Kinderhospize - chronische Unterfinanzierung
Verfasst: 10.02.2015, 08:13
Schwerstkranke Kinder in Hospizen: Gute Versorgung ist ohne großzügige Spender unmöglich
Berlin/Lenzkirch (ots) - Ohne Spendengelder in Millionenhöhe können viele schwerstkranke und sterbende Kinder in stationären Kinderhospizen aus Sicht des Bundesverbands Kinderhospiz (BVKH) nicht angemessen gepflegt werden. "Das, was Krankenkassen und andere Kostenträger an Pflege finanzieren, reicht praktisch keinem Kinderhospiz aus, um eine qualitativ hochwertige Betreuung der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen", kritisiert BVKH-Geschäftsführerin Sabine Kraft anlässlich des morgigen Tags der Kinderhospizarbeit (10. Februar). "Eine so wohlhabende Gesellschaft wie unsere sollte bereit sein, sich eine bessere Versorgung ihrer schwächsten Mitglieder leisten."
Würden schwerstkranke Kinder zu Hause von einem Kinderkrankenpflegedienst versorgt, hätten sie im besten Fall eine Eins-zu-Eins-Pflege rund um die Uhr, so Kraft weiter. "Das ist notwendig und sinnvoll so - und wird von den Kostenträgern zu Recht auch voll finanziert. Vor diesem Hintergrund ist es mir aber völlig unverständlich, warum wir uns mit den Krankenkassen darum streiten müssen, dass ein Kind im Kinderhospiz wenigstens Anspruch auf eine halbe Pflegekraft hat."
Problematisch ist außerdem, dass unklar ist, welche zusätzlichen Fachkräfte die Kostenträger finanzieren und welche nicht. In manchen Regionen tragen sie die Kosten etwa für pädagogische und therapeutische Begleitung in anderen Gegenden Deutschlands nicht. Dementsprechend schwankten die Summen, die ein Kinderhospiz pauschal pro Kind und Kind erstattet bekommt, zwischen rund 260 und 500 Euro, sagt Sabine Kraft. "Aus unserer Sicht dürfen die so genannten Tagesbedarfssätze nicht so unterschiedlich hoch sein. Denn wir gehen davon aus, dass die Qualität und die Bedingungen der Arbeit in stationären Kinderhospizen grundsätzlich vergleichbar sind - und sie damit auch vergleichbar gut finanziert werden müssen."
Aufgrund der chronischen Unterfinanzierung ist jede stationäre Einrichtung jedes Jahr aufs Neue darauf angewiesen, Spendengelder in fünf- bis sechsstelliger Höhe zu sammeln, um wirtschaftlich überleben zu können. Stationäre Kinderhospize nehmen unheilbar kranke Kinder und deren Angehörige ab der Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit auf. Oft verbringen betroffene Familien nicht nur die letzten Lebenstage eines erkrankten Kindes im Hospiz, sondern kommen schon in den Jahren davor immer wieder dorthin. Nach aktuellen Schätzungen sind derzeit etwa 40 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland so schwer krank, dass sie das Erwachsenenalter wohl nicht erreichen werden. Rund 5000 von ihnen sterben jährlich.
Zum Hintergrund: Der Bundesverband Kinderhospiz ist die Dachorganisation zahlreicher stationärer und ambulanter Kinderhospizeinrichtungen in Deutschland. Er setzt sich seit 2002 für einen Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen der Kinderhospizarbeit ein und engagiert sich in der Öffentlichkeit dafür, betroffene Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern aus dem sozialen Abseits zu holen.
Quelle: Pressemitteilung vom 09.02.2015 Bundesverband Kinderhospiz e.V. - http://www.bundesverband-kinderhospiz.de
Pressekontakt: Weitere Informationen bei Sabine Kraft, Mobil 0171 727 33 50 oder Kraft@bundesverband-kinderhospiz.de
+++
Anmerkung der Moderation:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist seit Jahren bemüht, die Palliativversorgung und Hospizarbeit zu fördern und in den Blick der Öffentlichkeit und der politisch Verantwortlichen zu rücken. Es gibt daher in diesem Forum zahlreiche Beiträge, die sich mit der Thematik befassen; z.B.:
Palliativversorgung & Hospizarbeit ausweiten
viewtopic.php?f=2&t=17534
Gute Palliativmedizin und Hospizplätze gestalten
viewtopic.php?f=2&t=20869&hilit=Palliativversorgung
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat die Hospizarbeit bzw. die "Patientenautonomie am Lebensende“ auch wiederholt bei Pflegetreffs zum Thema gemacht - zuletzt am 22.10.2014:
viewtopic.php?f=2&t=20704
Am 06.02.2015 gab es in Neuss eine Podiumsdiskussion im "Neusser Augustinusforum", u.a. mit dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, machte als Zuhörer in einem kurzen Statement darauf aufmerksam, dass z.B. den Hospizeinrichtungen eine 100%-Finanzierung durch die Krankenkassen garantiert werden müsse. Im Übrigen wurde angemahnt, dass die Planzahlen für die Krankenhauspalliativbetten und Hospizbetten deutlich erhöht werden müssen - auf etwa 80-100 Betten/1 Mio. Einwohner.
