Pflegeheime: Die Bilanzen stimmen, aber Fachkräfte fehlen

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Pflegeheime: Die Bilanzen stimmen, aber Fachkräfte fehlen

Beitrag von Presse » 04.07.2011, 17:24

Siehe auch unter
viewtopic.php?p=59975#59975
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Pflegeheime: Die Bilanzen stimmen, aber Fachkräfte fehlen

Der Bedarf an Pflegefachkräften wird in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich stark steigen, bereits jetzt mangelt es den deutschen Pflegeheimen aber an qualifiziertem Personal. Das ist eines der Ergebnisse des „Pflegeheim Rating Report 2011 – Boom ohne Arbeitskräfte?“ von RWI, ADMED GmbH und HCB GmbH. Er zeigt zudem, dass die Zahl der Pflegebedürftigen ebenso wie die Zahl der Pflegeheime in den vergangenen Jahren weiter gestiegen ist. Obwohl sich die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime seit 2006 leicht verschlechtert hat, liegt ihre durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit mit 1,1% weiter unter der von Krankenhäusern und Rehakliniken.

In deutschen Pflegeheimen fehlen immer mehr Pflegefachkräfte. Dies ist eines der Ergebnisse des aktuellen „Pflegeheim Rating Report 2011“, in dem RWI, ADMED GmbH und Institute for Health Care Business GmbH (HCB) zum dritten Mal die derzeitige und zukünftige Situation des deutschen Pflegemarkts untersucht haben. Demnach lag die Zahl der gemeldeten offenen Stellen für Pflegefachkräfte bei Heimen im März 2011 mehr als doppelt so hoch wie vier Jahre zuvor. Bis zum Jahr 2030 werden voraussichtlich in der ambulanten und stationären Pflege zwischen 120.000 und 175.000 zusätzliche Pflegefachkräfte benötigt. 2009 waren in beiden Bereichen 272.000 Fachkräfte beschäftigt.

Um dem zu erwartenden Mangel an Pflegefachkräften entgegenzuwirken, gilt es, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Ziel sollte es sein, dass im Pflegebereich mehr Fachkräfte Vollzeit und über einen längeren Zeitraum arbeiten. Zudem sollten mehr Auszubildende gewonnen werden. Hierfür sind neben höheren Löhnen für qualifiziertes Personal auch „weiche“ Faktoren wie weniger Bürokratie, eine gute Führungskultur, höheres gesellschaftliches Ansehen des Berufs sowie bessere Karrieremöglichkeiten nötig. Darüber hinaus sollte die Zuwanderung qualifizierter Pflegefachkräfte aus Nicht-EU-Ländern deutlich erleichtert werden.

Soziale Pflegeversicherung: Ohne Entlastungen drohen steigende Beitragssätze

Mit den Personalkosten werden voraussichtlich auch die Kosten für die Pflegeleistungen weiter steigen. Das belastet wiederum die Soziale Pflegeversicherung (SPV), deren Kapitalreserven bis Ende dieses Jahrzehnts aufgebraucht sein dürften. Um zu stark steigende Beitragssätze zu vermeiden, sollten Einnahmen- und Ausgabenseite verbessert werden. Die Einnahmenseite könnte beispielsweise durch eine höhere Erwerbsquote von älteren Menschen und von Frauen gestärkt werden. Zudem sollte eine kleine obligatorische, kapitalgedeckte, private Zusatz-Pflegeversicherung eingeführt werden. Um die Ausgabenseite zu entlasten, könnte die Hürde zur Zahlung von Leistungen der SPV angehoben werden. Darüber hinaus könnte eine Karenzzeit eingeführt werden, während der die SPV trotz offizieller Pflegebedürftigkeit noch nicht zahlt.

Zahl der Pflegeheime erreichte 2009 neuen Höchstwert

Insgesamt wird der deutsche Pflegemarkt weiter von steigenden Zahlen bestimmt. Sein Anteil am deutschen Gesundheitsmarkt hat sich zwischen 1997 und 2009 überdurchschnittlich von 8,6% auf 11% erhöht. Das Marktvolumen der ambulanten und stationären Pflege betrug 2009 rund 30 Milliarden Euro, von den rund 2,34 Millionen pflegebedürftigen Menschen wurden 749.000 stationär, 555.000 ambulant und die übrigen durch Angehörige betreut. Die Zahl der Pflegeheime erreichte 2009 mit 11.634 einen neuen Höchstwert, die Zahl der Pflegeplätze stieg auf 845.000.

Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime seit 2006 leicht verschlechtert, ihre durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit liegt mit 1,1% aber weiter unter der von Krankenhäusern und Rehakliniken. Im Jahr 2009 befanden sich 14% der Pflegeheime im „roten“ Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr, 69% im „grünen“ Bereich und der Rest dazwischen. Für die Studie wurden Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder und Jahresabschlüsse von 1 700 Pflegeheimen ausgewertet. Erstmals konnten außerdem Pflegenoten aus den Transparenzberichten von 5 000 Heimen im Detail ausgewertet werden. Dabei zeigt sich, dass Heime mit hohem Preisniveau bessere Pflegenoten erzielen, also eine bessere Qualität bieten.

Besonders stark konnte die ambulante Pflege zulegen, ihr Anteil an allen Pflegefällen stieg zwischen 1999 und 2009 von 20,6% auf 23,7%. Dies ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass die Pflegeversicherung ihre Pflegesätze für Leistungen der ambulanten Dienste seit 2008 überproportional erhöht hat. Zugenommen hat auch der Anteil der Pflegebedürftigen, die in einer privaten Einrichtung versorgt werden. Er stieg zwischen 1999 und 2009 in ambulanten Diensten von 35,6% auf 47,0%, in Pflegeheimen von 25,4% auf 33,8%. Dabei sind Heime in privater Trägerschaft durchschnittlich kostengünstiger bei mindestens ebenso guter Pflege- und Servicequalität. Regional gesehen ist die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime in den ostdeutschen Bundesländern am besten, während Schleswig-Holstein/Hamburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz/Saarland am schlechtesten abschneiden. Insgesamt hat die Qualitätstransparenz der Pflegeheime zugenommen, dies geht allerdings mit größeren Berichtspflichten und damit mehr Bürokratie einher.

Zahl der Pflegebedürftigen und Pflegeplätze wird weiter steigen

Die Alterung der deutschen Gesellschaft wird in den kommenden Jahren anhalten. Entsprechend ist bis 2020 mit 2,9 Millionen bzw. bis 2030 mit 3,4 Millionen Pflegebedürftigen zu rechnen, was gegenüber 2009 einem Anstieg von 24% bzw. 43% entspricht. Damit verbunden ist voraussichtlich ein zusätzlicher Bedarf von 230.000 bis 440.000 stationären Pflegeplätzen bis 2030. Die dafür erforderlichen Neu- und Re-Investitionen belaufen sich auf 60 bis 80 Milliarden Euro. Um diesen Kapitalbedarf zu decken, ist auch privates Kapital nötig. Dieses wird jedoch erfahrungsgemäß nur bei risikogerechter Verzinsung bereitgestellt. Im Jahr 2009 erreichte nur ein Drittel der Pflegeheime einen ausreichend hohen Ertrag, um damit auch ohne Fördermittel voll investitionsfähig zu sein. 51% gelang dies nicht, die übrigen 16% waren bei etwas abgemilderten Annahmen zu den Kapitalkosten schwach investitionsfähig.

Um den Pflegemarkt effizienter zu machen, sollten Wettbewerbsverzerrungen beseitigt werden. Es sollten beispielsweise keine Investitionsfördermittel mehr vergeben werden, auch nicht an ausgewählte Pflegeheime. Statt der Pflegesatzverhandlungen sollte der Gesetzgeber lediglich Mindestnormen zur Pflege vorgeben und übermäßige Preiserhöhungen nach Vertragsabschluss unterbinden. Zudem sollten die länderspezifischen Heimgesetze vereinheitlicht und verschlankt werden.

