Pflegestammtisch München - Aus wg. mangelnden Interesses

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Service
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Pflegestammtisch München - Aus wg. mangelnden Interesses

Beitrag von Service » 12.10.2010, 07:59

Pflegestammtisch München - Aus wg. mangelnden Interesses

tz-Bericht vom 11.10.2010:
Pflege: Aus für den Stammtisch - Selbstauflösung mangels Resonanz

Dazu eine Leserzuschrift:

Der Grundgedanke bei der Gründung dieses Pflegestammtisches von Frau Therese Kruse und mir war, für Heimbewohner, Angehörige und Pflegepersonal eine Anlaufstelle zu sein, um Probleme in der Altenpflege offen ansprechen zu können. Die ersten zwei bis drei Jahre wurde der Grundgedanke verwirklicht. Heimbewohner, Angehörige und Pflegekräfte hatten hier ein offenes Ohr und konnten ihre Sorgen und Nöte vortragen. Eingeladene Politiker vom Sozialministerium, vom Medizinischen Dienst und von der Heimaufsicht konnten somit hautnah über die auftretenden Probleme informiert werden. Der Pflegestammtisch hatte also die Aufmerksamkeit erhalten, Medien aufzurütteln und die Gesellschaft mit dem Thema „Pflege“ zu sensibilisieren. Nachdem jedoch Claus Fussek für Heimleiter und Lobbyisten Tür und Tor geöffnet hatte und Heimleiter „seine Freunde“ genannt hatte, blieben pflegende Angehörige dem Pflegestammtisch fern, Pflegekräfte hatten Angst von ihren Heimleitern gesehen zu werden, fürchteten Repressalien und konnten somit auch nicht mehr offen über vorhandene Pflegemissstände in Heimen sprechen. Im Laufe der Jahre hat der Pflegestammtisch immer mehr von dem Zweck und der Idee seiner ursprünglichen Gründung eingebüßt und deshalb konnte ich es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren, mein Herzblut darin einzubringen. Nach sechs Jahren ehrenamtlichen Engagement mußte ich wohl oder übel meinen Pflegestammtisch „IN WÜRDE ALT WERDEN – WIR KÄMPFEN DAFÜR!“ aufgeben. Durch diese Umstände ist es auch kein Wunder, daß der Pflegestammtisch einer Selbstauflösung mangels Resonanz entgegenschritt. Im „Forum Pflege aktuell“ haben sich im Jahre 2008 ehemalige Mitstreiter vom Pflegestammtisch zusammengeschlossen und kämpfen weiter um die Belange und um die Würde von Heimbewohnern, pflegenden Angehörigen und Pflegekräften. Hier kommen die Gründungsgedanken des Pflegestammtisches weiter voll zum Tragen und wir setzen uns u.a. auch für Verbesserungen der Rahmenbedingungen in der Pflege ein. Nähere Informationen unter http://www.forum-pflege-aktuell.de.

Roswitha Hiefinger
Gründerin des Pflegestammtisches München

Siehe dazu:
http://www.merkur-online.de/leserbriefe ... 59729.html
Zuletzt geändert von Service am 17.10.2010, 06:52, insgesamt 2-mal geändert.

Bajuware
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Pflegestammtisch "Kein Interesse an den Alten" ?

Beitrag von Bajuware » 14.10.2010, 07:59

Info im Netz

Pflegestammtisch "Kein Interesse an den Alten": Claus Fussek beendet Pflegestammtisch [München]
http://www.br-online.de/bayern1/mittags ... 239063.xml

Es hat sich m.E. nicht als richtig erwiesen, ständig nur die Jammerplatte abzuspielen. Es hat bei C.F. sicherlich auch an den konstruktiven Vorschlägen gemangelt. Jetzt wäre ein Neuanfang fällig, aber konstruktiv und sachlich untermauert!

