung und dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass es ab und an mal "Skandalberichte" gibt - die, dass sollten wir nicht vergessen - auch Einzeldramen dokumentieren, die wohl so selten in der Praxis nicht vorkommen. Auch hier gilt, dass die jüngere Generation gegenwärtig im "hier und heute" zu leben gedenkt und im Zweifel es vermeiden will, zum "Pflegefall" zu werden und wenn dies dann doch unvermeidlich sein wird, ggf. diesem zu entfliehen.

Ausgangspunkt hierfür ist letztlich auch die selbstbestimmte Entscheidung, die u.a. in der Patientenverfügung dokumentiert wird. Ein leidvolles Dahinsiechen erscheint eben nicht erstrebenswert zu sein und insofern dürfte es sich als sehr schwierig erweisen, große Teile des Staatsvolkes für den empatischen Gedanken eines kollektiven Aufschreis gegen die zum Teil unwürdigen (Pflege)Bedingungen zu begeistern.

Im Übrigen steht zu bezweifeln an, dass Pflegekräfte überfordert seien. Mit Verlaub: Es handelt sich hier um eine große Berufsgruppe, dessen Wirkmächtigkeit nicht unterschätzt werden sollte. Das doch eher verhaltende - wenn nicht gar mangelnde - Engagement der Berufsgruppe, für die eigenen Interessen nachhaltig einzutreten, muss da schon ein wenig Verwunderung auslösen und provoziert die Nachfrage, warum dem so ist?

Arbeitsbedingungen und sicherlich auch die Wertschätzung müssen stets auf`s Neue erkämpft werden und da frage ich mich schon, warum dies unterbleibt?

Mag auch die Arbeit von Herrn Schell verdienstvoll sein, aber sie ersetzt keinesfalls das notwendige Eigenengagement einer Berufsgruppe, die sich seit Jahrzehnten versucht, zu emanzipieren.

Hiervon strikt zu trennen ist die whistleblower-Problematik, denn im Kern geht es um eine "Wertschätzungs-Debatte" und ich frage mich eigentlich, was der innere Beweggrund für eine solche sicherlich sinnvolle Debatte sein mag?
Darauf zu hoffen, dass die zu erbringende Wertschätzung gleichsam "automatisch" zu besseren Arbeitsbedingungen und etwa einer höheren und damit angemessen Arbeitsvergütung führt, ist sicherlich eine trügerische Hoffnung. Auch der Pflegemarkt ist von ökonmischen Parametern bestimmt und die knappe Ressource "Personal" erweist sich hier zunächst als Kostenfaktor. Wer also etwas ändern will, muss aktiv werden und nicht um Wertschätzung nachsuchen, die insbesondere ganz artig von den Verantwortlichen versichert wird.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

walter70
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Re: Ermüdendes Forum...

Beitrag von walter70 » 16.12.2012, 19:08

Lutz Barth hat geschrieben:Mit Verlaub: Ich denke, dass Walter70 ein stückweit den "Nagel auf den Kopf" getroffen hat.
In der Tat spielen in der Debatte auch immer wieder Eitelkeiten eine besondere Rolle und die selbsternannten Engel der Alten verlieren sich mehr und mehr in gebetsmühlenartig vorgetragene Sonntagsreden, die eigentlich keinen mehr so richtig "vom Hocker" hauen. Pflegenotstand, systemische Mängel, mehr Wertschätzung - dass sind nur einige der scheinbar aussagekräftigen Schlagworte, die hinreichend bekannt sind und dennoch offensichtlich die politisch Verantwortlichen unbeeindruckt lassen. Zugleich werden die ökonomischen Rahmenbedingungen ausgeblendet, ganz davon abgesehen, dass der Pflegenotstand in Teilen auch ein hausgemachtes Problem ist.

Ich persönlich verspüre derzeit nicht den geringsten Drang, hier erneut Position zu beziehen, da ich der festen Überzeugung bin, dass in erster Linie der Berufsstand als solches aufbebegehren sollte, zumindest dann, wenn es um die vielfach angemahnten auskömmmlichen Arbeitsbedingungen geht. Hierbei gilt es, auch das Engagement der eigenen Berufsverbände kritisch zu beleuchten. Nicht selten wird der Eindruck erweckt, dass alles besser wird, wenn nur die Pflegekammer kommen würde. Mit Verlaub: Hier ist der Wunsch der Vater des Gedankens und ich gebe einfach mal die Prognose ab, dass der Berufsstand noch in den kommenden Jahrzehnten eher jammern, denn ganz gezielt handeln wird, um einige bedeutsame Akzente zur Abänderung der etwa der Arbeitsbedingungen in der Pflege setzen zu können.