Ihre Ansprechpartner dazu:
Dr. Boris Augurzky (RWI) Tel.: (0201) 81 49-203
Dr. Sebastian Krolop (ADMED GmbH) Tel.: (02238) 47 53 00
Sabine Weiler (Pressestelle RWI) Tel.: (0201) 81 49-213
Dieser Pressemitteilung liegt die Studie „Pflegeheim Rating Report 2011 – Boom ohne Arbeitskräfte?“ zugrunde. Das Executive Summary ist unter http://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-materialien/ als Heft 68 der „RWI Materialien“ und unter http://www.admed.com als pdf-Datei erhältlich. Die komplette Studie kann für 240 Euro inkl. 7% MwSt. beim RWI, der ADMED GmbH oder der HCB GmbH bestellt werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 04.07.2011
http://www.rwi-essen.de/presse/mitteilung/66/

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Fachkräftediskussion - ein Popanz

Beitrag von PflegeCologne » 05.07.2011, 06:47

Fachkräftediskussion - ein Popanz

Der sog. Fachkräftemangel ist, so, wie er diskutiert wird, ein Popanz (ein Trugbild). Tatsächlich haben wir, das wird hier im Forum seit Jahren thematisiert, einen Pflegenotstand. D.h., wir haben zu wenig Stellenausweisungen, folglich auch zu geringe Ausbildungs- und Einstellungsquoten. Im Übrigen gehen Pflegekräfte zu früh aus dem Beruf, sie schaffen ihre Arbeit nicht mehr, sind kaputt, krank usw.
Hier gilt es anzusetzen. Der Ruf nach ausländischen Fachkräften ist m.E. ein einziges Ablenkungsmannover. Damit sollen Billigkräfte angeworben werden, die hier die Vergütungen weiter niedrig halten sollen. Ausländische Arbeitnehmer sind in der Pflege weniger gut geeignet. Denn in diesem Bereich ist Sprache für die Kommunikation wichtig. In diesem Bereich gibt es bereits heute infolge vieler Migranten im Gesundheitssystem erhebliche "Verständigungsschwierigkeiten".
Ich bin mehr als verwundert darüber, dass seit einigen Monaten die Fachkräftediskussion befeuert wird. Wer genau hinschaut, wird merken, dass es vor allem die an Billigkräften interessierte Arbeitgeberseite ist, die hier maßgeblich Einfluss nimmt. Klar, dass auch die Bundesregierung, wohl auf Druck der FDP, entsprechend angesprungen ist.

Pflege Cologene
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Abwerbung ausländischer Fachkräfte unmoralisch

Beitrag von Presse » 19.07.2011, 06:54

Pflegerat findet Abwerbung ausländischer Fachkräfte unmoralisch

Essen/Berlin – Der Deutsche Pflegerat hält die Abwerbung ausländischer Pflegefachkräfte aus moralischen Gründen für bedenklich. Verbandspräsident Andreas Westerfellhaus sagte den Zeitungen der WAZ-Gruppe vom Dienstag, grundsätzlich sei zwar jede Pflegekraft aus dem Ausland in Deutschland willkommen, wenn sie qualifiziert sei und die Sprache beherrsche. „Ich finde es aber zutiefst unethisch und unmoralisch, wenn wir die Pflegekräfte dort abwerben“, fügte er hinzu.
.... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... alisch.htm

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Sorge um Zukunft professioneller Pflege

Beitrag von Presse » 06.08.2011, 06:58

Bundesverband bad e.V. sieht durch RWI-Studie „Boom ohne Arbeitskräfte?“ Sorge um Zukunft professioneller Pflege bestätigt
bad e. V. fordert im „Jahr der Pflege“ konkrete bundesweite Schritte zur Fachkräftegewinnung und präsentiert Agenda


Essen. Der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad e. V.) fordert im „Jahr der Pflege“ endlich konkrete bundesweite Schritte, um den signifikanten Fachkräftemangel in der Altenpflege zu beheben. Dazu legte der Verband Vorschläge für eine Agenda vor. „Es ist an der Zeit, die Probleme konkret bundesweit anzugehen. Einzelinitiativen in den Ländern sind zwar hilfreich. Aber nun ist der Bund in der Pflicht, Entscheidendes zu verändern,“ begründete Bundesgeschäftsführerin Andrea Kapp die bad-Initiative.