Siehe auch weitere Beiträge zur Pflege unter
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 208575.xml
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 461776.xml

Bajuware
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

Anja Jansen
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Lobby für ältere und pflegebedürftige Menschen ist nicht out

Beitrag von Anja Jansen » 14.10.2010, 09:18

Hallo,
es hat wohl in den letzten Jahren allzu viele falsche Aussagen zur Pflegeproblematik gegeben. Es wurde zuviel geklagt und auf die angeblich ungeeigneten oder zu wenig engagierten Pflegekräfte eingedroschen. Jetzt wird beklagt, dass sich niemand für die Alten mehr interessiert.
Ich denke, dass wir allgemein in einer Situation leben, in der es immer mehr um das eigene Ego geht und weniger um die gesellschaftlichen Bedürfnisse. Dabei kommen viele Gruppen zu kurz, die Kinder, die finanziell schlecht gestellten, ... natürlich auch ältere Menschen. Allein die Leistungsträger erscheinen wichtig! ... Es geht m.E. um Entwicklungen, die sich nicht ausdrücklich gegen die Älteren richten.
Dies alles muss man richtig einschätzen und dann zielgerichtet Lobbyarbeit leisten. Diese Arbeit ist wohl in München um C.F. gescheitert.
MfG Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

Presse
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Christa Stewens will Pflegestammtisch retten

Beitrag von Presse » 14.10.2010, 13:15

Christa Stewens will Pflegestammtisch retten

München - Der Münchner Pflegestammtisch steht vor dem Aus - doch auf einmal melden sich prominente Unterstützer.
Die ehemalige bayerische Sozialministerin Christa Stewens und der sozialpolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion Joachim Unterländer appellieren an den Pflegekritiker Claus Fussek, die Entscheidung zur Einstellung des Pflegestammtisches noch einmal zu überdenken. „Der Stammtisch sollte auf alle Fälle, gegebenenfalls in anderer Form, fortgeführt werden“, forderten Stewens und Unterländer am Montag in einer gemeinsamen Erklärung.
.... (mehr)
http://www.merkur-online.de/lokales/sta ... 57731.html

Roswitha Hiefinger

Christa Stewens will Pflegestammtisch retten

Beitrag von Roswitha Hiefinger » 14.10.2010, 13:21

Rettungsversuch für Pflegestammtisch ?
Presse hat geschrieben: .... München - Der Münchner Pflegestammtisch steht vor dem Aus - doch auf einmal melden sich prominente Unterstützer.
Die ehemalige bayerische Sozialministerin Christa Stewens und der sozialpolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion Joachim Unterländer appellieren an den Pflegekritiker Claus Fussek, die Entscheidung zur Einstellung des Pflegestammtisches noch einmal zu überdenken. „Der Stammtisch sollte auf alle Fälle, gegebenenfalls in anderer Form, fortgeführt werden“, forderten Stewens und Unterländer am Montag in einer gemeinsamen Erklärung. ....
Mein Kommentar:
Poltikern und Besuchern die Schuld zuzuweisen, daß durch das Fernbleiben dieses Besucherskreises der Pflegestammtisch dadurch keinen Bestand mehr hat, ist mehr als überheblich. Fussek hat bis heute nicht begriffen, daß durch die stets eingeladenen Heimleiter mit ihren Präsentationen von "ihren guten Heimen" an diesem Podium, die Besucher fern blieben. Claus Fussek hatte für Heimleiter und Lobbyisten Tür und Tor geöffnet, Heimleiter „seine Freunde“ genannt , deshalb blieben pflegende Angehörige dem Pflegestammtisch fern, Pflegekräfte hatten Angst von ihren Heimleitern gesehen zu werden, fürchteten Repressalien und konnten somit auch nicht mehr offen über vorhandene Pflegemissstände in Heimen sprechen. Angehörige, die ihre Sorgen am Mikrofon los werden wollten, wurden von ihm am Ärmel gezupft, damit sie ihre Rede beenden bzw. vielen wurde überhaupt nicht gestattet zu reden. Man benötigt keinen Pflegeexperten, der über Pflege spricht und nie selbst am Pflegebett gepflegt hat.

