Suizidwillige ernst nehmen - HVD fordert Regelung

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

Lutz Barth
phpBB God
Beiträge: 1148
Registriert: 26.12.2007, 10:05
Kontaktdaten:

Sterbehilfe - Debatte

Beitrag von Lutz Barth » 19.12.2012, 08:00

Mit Verlaub: Weder der BÄK noch der selbsternannten Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung wird es gelingen, die Gesellschaft von ihrem neopaternalistischen Kurs zu überzeugen. Es ist nach Jahrzehnten intensiver Debatten unerträglich, dass nunmehr so getan wird, als müsse eine breit angelegte gesellschaftliche Diskussion erfolgen.

Alle bisherigen Ethikräte haben die Fragen eines verantwortungsvollen Umgangs mit schwersterkrankten und sterbenden Menschen umfassend diskutiert und dazu umfangreiches Material gesichtet, Expertisen eingeholt und sich dem Dialog insbesondere mit den Gesundheitsfachberufen gestellt.

Die Ethikräte waren ohne Frage in der Sache bemüht, der Komplexität des Themas Selbstbestimmung und Fürsorge am Lebensende gerecht zu werden. So muss es eigentlich verwundern, dass diesen Stellungnahmen in der gegenwärtigen Debatte offensichtlich nur noch eine marginale Bedeutung beigemessen wird.

Die empirische Datenlage war und ist hinreichend klar, mag auch der Suizid in unserer Gesellschaft nicht entmoralisiert worden sein, wenngleich sich die Lage anders darstellt, wenn es um den Suizidwunsch derjenigen Patienten geht, die an schweren und unheilbaren Krankheiten leiden.

Entscheidend ist und bleibt der Wunsch eines Patienten nach einem würdevollen Sterben, auch wenn auf dem frei verantwortlichen Sterben eine Jahrtausend alte Philosophiegeschichte lastet und da finde ich es mehr als bedenklich, wenn nunmehr die Lebensschützer für ein generelles Verbot (nach dem österreichischen Vorbild) plädieren. In der Tat mag die vorgeschlagene Regelung unbefriedigend sein; allerdings „nur“ insoweit, als diese hinter ihren Möglichkeiten der Liberalisierung der Sterbehilfe zurückbleibt. Hier möge sich der parlamentarische Gesetzgeber an die Beschlüsse des 66. Deutschen Juristentages erinnern und insbesondere dafür Sorge tragen, dass aufgrund einer bundeseinheitlichen Regelung den Ärztekammern kein Raum mehr für den Erlass von ethischen und moralischen Zwangsnormen im Berufsrecht verbleibt.

Die Ärzteschaft und so manche Patientenschützer „waschen ihre Hände in vermeintlicher Unschuld“ – vermeintlich deshalb, weil sie mit ihrer Position nicht nur den Sterbehilfetourismus weiter salonfähig machen, sondern insbesondere auch das Selbstbestimmungsrecht eines schwersterkrankten und sterbenden Menschen auf unerträgliche Weise missachten und schlicht negieren. Dies ist Zynismus pur und allein der Hinweis auf die segensreiche Palliativmedizin entlastet die Verantwortlichen nicht von dem Vorwurf, die Rechte schwersterkrankter Menschen, die ihrem Leid „einfach“ zu entfliehen gedenken, nicht gebührend ernst zu nehmen.

Eine nochmalige Debatte dient lediglich dazu, das Rad der Geschichte zurückzudrehen und einen Beitrag zur Redogmatisierung eines paternalistischen Arzt-Patienten-Verhältnis zu leisten, in der uns die Ärztefunktionäre als „Götter in Weiß“ im wehenden Arztkittel erscheinen werden, unter dem dann der Mief eines verstaubten Arztethos sich zu einer „ethischen Nebelbombe“ verdichtet. Ärztefunktionäre, Patienten- und Lebensschützer, aber eben auch die politisch Verantwortlichen sollten weniger „christliches Schwarzbrot“ essen und sich auf den rechtsethischen Standard unseres Grundgesetzes besinnen. Dass dies nicht möglich erscheint, muss umso nachdenklicher stimmen und offenbart eine Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, die nicht gewillt sind, den Botschaften sog. „moralischer Autoritäten“ aufzusitzen!