Der Verband sieht sich durch den „Pflegeheim Rating Report 2011 - „Boom ohne Arbeitskräfte?“ des Rheinisch Westfälischen Wirtschaftsinstituts (RWI) etc. bestätigt, der den Fachkräftemangel als größte Hürde für die pflegerische Versorgung der Bevölkerung und wirtschaftliche Entwicklung der Pflegebranche identifiziert. Schon derzeit fehlen 30.000 Fachkräfte in der ambulanten und stationären Pflege. Bis 2030 würden bis 2030 bis zu 175.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt, denn die Zahl der Pflegebedürftigen steige von 2,1 Millionen auf voraussichtlich 2,9 Millionen 2020 und 3,4 Millionen 2030.

Kapp: „Um dem Fachkräftemängel zu begegnen, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Politik in Bund und Ländern, von Pflegeeinrichtungen, Schulen und der Agentur für Arbeit.” Hier die Vorschläge des bad e. V.:
1. Besserer Finanzrahmen: Im Interesse besserer finanzieller Rahmenbedingungen für die ambulante und stationäre Altenpflege sollten die Mittel der Pflegeversicherung erhöht werden. Kapp: „Endlich muss die Politik in Berlin ein deutliches Signal setzen, was ihr eine professionelle und zukunftssichere pflegerische Versorgung der Bevölkerung wert ist.” Sowohl vielen Versicherten wie Demenzkranken als auch Beschäftigten und Pflegeeinrichtungen käme dies zugute.
2. Beruf attraktiver machen: Die vom Bund angestrebte generalistische Pflegeausbildung trägt dazu bei, den Beruf europatauglich und für junge Leute interessanter zu machen.
3. Neue Fach- und Führungskräfte: Es gilt, Berufsaussteiger zurückzugewinnen, Umschüler zu motivieren, auch Abiturienten anzusprechen. Als krisensichere Branche mit stetig steigendem Bedarf bietet die Altenpflege älteren berufs- und lebenserfahrenen Arbeitnehmern, Arbeitslosen mit familienpflegerischen Erfahrungen sowie jungen Leuten einschließlich Abiturienten sehr gute Perspektiven. Durch den doppelten Abiturjahrgang in einigen Ländern stehen jetzt mehr Abiturienten vor der Berufs- oder Studienwahl. Kapp: „Für Aufstiegsmög-lichkeiten stehen ihnen alle Wege offen. Älteren bieten sich viele verlässliche Dauerarbeitsplätze.”
4. Bund sollte drittes Umschulungsjahr wieder finanzieren: Im Interesse von Umschülern bekräftigte der bad seine Forderung, dass der Bund wieder das dritte Umschulungsjahr finanzieren sollte. Es reiche nicht aus, dass nur einige wenige Bundesländer wie Niedersachsen, Hessen und NRW in die Bresche springen.
5. Imagekampagnen in Schulen, Medien und Fortbildungseinrichtungen verstärken: In vielen Bundesländern starteten bereits zielführende Kampagnen, die aber nicht flächendeckend greifen.
6. Raschere Anerkennung der pflegerischen Qualifikationen von Zuwanderern aus EU- und Nicht-EU-Staaten. Kapp: „Dabei bleibt die Beherrschung der deutschen Sprache zwar Grundvoraussetzung. Doch Pflegekräfte, die auch Polnisch, Russisch oder Türkisch sprechen und die kulturellen Besonderheiten ihrer Herkunftsländer gewöhnt sind, sind für die Pflege von Migranten eine echte Bereicherung.“

Kritik des bad e. V.: Das geplante „Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz“, das im Herbst ein zweites Mal vom Bundesrat behandelt wird, birgt derzeit noch einige unnötige bürokratische Hürden zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Andrea Kapp: „So werden auch in der EU ausgebildete Pflegekräfte einer Gleichwertigkeitsprüfung unterzogen, was wir in dieser Form nicht für erforderlich halten.“ Im Übrigen müsse die Vorrangprüfung für hochqualifizierte ausländische Zuwanderer in Pflegeberufen entgegen dem Kabinettsbeschluss vom 22. Juni 2011 abgeschafft werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 05.08.2011
Andrea Kapp, RAin
Bundesgeschäftsführerin des bad e. V.
Nähere Informationen:
Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e. V., Annastr. 58-64, 45130 Essen, Tel. 0201-354001, E-Mail: a.kapp@bad-ev.de