Roswitha Hiefinger

Brigitte Bührlen
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Henne und Ei

Beitrag von Brigitte Bührlen » 14.10.2010, 16:25

Henne und Ei

Frau Hiefinger ist die Initiatorin des Pflegestammtisches München. Es war ihre Idee solch eine Plattform des Erfahrungsaustausches zu schaffen.
Sie war es, die in unermüdlicher Hintergrundsarbeit diesen Pflegestammtisch zum Laufen gebracht und am Laufen gehalten hat.
Herr Fussek war das Sprachrohr, das ist wohl wahr.
Man sollte aber Henne und Ei nicht verwechseln.
Im Herbst 2007 haben sich zentrale Weggefährten von Herrn Fussek zum "Forum Pflege aktuell" zusammengeschlossen : http://www.forum-pflege-aktuell.de
Auch in diesem Arbeitskreis "schafft" Frau Hiefinger unermüdlich, setzt sich nach wie vor im Kreis der Gleichgesinnten für Verbesserungen in der Pflege in ganz Deutschland ein.
Es ist Zeit darüber nachzudenken, was wir wollen:
einen medienwirksamen "Pflegepapst" oder sich unermüdliche ehrenamtlich an der Basis einsetzende unabhängige Kämpfer für bessere Pflege wie Herrn Schell, Frau Hiefinger und viele andere betroffene Normalbürger und Pflegekräfte, die nicht mehr zusehen können und wollen, wie Menschenwürde mit Füssen getreten wird in unserem Land.
Wir Bürger müssen gemeinsam den Weg unter die Füsse nehmen und uns solidarisieren.
Ich jedenfalls bin nicht mehr bereit, mich von selbsternannten Pflegeexperten die keine eigene Pflegeerfahrung haben vertreten zu lassen.

thorstein
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Kleingeisterei

Beitrag von thorstein » 14.10.2010, 22:40

Wer hat denn die zentralen Weggefährten in einer Millionenstadt wie München daran gehindert, einen Pflegestammtisch nach ihren Vorstellungen zu organisieren? Wahrscheinlich warten Tausende von verängstigten Angehörigen und Pflegekräften, dass Frau Hiefinger ihnen wieder einen Raum gibt. Also unermüdlich ans Werk.

Und selbstverständlich wird im Forum-Pflege auch unermüdlich gearbeitet, und hat es immerhin auf drei Meldungen in diesem Jahr geschafft. Geht es vielleicht nicht doch eine Nummer kleiner, ein bisschen weniger Selbstbeweihräucherung. Muss man seinen Neid so öffentlich machen?

Brigitte Bührlen
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Kleingeisterei ?

Beitrag von Brigitte Bührlen » 14.10.2010, 23:34

Sehr geehrter Herr Thorstein,

alle Achtung vor der Anzahl Ihrer Beiträge in diesem Forum.
Bitte sehen Sie es den Münchnern nach, dass sie nicht so viele Beiträge verfasst haben. Das ehrenamtliches Engagement für Probleme in der Pflege lässt leider nur wenig Zeit für schriftliche Stellungnahmen in Foren.

Sollten Sie in München wohnen und regelmäßig den Pflegestammtisch besucht haben, dann wissen Sie wie er begonnen und wie er sich über die Jahre verändert hat.
Sollten Sie den Stammtisch nie besucht haben, ist es natürlich schwierig sich eine Meinung zu bilden. Das kann ich verstehen.

Mit freundlichen Grüßen,
Brigitte Bührlen

Lutz Barth
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Ursachenforschung betreiben!

Beitrag von Lutz Barth » 15.10.2010, 06:50

Als Beobachter der Szenerie verfolge ich freilich auch die Aktivitäten so mancher Vereine, aber auch von den Berufsverbänden und ich stimme in Teilen Thorstein zu, dass es vielleicht ratsam erscheint, etwas weniger "Selbstbeweihräucherung" zu zelebrieren.

