Unzureichende Versorgung in der Kurzzeitpflege

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Elke
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Unzureichende Versorgung in der Kurzzeitpflege

Beitrag von Elke » 03.11.2011, 11:17

Unzureichende Versorgung in der Kurzzeitpflege

Nachdem mein Mann vor fast zwei Jahren in der KZP schlecht versorgt wurde
viewtopic.php?t=11046&highlight=
habe ich mich sehr schwer getan, ihn erneut in stationäre Pflege zu geben.
Habe vorher viele Gespräche geführt und wieder einmal wurde mir
"das blaue vom Himmel" versprochen und mein Mann ging gestern Vormittag in eine KZP.

Alles wurde von mir gut vorbereitet, seine Gewohnheiten, seine Vorlieben und Abneigungen aufgeschrieben und gestern noch einmal mündlich besprochen.

Gestern um 14.30 Uhr bekomme ich einen Anruf, ob mein Mann stehen kann und wie er umgesetzt werden kann. War also bis um 14.30 Uhr noch keine Schutzhose gewechselt (die voll gepinkelten Klamotten lagen im Schrank).

Heute Morgen bringe ich um 9.30 h ein Teil, das ich vergessen habe
und wieder trifft mich der Schlag.

Mein Mann liegt noch immer Bett, ungewaschen, ohne Essen und Trinken,
ohne Medikamenteneingabe (er ist Epileptiker).

Zähne wurden gestern Abend nicht geputzt (die Kulturtasche stand ungeöffnet im Bad, dort wo ich sie hingestellt hatte), die Teilprothese blieb über Nacht im Mund, seine Orthose gegen den Spitzfuß wurde nicht angelegt.

Ich frage nach dem Grund.
Personalmangel oder wollte mein Mann nicht?

Nein wir hatten einen Notfall. Eine dementer Gast ist gestern Abend abgehauen, wir haben die ganze Nacht und den ganzen Morgen gesucht
und konnten darum ihren Mann nicht versorgen!
Sie zeigt mir gerne den Polizeibericht, damit ich ihr glaube.

Das macht mir echt Angst.
Noch habe ich die Möglichkeit, ihn wieder nach Hause zu holen.
Was ist wenn ich selbst krank werde und vorübergehend häusliche Pflege nicht möglich ist?
Ehemann Hirnblutung 1995, Hemiplegie rechts, schwere Globalaphasie, Epilepsie, Pflegestufe 3. Pflege Zuhause

Rauel Kombüchen
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Die Angehörigen sind die beste Heimaufsicht!

Beitrag von Rauel Kombüchen » 03.11.2011, 17:55

....Nein wir hatten einen Notfall. Eine dementer Gast ist gestern Abend abgehauen, wir haben die ganze Nacht und den ganzen Morgen gesucht
und konnten darum ihren Mann nicht versorgen! Sie zeigt mir gerne den Polizeibericht, damit ich ihr glaube. ...


Hallo Elke,
ich kann die Sorge gut nachvollziehen. Aber offensichtlich wurde die Einrichtung mit Bedacht ausgewählt .. und so einfach wechseln macht auch keinen Sinn.
Es ist eigentlich nur anzuraten, weiter engmaschig nachzuschauen nach dem Motto: Die Angehörigen sind die beste Heimaufsicht!
Dass eine Einrichtung soviel Personal zur Suche eines entlaufenen Gastes losschickt, dass die verbliebenen Gäste nicht mehr ordentlich versorgt werden können, ist nicht hinnehmbar. Es muss immer auf jeden Gast bezogen mit der erforderlichen Sorgfalt gearbeitet werden.
Ob es jetzt schon angezeigt ist, die Aufsichtsbehörde zu informieren, kann ich nicht beurteilen. Über streng genommen, muss den Leitungskräften auf die Finger geklopft werden.
MfG Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Re: Die Angehörigen sind die beste Heimaufsicht!

Beitrag von Elke » 03.11.2011, 20:23

Rauel Kombüchen hat geschrieben: Über streng genommen, muss den Leitungskräften auf die Finger geklopft werden.
MfG Rauel
Hallo Rauel,

klopfen werde ich und zu mehr hätte ich in Echt auch keine Kraft, dann nehme ich meinen Mann wieder mit nach Hause.