Berlin/Lenzkirch (ots) - Ohne Spendengelder in Millionenhöhe können viele schwerstkranke und sterbende Kinder in stationären Kinderhospizen aus Sicht des Bundesverbands Kinderhospiz (BVKH) nicht angemessen gepflegt werden. "Das, was Krankenkassen und andere Kostenträger an Pflege finanzieren, reicht praktisch keinem Kinderhospiz aus, um eine qualitativ hochwertige Betreuung der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen", kritisiert BVKH-Geschäftsführerin Sabine Kraft anlässlich des morgigen Tags der Kinderhospizarbeit (10. Februar). "Eine so wohlhabende Gesellschaft wie unsere sollte bereit sein, sich eine bessere Versorgung ihrer schwächsten Mitglieder leisten."
Würden schwerstkranke Kinder zu Hause von einem Kinderkrankenpflegedienst versorgt, hätten sie im besten Fall eine Eins-zu-Eins-Pflege rund um die Uhr, so Kraft weiter. "Das ist notwendig und sinnvoll so - und wird von den Kostenträgern zu Recht auch voll finanziert. Vor diesem Hintergrund ist es mir aber völlig unverständlich, warum wir uns mit den Krankenkassen darum streiten müssen, dass ein Kind im Kinderhospiz wenigstens Anspruch auf eine halbe Pflegekraft hat."
Problematisch ist außerdem, dass unklar ist, welche zusätzlichen Fachkräfte die Kostenträger finanzieren und welche nicht. In manchen Regionen tragen sie die Kosten etwa für pädagogische und therapeutische Begleitung in anderen Gegenden Deutschlands nicht. Dementsprechend schwankten die Summen, die ein Kinderhospiz pauschal pro Kind und Kind erstattet bekommt, zwischen rund 260 und 500 Euro, sagt Sabine Kraft. "Aus unserer Sicht dürfen die so genannten Tagesbedarfssätze nicht so unterschiedlich hoch sein. Denn wir gehen davon aus, dass die Qualität und die Bedingungen der Arbeit in stationären Kinderhospizen grundsätzlich vergleichbar sind - und sie damit auch vergleichbar gut finanziert werden müssen."
Aufgrund der chronischen Unterfinanzierung ist jede stationäre Einrichtung jedes Jahr aufs Neue darauf angewiesen, Spendengelder in fünf- bis sechsstelliger Höhe zu sammeln, um wirtschaftlich überleben zu können. Stationäre Kinderhospize nehmen unheilbar kranke Kinder und deren Angehörige ab der Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit auf. Oft verbringen betroffene Familien nicht nur die letzten Lebenstage eines erkrankten Kindes im Hospiz, sondern kommen schon in den Jahren davor immer wieder dorthin. Nach aktuellen Schätzungen sind derzeit etwa 40 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland so schwer krank, dass sie das Erwachsenenalter wohl nicht erreichen werden. Rund 5000 von ihnen sterben jährlich.
Zum Hintergrund: Der Bundesverband Kinderhospiz ist die Dachorganisation zahlreicher stationärer und ambulanter Kinderhospizeinrichtungen in Deutschland. Er setzt sich seit 2002 für einen Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen der Kinderhospizarbeit ein und engagiert sich in der Öffentlichkeit dafür, betroffene Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern aus dem sozialen Abseits zu holen.
Quelle: Pressemitteilung vom 09.02.2015 Bundesverband Kinderhospiz e.V. - http://www.bundesverband-kinderhospiz.de
Pressekontakt: Weitere Informationen bei Sabine Kraft, Mobil 0171 727 33 50 oder Kraft@bundesverband-kinderhospiz.de
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Anmerkung der Moderation:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist seit Jahren bemüht, die Palliativversorgung und Hospizarbeit zu fördern und in den Blick der Öffentlichkeit und der politisch Verantwortlichen zu rücken. Es gibt daher in diesem Forum zahlreiche Beiträge, die sich mit der Thematik befassen; z.B.:
Palliativversorgung & Hospizarbeit ausweiten
viewtopic.php?f=2&t=17534
Gute Palliativmedizin und Hospizplätze gestalten
viewtopic.php?f=2&t=20869&hilit=Palliativversorgung
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat die Hospizarbeit bzw. die "Patientenautonomie am Lebensende“ auch wiederholt bei Pflegetreffs zum Thema gemacht - zuletzt am 22.10.2014:
viewtopic.php?f=2&t=20704
Am 06.02.2015 gab es in Neuss eine Podiumsdiskussion im "Neusser Augustinusforum", u.a. mit dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, machte als Zuhörer in einem kurzen Statement darauf aufmerksam, dass z.B. den Hospizeinrichtungen eine 100%-Finanzierung durch die Krankenkassen garantiert werden müsse. Im Übrigen wurde angemahnt, dass die Planzahlen für die Krankenhauspalliativbetten und Hospizbetten deutlich erhöht werden müssen - auf etwa 80-100 Betten/1 Mio. Einwohner.