Seit Jahren - eigentlich seit Jahrzehnten - wird gebetsmühlenartig das hohe Lied vom Pflegenotstand gesungen und da darf denn schon einmal nachgefragt werden, warum es "die Engel der Alten" nicht schaffen, sich entsprechendes Gehör in der Öffentlichkeit zu verschaffen und hierbei entsprechenden Druck auf die politisch Verantwortlichen zu entfalten.

Lesen wir die eine oder andere Stellungnahme zur Problematik, dann dürfte wohl eine der Ursache darin zu erblicken sein, dass es mit einem ständigen Wehklagen nicht getan ist, so wenig wie eben der Hinweis auf die "Würde" des Menschen eine konkrete Analyse entbehrlich machen wird. Im Zusammenhang mit der "Charta" wird denn auch eher unspezifisch die Forderung erhoben, die dort niedergelegten Grundsätze mögen als subjektiv-öffentliche Rechte ausgestaltet werden. Eine Forderung, die ein stückweit die Realität verkennt, da sich die in der Charta niedergelegten Grundsätze bereits in der Rechtsordnung wiederfinden.

Als großes Problem erachte ich die Phantasielosigkeit der Diskutanten und ein stückweit auch die Einschätzung von der Realitätsbezogenheit der gebetsmühlenartig vorgetragenen Argumente, die sattsam bekannt sind. Die "Engel der Alten" wären daher gut beraten, endlich "Butter bei die Fische zu bringen" und den Berufsverbänden stände es gut zu Gesichte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

Brigitte Bührlen
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wenn doch alles so einfach wäre......

Beitrag von Brigitte Bührlen » 15.10.2010, 07:57

Aufmerksame und kritische Beobachter der Szene sind zweifelsohne wichtig.
Die Pflegebetroffenen (dazu zähle ich auch Angehörige und Pflegekräfte) sind leider häufig nicht in der komfortablen Lage von aussen eine Szene beobachten zu können, sondern sind Teil eines aus dem Ruder gelaufenen, sprich an den Bedarfen der Menschen sich vorbei entwickelnden Pflegemarktes.
Ich bin auch der Meinung, dass wir mehr Phantasie entwickeln und konkrete Schritte unternehmen müssen.
Nur sind solche Unternehmungen mit dem hohen Risiko behaftet einen Arbeitsplatz zu verlieren oder vor Gericht zu landen.
Einige Menschen nehmen dieses Risiko derzeit schon auf sich.
Es werden Petitionen eingereicht, Beschwerden geschrieben, Menschen stehen vor Gericht.
Ist das "Pflegesystem" aus sich selbst heraus überhaupt noch reformierbar?
Würde es etwas bringen über EU oder UN Gremien zu gehen, Verfassungsklagen einzureichen?
Wahrscheinlich müssen wir Betroffenen auf die Strasse gehen und mit phantasievollen Aktionen ein Bewusstsein für unser aller Zukunft wecken.
Vorschläge und Mitdenker in diese Richtung finden bei Herrn Schell und seinen Mitstreitern sicherlich ein offenes Ohr.

Rauel Kombüchen
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Konstruktive Vorschläge gibt es seit Jahren

Beitrag von Rauel Kombüchen » 15.10.2010, 08:14

Hallo Lutz,
warum die Pflegeproblematik nur ungenügend aufgegriffen werden, hat vielerlei Gründe. Einen Grund sehe ich darin, dass u.a. C.F. immer nur Jammergedanken in die Öffentlichkeit transportiert hat, und kaum konstruktive Vorschläge formuliert wurden.
Sachliche Vorschläge, was und wie zu ändern ist, gibt es seit längerer Zeit. Sie können z.B. auch hier nachlesen, was seitens von Pro Pflege ... schon alles ganz konkret vorgeschlagen wurde. Die gesetzlichen Regelungen sind aber gleichwohl hinter den Bedürfnissen zurückgeblieben. Offensichtlich setzen sich ökonomische Erwägungen schneller durch als Ideen, wie man menschenwürdige Pflege besser organisieren könnte. Wachstum, Wachstum ..... (Geiz ist geil).
Dass sich die Pflegekräfte zu wenig an all den Aktionen beteiligen, ist mehr als beklagenswert. Das sollte sich ändern, dann würden auch wirkliche Reformen in Gang kommen. "Lokführermentalität" wäre hilfreich.
MfG Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

Lutz Barth
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Mit Verlaub!