Ein ständiges Jammern führt letztlich dazu, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt und irgendwann sich die Meinung verfestigt, dass irgendwelche Überzeugungstäter mal wieder das hohe Lied von der menschenwürdigen Pflege singen und diese anmahnen, ohne allerdings konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
Insofern ist es tatsächlich ermüdend, eine ständige Klage zu führen und über die Zu- und Umstände in der Pflege zu diskutieren.
...deshalb beteilige ich mich auch nicht mit 'Jammerarien'! Werde meine spärliche Zeit und noch vorhandene Energie dafür aufwenden, nach geeigneten Schritten zu suchen, wie man die Ignoranz des Problems 'Pflegenotstand heute und vor allem künftig' nicht nur in der Politik breiter publik macht.
So, wie dieses Problem einerseits und die durchaus plausibelen Vorschläge zu einer Situationsverbesserung ignoriert werden, betrachte ich diese Ignoranz subjektiv als passive Diktatur. Diktatur aber birgt Gefahrenpotential. Unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung wird dieses Gefahrenpotential dann zunehmen, wenn die Ignoranz u. a. hinsichtlich dieses Themas Bestand hat. Sicherlich ist es ein langer Weg wenn man sich die Frage stellt, wie Terrorismus entsteht.
In nicht wenigen Fällen, wenn Aussichtslosigkeit die letztendliche Triebfeder war. Beispiele dafür gibt es genügend; Einzelaktionen bis hin zu solchen halber Nationen. Diese Eventualität ist keine Utopie, wenn die Auswirkungen der demographischen Entwicklung weiterhin in der Planung vernächlässigt werden. Diese perspektivische Betrachtung ist bereits seit 20 Jahren vernächlässigt worden. Heute sind daher Verhältnisse eingetreten, die Ärzte und Pflegeeinrichtungen zu selbst strafbaren Handlungen/Massnahmen veranlassen. Siehe hierzu meinen Beitrag unter 'Personalmangel in der Pflege, was ist zu tun'. Diesen Beitrag 'In 7 1/2 Monaten zum Krüppel therapiert und betreut' habe ich eingestellt nicht um zu jammern, sondern aufzuzeigen, was allein Kräftemangel in Heimen zur Folge hatte und haben kann. Besteht hier evt. reservatio mentalis bereits Konsens?

Dr. phil. v. e. G.

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Alles wird gut - die erste Pflegekammer kommt!

Beitrag von Lutz Barth » 19.12.2012, 07:57

:) Zumindest in Schleswig-Holstein wird künftig ein anderer Wind wehen: Die erste Pflegekammer kommt und gerne wollen wir den Worten des DPR-Präsidenten Glauben schenken:

"„Es ist alternativlos: Die Pflege – immerhin die größte Berufsgruppe im
Gesundheitswesen - muss ihre Belange endlich selbst in die Hand nehmen und die Zukunft unseres Versorgungssystems stärker mitgestalten können“, so Westerfellhaus. Die Verkammerung ist unverzichtbar, wenn wir eine gute
pflegerische Versorgung auf Dauer sichern wollen“, so Westerfellhaus in einer aktuellen Presseinfo v. 14.12.12.

Na dann: Hoffentlich führt der "historische Durchbruch" auch zu den gewünschten Ergebnissen :wink:
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Re: Alles wird gut - die erste Pflegekammer kommt!

Beitrag von walter70 » 19.12.2012, 12:20

Lutz Barth hat geschrieben::) Zumindest in Schleswig-Holstein wird künftig ein anderer Wind wehen: Die erste Pflegekammer kommt und gerne wollen wir den Worten des DPR-Präsidenten Glauben schenken:

"„Es ist alternativlos: Die Pflege – immerhin die größte Berufsgruppe im
Gesundheitswesen - muss ihre Belange endlich selbst in die Hand nehmen und die Zukunft unseres Versorgungssystems stärker mitgestalten können“, so Westerfellhaus. Die Verkammerung ist unverzichtbar, wenn wir eine gute
pflegerische Versorgung auf Dauer sichern wollen“, so Westerfellhaus in einer aktuellen Presseinfo v. 14.12.12.

Na dann: Hoffentlich führt der "historische Durchbruch" auch zu den gewünschten Ergebnissen :wink:
...abwarten und Tee trinken. Welcher Partei gehört er denn an?

Herbert Kunst
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Alles wird gut - die erste Pflegekammer kommt!

Beitrag von Herbert Kunst » 20.12.2012, 09:06

Lutz Barth hat geschrieben: :) Zumindest in Schleswig-Holstein wird künftig ein anderer Wind wehen: Die erste Pflegekammer kommt und gerne wollen wir den Worten des DPR-Präsidenten Glauben schenken:
„Es ist alternativlos: Die Pflege – immerhin die größte Berufsgruppe im
Gesundheitswesen - muss ihre Belange endlich selbst in die Hand nehmen und die Zukunft unseres Versorgungssystems stärker mitgestalten können“, so Westerfellhaus. Die Verkammerung ist unverzichtbar, wenn wir eine gute pflegerische Versorgung auf Dauer sichern wollen“, so Westerfellhaus in einer aktuellen Presseinfo v. 14.12.12.
Na dann: Hoffentlich führt der "historische Durchbruch" auch zu den gewünschten Ergebnissen ...
Zum Thema Pflegekammer gibt es hier im Forum bereits zahlreiche Beiträge (unter "Suchen" und Eingabe von "Pflegekammer" aufrufbar). In den Beiträgen wird die "Pflegekammer" eher kritisch und als entbehrlich eingestuft. Es kann daher nicht gesehen werden, woher der DPR-Präsident den Optimismus ableitet, dass nunmehr ein anderer Wind wehen wird. Dass sich die Pflege besser aufstellen muss, versteht sich. Sie muss auch lauter auf die Probleme aufmerksam machen. Aber dazu eignen sich eher Berufsverbände und Gewerkschaften, aber nicht eine "öffentlich-rechtliche Versorgungsanstalt für Pflegefunktionäre".

H.K.
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

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