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Pflegeheime: Die Bilanzen stimmen, aber Fachkräfte fehlen

Beitrag von Presse » 19.09.2011, 06:04

Pflegeheime: Die Bilanzen stimmen, aber Fachkräfte fehlen

(Quelle: RWI) Der Bedarf an Pflegefachkräften wird in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich stark steigen, bereits jetzt mangelt es den deutschen Pflegeheimen aber an qualifiziertem Personal. Das ist eines der Ergebnisse des „Pflegeheim Rating Report 2011 – Boom ohne Arbeitskräfte?“ von RWI, ADMED GmbH und HCB GmbH. Er zeigt zudem, dass die Zahl der Pflegebedürftigen ebenso wie die Zahl der Pflegeheime in den vergangenen Jahren weiter gestiegen ist. Obwohl sich die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime seit 2006 leicht verschlechtert hat, liegt ihre durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit mit 1,1% weiter unter der von Krankenhäusern und Rehakliniken.

In deutschen Pflegeheimen fehlen immer mehr Pflegefachkräfte. Dies ist eines der Ergebnisse des aktuellen „Pflegeheim Rating Report 2011“, in dem RWI, ADMED GmbH und Institute for Health Care Business GmbH (HCB) zum dritten Mal die derzeitige und zukünftige Situation des deutschen Pflegemarkts untersucht haben. Demnach lag die Zahl der gemeldeten offenen Stellen für Pflegefachkräfte bei Heimen im März 2011 mehr als doppelt so hoch wie vier Jahre zuvor. Bis zum Jahr 2030 werden voraussichtlich in der ambulanten und stationären Pflege zwischen 120.000 und 175.000 zusätzliche Pflegefachkräfte benötigt. 2009 waren in beiden Bereichen 272.000 Fachkräfte beschäftigt.

Um dem zu erwartenden Mangel an Pflegefachkräften entgegenzuwirken, gilt es, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Ziel sollte es sein, dass im Pflegebereich mehr Fachkräfte Vollzeit und über einen längeren Zeitraum arbeiten. Zudem sollten mehr Auszubildende gewonnen werden. Hierfür sind neben höheren Löhnen für qualifiziertes Personal auch „weiche“ Faktoren wie weniger Bürokratie, eine gute Führungskultur, höheres gesellschaftliches Ansehen des Berufs sowie bessere Karrieremöglichkeiten nötig. Darüber hinaus sollte die Zuwanderung qualifizierter Pflegefachkräfte aus Nicht-EU-Ländern deutlich erleichtert werden.

Mit den Personalkosten werden voraussichtlich auch die Kosten für die Pflegeleistungen weiter steigen. Das belastet wiederum die Soziale Pflegeversicherung (SPV), deren Kapitalreserven bis Ende dieses Jahrzehnts aufgebraucht sein dürften. Um zu stark steigende Beitragssätze zu vermeiden, sollten Einnahmen- und Ausgabenseite verbessert werden. Die Einnahmenseite könnte beispielsweise durch eine höhere Erwerbsquote von älteren Menschen und von Frauen gestärkt werden. Zudem sollte eine kleine obligatorische, kapitalgedeckte, private Zusatz-Pflegeversicherung eingeführt werden. Um die Ausgabenseite zu entlasten, könnte die Hürde zur Zahlung von Leistungen der SPV angehoben werden. Darüber hinaus könnte eine Karenzzeit eingeführt werden, während der die SPV trotz offizieller Pflegebedürftigkeit noch nicht zahlt.

Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime seit 2006 leicht verschlechtert, ihre durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit liegt mit 1,1% aber weiter unter der von Krankenhäusern und Rehakliniken. Im Jahr 2009 befanden sich 14% der Pflegeheime im „roten“ Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr, 69% im „grünen“ Bereich und der Rest dazwischen. Für die Studie wurden Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder und Jahresabschlüsse von 1 700 Pflegeheimen ausgewertet. Erstmals konnten außerdem Pflegenoten aus den Transparenzberichten von 5 000 Heimen im Detail ausgewertet werden. Dabei zeigt sich, dass Heime mit hohem Preisniveau bessere Pflegenoten erzielen, also eine bessere Qualität bieten.