Beitrag von Lutz Barth » 15.10.2010, 09:04

Um nicht missverstanden zu werden: Das Engagement auch eines Herrn Schell ist sicherlich beachtlich und lobenswert, aber es ist darüber hinaus zu fragen, wo sich denn im "Kampf um bessere Pflegebedingungen" sowohl aus der Perspektive der Beschäftigten und der zu Pflegenden und deren Angehörigen die mehr als 1,2 Millionen Berufsangehörigen befinden?

Woran scheitert das Engagement? Immerhin dürften 1,2 Millionen Beschäftigte durchaus in der Lage sein, gesellschaftlichen Druck zu erzeugen.

Und bei all dem stelle ich mir dann auch noch vor, dass die Vision einer "Pflegekammer" vielleicht doch noch Wirklichkeit werden würde und spätestens dann bin ich gespannt, welchen Druck die 1,2 Millionen Beschäftigten überhaupt noch auszuüben in der Lage sind, zumal es sich hierbei um öffentlich-rechtliche Körperschaften handelt und der Weg in die "Vertragspflege" analog der "vertragsärztlichen Versorgung" vorgezeichnet ist.

Abermals mit Verlaub: Ich denke, dass in einem gehörigen Maße die Berufspolitik zu einer Privatveranstaltung einiger weniger Funktionäre geworden ist, die allzu gerne im "Haifischbecken der Selbstverwaltungskörperschaften" mitschwimmen wollen und hierbei nicht (!) erkennen, dass diese damit ihrem Berufsstand einen "Bärendienst" erweisen. Mobilität und gesellschaftlicher Druck ist gefragt und eben nicht der "Kampf um eine Organisationsform", die in erster Linie die Berufsangehörigen in die Pflicht nicht nur der Kammern, sondern vor allem auch in die des Staates nimmt, der letztlich einen Teil seiner ihm zustehenden Aufgaben "delegiert" hat.

Und weiter mit Verlaub: Es ist ein Trauerspiel, dass die großen Berufsverbände sich noch nicht einmal der Kritik wahrhaftig stellen und statt dessen gebetsmühlenartig darauf hinweisen, dass "Kammern verfassungsrechtlich zulässig seien". Ohne Frage ist Einiges zulässig, die Frage aber ist, ob dies sinnvoll und aus der Sicht der beruflich Pflegenden überhaupt gewünscht ist?

Ich habe da so meine Zweifel, denn gerade die Probleme der professionell Pflegenden bedingen eine gewisse "Staatsferne", um ausreichenden Druck aufbauen zu können und nicht ein gemeinsames "Kaffeetrinken" mit den anderen Selbstverwaltungskörperschaften, die sich gelegentlich auch wünschen würden, mehr Einfluss auf die politisch Verantwortlichen geltend machen zu können.

Fragen Sie einmal den klassischen Vertragsarzt, ob er zum "Streik" bereit wäre und warum er einen solchen aber lieber sein lässt? Spätestens dann wird sich die "Spreu vom Weizen" trennen und ich persönlich würde dann lieber auf ein privates Engagement setzen, statt darauf zu vertrauen, dass eine öffentlich-rechtliche Körperschaft auch originäre und damit handfeste Individualinteressen ihrer Mitglieder wahrzunehmen in der Lage ist.