Allerdings bringt mir die KZP nicht die erhoffte Entlastung, wenn ich dort täglich "klopfen" muss.
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Beitrag von Elke » 05.11.2011, 01:49

Ich habe gestern meinen Mann wieder nach Hause geholt.
In 3 Tagen kam es in der KZP zu einem schweren Intertrigo in der Leiste und in der Analspalte.
Werner Schell hat geschrieben:Thema beim Pflegetreff:
Pflegequalität in den Heimen sichern - Mängel aufdecken und abstellen

Wir sprechen ein Thema an, das viele (ältere) Menschen zunehmend berührt und betrifft. Wir benennen die Grundsätze der Qualitätssicherung in der Pflege und erörtern, wie mit Mängeln umzugehen und die Pflege-Rahmenbedingungen zu verbessern sind. Das Ansprechen von Mängeln erscheint zwingend geboten, weil sich daraus Strategien zur Qualitätssicherung und zur Vermeidung von Fehlern entwickeln lassen. Im Übrigen ergeben sich daraus gewichtige Erkenntnisse, die in reformerische Konzepte des Gesetzgebers und der sonst Verantwortlichen eingebunden werden können. Aktuell sieht Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk im bereits bestehenden Pflegenotstand einen gravierenden Mangel, der zwingend und vorrangig behoben werden muss. Dabei muss auch der in der Zukunft weiter wachsende Personalbedarf Berücksichtigung finden.
Nachdem ich zugesehen habe, wie eine Pflegefachkraft meinen Mann vom Bett in den Rollstuhl umgesetzt hat, kann ich nicht glauben, dass Mängel allein mit mehr Personal behoben werden können.
Ehemann Hirnblutung 1995, Hemiplegie rechts, schwere Globalaphasie, Epilepsie, Pflegestufe 3. Pflege Zuhause

Rauel Kombüchen
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Pflege muss sich immer am Sorgfaltsgebot ausrichten

Beitrag von Rauel Kombüchen » 05.11.2011, 08:17

Elke hat geschrieben: Ich habe gestern meinen Mann wieder nach Hause geholt.
In 3 Tagen kam es in der KZP zu einem schweren Intertrigo in der Leiste und in der Analspalte. ....
Hallo Elke,
gut, wenn man einen Angehörigen hat, der sich engagiert kümmert. Das gilt nahezu für alle Pflegesituationen.
Es versteht sich, dass eine unqualifizierte Pflegeleistung nicht zu akzeptieren ist. Aber dennoch: Möglicherweise sind viele ungute Pflegeverrichtungen darin begründet, dass die Personaldecke zu dünn ist und daher versucht wird, mit Minderleistungen, so nenne ich das mal, zurecht zu kommen. Aus der Sicht der Betroffenen ist das natürlich nicht hinnehmbar. Pflegekräfte müssen in solchen Situationen ihren Arbeitgeber (die Vorgesetzten) auf die Engpässe aufmerksam machen. Dazu gibt es ja das Instrument der Überlastungsanzeige. Pflegekräfte, und das wird doch auch hier immer herausgestellt, müssen ihr Handeln stets am Sorgfaltsgebot ausrichten.
Dann noch eine Anmerkung: Wenn nun die Pflege wieder zu Hause erfolgt, könnte man ja mit konkreten Hinweisen die Heimaufsicht bzw. die Pflegekasse (MDK) informieren.
MfG Rauel
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Mehr Pflegekräfte mit ausreichender Qualifizierung