Besonders stark konnte die ambulante Pflege zulegen, ihr Anteil an allen Pflegefällen stieg zwischen 1999 und 2009 von 20,6% auf 23,7%. Dies ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass die Pflegeversicherung ihre Pflegesätze für Leistungen der ambulanten Dienste seit 2008 überproportional erhöht hat. Zugenommen hat auch der Anteil der Pflegebedürftigen, die in einer privaten Einrichtung versorgt werden. Er stieg zwischen 1999 und 2009 in ambulanten Diensten von 35,6% auf 47,0%, in Pflegeheimen von 25,4% auf 33,8%. Dabei sind Heime in privater Trägerschaft durchschnittlich kostengünstiger bei mindestens ebenso guter Pflege- und Servicequalität. Regional gesehen ist die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime in den ostdeutschen Bundesländern am besten, während Schleswig-Holstein/Hamburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz/Saarland am schlechtesten abschneiden. Insgesamt hat die Qualitätstransparenz der Pflegeheime zugenommen, dies geht allerdings mit größeren Berichtspflichten und damit mehr Bürokratie einher.

Die Alterung der deutschen Gesellschaft wird in den kommenden Jahren anhalten. Entsprechend ist bis 2020 mit 2,9 Millionen bzw. bis 2030 mit 3,4 Millionen Pflegebedürftigen zu rechnen, was gegenüber 2009 einem Anstieg von 24% bzw. 43% entspricht. Damit verbunden ist voraussichtlich ein zusätzlicher Bedarf von 230.000 bis 440.000 stationären Pflegeplätzen bis 2030. Die dafür erforderlichen Neu- und Re-Investitionen belaufen sich auf 60 bis 80 Milliarden Euro. Um diesen Kapitalbedarf zu decken, ist auch privates Kapital nötig. Dieses wird jedoch erfahrungsgemäß nur bei risikogerechter Verzinsung bereitgestellt. Im Jahr 2009 erreichte nur ein Drittel der Pflegeheime einen ausreichend hohen Ertrag, um damit auch ohne Fördermittel voll investitionsfähig zu sein. 51% gelang dies nicht, die übrigen 16% waren bei etwas abgemilderten Annahmen zu den Kapitalkosten schwach investitionsfähig.

Quelle: Mitteilung vom 18.09.2011
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
Weißenburger Straße 12
44135 Dortmund
Tel.: 0231/ 579743
Fax: 0231/ 579754
E-Mail: info@vkm-rwl.de

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Arbeitgeber mit Vorbildfunktion bindet Arbeitskräfte

Beitrag von Gaby Modig » 21.09.2011, 07:12

Guten Morgen,
es wird in der Wirtschaft allgemein über Fachkräftemangel geklagt. Es ist eine Diskussion, die vielfache Antworten ermöglicht. Offensichtlich haben die Neusser Augustinus-Kliniken die richtige Antwort gegeben, indem sie sich als Arbeitgeber vorbildlich zu verhalten scheinen. Jedenfalls berichtete heute, 21.09.2011, in diesem Sinne die Neuss-Grevenbroicher Zeitung. Interessierte sollten dort einmal nachlesen:

Neuss
Wie Firmen Fachkräfte finden
VON CHRISTOPH KLEINAU - zuletzt aktualisiert: 21.09.2011
Neuss (NGZ). Nur zwei von zehn Unternehmen haben erkannt, dass sie mit Familienfreundlichkeit etwas gegen den drohenden Fachkräftemangel tun müssen. Vorbildfunktion misst die Agentur für Arbeit den St. Augustinus-Kliniken zu. .... weiter geht´s unter
http://www.ngz-online.de/neuss/nachrich ... -1.2050868

Viele Grüße
Gaby Modig
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Re: Sorge um Zukunft professioneller Pflege

Beitrag von pflege24 » 27.12.2013, 18:13

Es gibt ja auch ausländische Pflegebedürftige in Deutschland und diese sollten erst mal von Pflegekräften aus ihrem Land gepflegt werden. Eine ausländische Pflegehilfe sollte sofort eine Arbeitserlaubnis kriegen, wenn sie kommen will, um einen ihrer Landsleute in Deutschland zu pflegen. Dass können Verwandte sein, müssen aber nicht.
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Sorge um Zukunft professioneller Pflege