Aber dies ist letztlich eine Entscheidung, die der beruflich Pflegende selber zu treffen hat, es sei denn und das ist die Crux, ihre Berufsverbände schaffen es, die politisch Verantwortlichen davon zu überzeugen, öffentlich-rechtliche Kammern ins Leben zu rufen, so dass es gar nicht mehr darauf ankommt, was Sie als beruflich Pflegenden davon halten: Sie sind (Zwangs-)Pflichtmitglied!
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

PflegeCologne
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Pflegekräfte gehen überwiegend "mit Herz" in den B

Beitrag von PflegeCologne » 15.10.2010, 09:15

Hallo Forum,

die übergroße Zahl von Pflegekräften ist "mit Herz" in den Pflegeberuf eingestiegen und nicht etwa, um Berufspolitik mit zu gestalten. Das ist natürlich ein Problem, wenn es darum gehen muss, gegen nicht bestreitbare Missstände anzukämpfen. Es wäre in der Tat hilfreich, wenn Pflegekräfte in größerer Zahl antreten würden, um für íhre berechtigten Anliegen auf die Straße zu gehen.
Dass die Pflegekräfte aus vielerlei Gründen dies nicht tun, darf alle anderen BundesbürgerInnen aber nicht davon abhalten, sich auch für bessere Pflegebedingungen einzusetzen.
Aber offensichtlich interessieren sich auch die BürgerInnen solange nicht für Pflege und die damit zusammen hängenden Probleme, bis das "Kind im Brunnen liegt".
Es ist für mich unerklärlich, wieso in Stuttgart zehntausende von Menschen auf die Straße gehen, um ein rechtsstaatlich korrekt genehmigtes Bauvorhaben zu stoppen. Diese Leute, die dort unterwegs sind, würden sich besser für die hilfe- und pflegebedürftigen Menschen einsetzen..

MfG Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Bürgerengagement

Beitrag von Lutz Barth » 15.10.2010, 09:45

PflegeCologne,
ob es derzeit hilfreich ist, über das Motiv eines Berufswunsches zu philosophieren, möchte ich einstweilen ausgespart lassen, denn es gibt dazu einige aufschlussreiche Untersuchungen, die zumindest belegen, dass das "Helfersyndrom" jedenfalls für das konkrete Berufsleben nicht immer prägend ist.

Weshalb es nun für Sie allerdings unerklärlich sei, warum sich Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart für eine Sache engagieren, die nicht die Pflege betrifft, ist nun in der Gänze nicht nachvollziehbar. Es gibt auch Probleme, die mit der "Pflege" nichts zu tun haben, auch wenn es den Pflegenden schwer fällt, dies zu akzeptieren, wollen diese doch endlich auch von der Öffentlichkeit wahr- und vor allem angenommen werden, ohne zu erkennen, dass jedenfalls die Zivilgesellschaft keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass die "Pflege" ohne Frage einen hohen Stellenwert besitzt.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Pflege "mit Herz"

Beitrag von PflegeCologne » 15.10.2010, 10:28

Lutz Barth hat geschrieben: ... ob es derzeit hilfreich ist, über das Motiv eines Berufswunsches zu philosophieren, möchte ich einstweilen ausgespart lassen, denn es gibt dazu einige aufschlussreiche Untersuchungen, die zumindest belegen, dass das "Helfersyndrom" jedenfalls für das konkrete Berufsleben nicht immer prägend ist. ...
Meine Hinweise mit der Bemerkung "Helfersyndrom" abzutun, ist wenig hilfreich. Tatsächlich gehen die meisten Pflegekräfte mit großem Engagement in ihren Beruf und haben die Vorstellung nahe am Menschen arbeiten zu dürfen. Dabei ist die Tätigkeit durchaus professionell ausgerichtet. D.h., es wird mit großem Wissen und Können gearbeitet.
Ich denke, dass eine Tätigkeit "mit Herz" für die Patienten und Pflegebedürftigen viel bedeutet und nicht so einfach abgetan werden sollte.
MfG Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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