Mögen auch die Ärztefunktionäre sich auf die Suche nach der Realität begeben haben, so gilt dies nicht ohne weiteres für die Juristen! Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass die Grundrechte in unserem säkularen Verfassungsstaat mehr wiegen, als ein verstaubtes Arztethos, von dem gar die eigene Profession jedenfalls mit Blick auf die aktuelle Sterbehilfe-Debatte nicht mehr in der Gänze überzeugt ist!

Die BÄK sollte den Weg für eine Liberalisierung der Sterbehilfe frei machen und nicht im Gegenteil sich dazu berufen fühlen, die eigenen Kolleginnen und Kollegen in die ethische Geiselhaft zu nehmen und auf diesem Wege zugleich empfindlich in die vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung einzugreifen. Es ist an der Zeit, den Ruf nach Konsequenzen erschallen zu lassen und ich mache keinen Hehl aus meiner höchstpersönlichen Meinung, dass manche Ärztefunktionäre mit einem so bedeutungsvollen „Amt“ schlicht überfordert sind! Wir brauchen keine ethischen und moralischen Überzeugungstäter, die da von sich meinen, „arztethische Wahrheiten“ zu verkünden, von denen gar die eigens bei der BÄK eingerichtete Zentrale Ethikkommission wohl nicht überzeugt ist, geschweige denn andere renommierte Medizinethiker!

Wenn überhaupt eine erneute Debatte Sinn macht, dann wohl mit Blick darauf, dass dringend daran zu erinnern ist, dass auch die Standesethiker zu mehr Toleranz aufgerufen sind und wir in unserer Gesellschaft weit davon entfernt sind, einer Klerikalisierung einer Medizinethik Vorschub zu leisten, aus der dann gleichsam moralische Gebote folgen, die wir alle zu beachten hätten!
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Sterbehilfe-Verbot: Der Kampf der Gesetzentwürfe

Beitrag von Presse » 24.12.2012, 07:25

Sterbehilfe-Verbot: Der Kampf der Gesetzentwürfe
Widerstand gegen die FDP: Unionspolitiker wollen die Pläne für ein Sterbehilfeverbot nicht mittragen - weil sie zu lax sind.
Jetzt liegt eine Alternative vor. Die Hoffnung mancher: Das jetzige Gesetzes-Projekt wird vorerst auf Eis gelegt.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=829 ... ung&n=2430

Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Weiter Forderungen nach strengerem Sterbehilfe-Gesetz

Beitrag von Presse » 12.01.2013, 07:35

Weiter Forderungen nach strengerem Sterbehilfe-Gesetz
Die CDU will das geplante Verbot der gewerbsmäßigen Suizidbeihilfe strenger fassen. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU)
ist nach eigenen Worten „mit dem Herzen auf der Seite derjenigen, die das Gesetz weiter eingrenzen wollen ... »
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52992

Um Gesetzentwurf zur Suizidbeihilfe droht neuer Regierungsstreit
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52843
Sterbehilfegesetz: Experten kritisieren Entwurf
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52729
Sterbehilfe: Klöckner gegen Gesetzentwurf
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52713

Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Debatte: Union hält Sterbehilfegesetz am Leben

Beitrag von Presse » 31.01.2013, 07:32

Debatte: Union hält Sterbehilfegesetz am Leben
An der Sterbehilfe scheiden sich in der Koalition die Geister. Bei der Suche nach der richtigen Position
hat die Union jetzt Einigungsbereitschaft signalisiert - mit Bedingungen.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=830 ... ung&n=2498

Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Expertendiskussion: Darf ein Arzt beim Sterben helfen?

Beitrag von Presse » 01.02.2013, 07:38

Expertendiskussion: Darf ein Arzt beim Sterben helfen?