Beitrag von PflegeCologne » 27.12.2013, 18:43

pflege24 hat geschrieben:Es gibt ja auch ausländische Pflegebedürftige in Deutschland und diese sollten erst mal von Pflegekräften aus ihrem Land gepflegt werden. Eine ausländische Pflegehilfe sollte sofort eine Arbeitserlaubnis kriegen, wenn sie kommen will, um einen ihrer Landsleute in Deutschland zu pflegen. Dass können Verwandte sein, müssen aber nicht.
Hallo,
ich denke, dass den pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund bereits jetzt gebührend Rechnung getragen werden kann.
Es gibt aber mittlerweile schon reichlich Personal, das insoweit gut geeignet ist, z.B. türkisch bzw. russisch sprechend.
Auch eine Buchveröffentlichung informiert darüber, das z.B. bei der Pflege von muslimischen Patienten zu berücksichtigen ist.
Siehe dazu -> viewtopic.php?f=3&t=18476&p=71628#p71628
Grundsätzlich muss aber darum gehen, ausreichend deutsch sprechendes Personal zu qualifizieren.
Im Übrigen sollten sich die Menschen mit Migrationshintergrund zeitgerecht über die hiesigen Hilfe- und Unterstützungstrukturen unterrichten.
Viele Grüße Pflege Cologne
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Pflegeheime: Die Bilanzen stimmen, aber Fachkräfte fehle

Beitrag von Lukas » 03.02.2014, 18:04

Guten Tag,

ja, heutzutage gibt es schon ausreichend Personal, das bereit ist, sich um die Menschen zu kümmern, die auf Hilfe angewiesen sind. Doch die Suche nach einer geeigneten Pflegekraft, die Ihre Arbeit schätzt und zuverlässig und verantwortungsbewusst ausführt, ist nicht immer einfach!

Ich selbst musste lange suchen, bis ich endlich eine solche Haushaltshilfe für meine pflegebedürftige Mutter gefunden habe. Denn meistens ging es dem zuständigen Personal oft nur um's Geld und die Arbeit wurde leider nicht sorgfältig genug verrichtet, sondern eher schnell und "schlampig" hinter sich gebracht. Das hat dann natürlich auch schon meine Mutter nach kurzer Zeit bemerkt und ich habe beschlossen, mich nach einer anderen Pflegekraft umzusehen. Eine, die ihre Arbeit gerne macht und auch die dazugehörige Verantwortung übernehmen kann.

Auf meiner Suche nach einer verantwortungsvollen und zuverlässigen Pflegekraft bin ich dann auf die Webseite http://www.pflegekrafteauspolen.de gestoßen. Hier wird einem eine große Auswahl an den verschiedensten, polnischen Pflegekräften geboten. Auf einen Blick kann man erkennen, ob und wie gut die jeweilige Person die Deutsche Sprache beherrscht, ob sie über einen Führerschein verfügt und ob sie gewisse Referenzen vorweisen kann. Das war mir bei meiner Suche durchaus behilflich und ich habe mich dort registriert, um mit der jeweiligen Haushaltshilfe in Kontakt treten zu können.

Bis heute sind wir mit unserer Pflegekraft vollkommen zufrieden und beschäftigen sie weiterhin. Wer also auf der Suche nach einer zuverlässigen Pflegekraft für seine Angehörigen ist, dem kann ich das Portal von Robert Laszczych nur empfehlen.

WernerSchell
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Arbeitsbedingungen verbessern und damit Pflegenotstand auflö

Beitrag von WernerSchell » 08.02.2014, 15:15

Zitat der Woche ("CAREkonkret" - 07.02.2014):
"Im Ausland händeringend nach Fachkräften zu suchen, die hier in Deutschland arbeiten wollen, ist angesichts der hiesigen schwierigen Arbeitsbedingungen nicht nur paradox, sondern auch subtil diskriminierend."
Prof. Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip), auf dem ersten Deutschen Pflegetag Ende Januar in Berlin.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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