Beitrag von Nursing-Neuss » 05.11.2011, 08:32

Elke hat geschrieben: ...Nachdem ich zugesehen habe, wie eine Pflegefachkraft meinen Mann vom Bett in den Rollstuhl umgesetzt hat, kann ich nicht glauben, dass Mängel allein mit mehr Personal behoben werden können. ...
Guten Morgen Elke,
Rauel hat ja schon einige richtige Hinweise gegeben. Anzumerken ist aber darüber hinaus, dass wir hier in Neuss seit geraumer Zeit nicht allein mehr Pflegepersonal fordern, und zwar nicht nur in den Heimen, sondern auch in Krankenhäusern. Weitere Folgerungen sind geboten: Personalvermehrung allein gewährleistet natürlich noch nicht uneingeschränkte gute Pflegeleistungen. Es muss vieles zusammen kommen: Ausreichende Qualifizierung des Personals, arbeitgeberseitige Organisationsentscheidungen, die Arbeitsdruck nehmen, gute Führungskräfte .... (könnte man fortsetzen).
Lb. Grüße Nursing Neuss
Das Pflegesystem muss grundlegend reformiert werden. U.a. ist deutlich mehr Pflegepersonal erforderlich!

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Pflege muss sich immer am Sorgfaltsgebot ausrichten

Beitrag von Elke » 05.11.2011, 08:33

Rauel Kombüchen hat geschrieben:Pflegekräfte müssen in solchen Situationen ihren Arbeitgeber (die Vorgesetzten) auf die Engpässe aufmerksam machen. Dazu gibt es ja das Instrument der Überlastungsanzeige. Pflegekräfte, und das wird doch auch hier immer herausgestellt, müssen ihr Handeln stets am Sorgfaltsgebot ausrichten.
Genau das vermisse ich seit nunmehr 15 Jahren, die ich in die Pflege eingebunden bin. Statt aufmerksam machen, wird "schön geredet" und kommt ein engagierter Angehöriger daher (gibt es leider viel zu wenige)
wird dieser "Beschuldigt" und "Kleingemacht".

Gibt ein Forum - nennt sich "Das Angehörigen-Forum"
http://forum.pflegenetz.net/forumdisplay.php?f=31
unter der Leitung "Professioneller".
Wenn ich Zeit finde und dort lese, kommt mir das "kalte Grausen".
Nicht nur die Angehörigen werden angegriffen, was ich noch viel schlimmer finde, sind die gegenseitigen Angriffe und Beschuldigen der professionell Pflegenden.
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Pfleglich miteinander umgehen

Beitrag von Nursing-Neuss » 05.11.2011, 08:39

Elke hat geschrieben: .... Nicht nur die Angehörigen werden angegriffen, was ich noch viel schlimmer finde, sind die gegenseitigen Angriffe und Beschuldigen der professionell Pflegenden. ....
Hallo Elke,
ich kann den Unmut nachvollziehen. Herr Schell macht hier immer darauf aufmerksam, dass wir alle miteinander, im Interesse der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen pflegliche Umgangsformen finden sollten. Das gegenseitige Angiften ist eigentlich für niemanden hilfreich.
Gute Umgangsformen zu gewährleisten, und damit "Druck aus dem Kessel" zu nehmen, ist m.E. eine herausragende Aufgabe der Führungskräfte. Sie tragen für das "Betriebsklima" die Hauptverantwortung, so dass im Zweifel die Qualitätsprüfungen mehr auf die Führungsetagen ausgerichtet werden sollten. - Auch das stellen wir hier immer wieder klar.
Lb. Grüße Nursing Neuss
Das Pflegesystem muss grundlegend reformiert werden. U.a. ist deutlich mehr Pflegepersonal erforderlich!

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Pfleglich miteinander umgehen

Beitrag von Elke » 05.11.2011, 09:03

Nursing-Neuss hat geschrieben: Hallo Elke,
ich kann den Unmut nachvollziehen. Herr Schell macht hier immer darauf aufmerksam, dass wir alle miteinander, im Interesse der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen pflegliche Umgangsformen finden sollten. Das gegenseitige Angiften ist eigentlich für niemanden hilfreich.
Ich kenne Herrn Schell und sein Forum, das er seit über 15 Jahren betreibt,
fast von Anfang an (damals noch unter einem Nick - Elfriede Kehrer -
und habe von ihm IMMER Beistand und Unterstützung erfahren.

Nicht umsonst habe ich jeden Wechsel mit gemacht und bin Mitglied von Pro Pflege.
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