Wenn ein Mensch unheilbar krank ist und so sehr leidet, dass er sterben möchte, darf dann der Arzt ein todbringendes Medikament verordnen? In Deutschland ist die Beihilfe zum Suizid nicht strafbar, das Berufsrecht für Ärzte enthält aber unterschiedliche Regelungen. So ist den Ärzten die Hilfe bei der Selbsttötung in der Ärztekammer Nordrhein ausdrücklich verboten, in Bayern dagegen nicht. Auf einer Podiumsdiskussion des Zentrums für Medizinische Ethik Bochum am 22. Januar diskutierten Ärzte, Juristen, Vertreter der Ärztekammern und Medizinethiker die Frage an der RUB.

Unübersichtliche Rechtslage in Deutschland: in Bayern erlaubt, in Nordrhein nicht
.... (weiter lesen unter) ....
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=39793

Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Palliativpflege: assistierter Suizid noch nicht obsolet

Beitrag von Presse » 22.03.2013, 07:38

Leitartikel zur Sterbehilfe: Palliativpflege macht den assistierten Suizid noch nicht obsolet
Der Wunsch Todkranker nach assistiertem Suizid würde verstummen, erhielten sie nur ausreichende Palliativpflege - so lautet ein oft gehörtes
Argument in der Diskussion um Sterbehilfe. Aber so einfach liegen die Dinge vielleicht doch nicht. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=835 ... hik&n=2606

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Viele Senioren suizidgefährdet

Beitrag von WernerSchell » 11.06.2013, 06:24

Viele Senioren suizidgefährdet: So erkennen Hausärzte lebensmüde Patienten
Fast alle zwei Stunden nimmt sich ein Mensch über 60 in Deutschland das Leben. Hausärzte könnten gegensteuern, wenn sie die Suizidgefahr rechtzeitig entdecken würden.
Wir verraten Ihnen, woran man ältere, lebensmüde Patienten erkennt. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=839 ... ent&n=2761
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

scheller
Newbie
Beiträge: 22
Registriert: 17.05.2013, 10:34
Wohnort: Augsburg

!!

Beitrag von scheller » 24.06.2013, 12:44

GEILOMAT!!!! :roll:

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Bereitschaft zur Sterbehilfe im Extremfall

Beitrag von WernerSchell » 29.12.2014, 18:03

"Je näher Befragte dem Leiden Sterbender sind,
desto größer ist ihre Bereitschaft zur Sterbehilfe im Extremfall."

Das ist das Ergebnis einer unveröffentlichen Befragung von Palliativmedizinern in NRW.
Quelle: Rheinische Post / NGZ vom 29.12.2014

Berichte dazu wie folgt:

Rheinische Post / NGZ - 29. Dezember 2014 | 06.51 Uhr
Debatte um Sterbehilfe - Viele Ärzte für assistierten Suizid
Berlin. Entgegen der offiziellen Meinung von Ärzteverbänden wünschen sich Palliativmediziner eine offene Diskussion in der Sterbehilfe-Debatte.
Von Gregor Mayntz
Ärzte, Schwestern und Pfleger wollen offenbar im Extremfall Sterbenden beim Suizid helfen. Eine bislang unveröffentlichte Umfrage unter 274 Palliativmedizinern in Nordrhein-Westfalen
kommt zu dem Ergebnis, dass das von den Fachverbänden offiziell vertretene Verbot jeder Sterbehilfe durch Ärzte von der Basis nicht geteilt werde.
… (weiter lesen unter) … http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... -1.4765026

Würdelose Krankheiten
Palliativmedizin, so sagt der Name, beschirmt; einem Sterbenden wirft sie einen Mantel über - den Mantel der Zuwendung, damit der Kranke sein Sterben bewusster, erträglicher, würdiger erlebt.
Vom Team erfordert Palliativmedizin eine 24-stündige Humanität. Und wenn morgens ein Patient stirbt, ist sein Bett schon bald von einem neuen Patienten belegt.
Von Wolfram Goertz
… (weiter lesen unter) …. http://www.rp-online.de/politik/wuerdel ... -1.4765114
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Antworten