Neuregelung der Organspende

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Organspende-Regelung: Entscheidungslösung

Beitrag von Service » 01.12.2011, 07:31

Durchbruch bei Organspende-Regelung: Entscheidungslösung
30. November 2011


Durchbruch nach langem Tauziehen: Mitarbeiter von Krankenkassen und Behörden sollen künftig die Menschen in Deutschland regelmäßig auf ihre Bereitschaft ansprechen, Organe zu spenden.

Die Zahl der Organspender soll erhöht werden, ohne Zwang auszuüben. Darauf haben sich am 24. 11. alle Fraktionen des Bundestages auf Vorschlag der Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Volker Kauder (CDU) zusammen mit Bundesgesundheitsminister geeinigt. Danach soll zukünftig jeder Bürger nach seiner Bereitschaft zur Organspende gefragt werden – etwa bei der Übersendung der Versichertenkarte. „Mit so viel Nachdruck wie möglich, ohne jedoch eine Antwort zu erzwingen oder Sanktionen auszuüben", solle die Abfrage geschehen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Bundestagsfraktionen.

Doch die wohl einmalige Einhelligkeit im Bundestag täuscht. Außerhalb des Parlaments und den eindeutig für die Organspende werbenden Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Organspende (DGO) melden sich kritische, ablehnende und nachdenkliche Stimmen zu Wort.

Die so genannte Entscheidungslösung soll in der ersten Jahreshälfte 2012 durch den Bundestag verabschiedet werden. Sie tritt an die Stelle der bisher geltenden Zustimmungslösung, wonach ein Mensch zu Lebzeiten – bisher aus eigenem Antrieb - einer Organspende zugestimmt haben muss oder Angehörige eines Hirntoten dies stellvertretend tun. Allerdings bleibt weiterhin die Zustimmung (und nicht umgekehrt der Widerspruch) Basis für die Zulässigkeit einer Organentnahme. Sie ist in Deutschland zudem ausschließlich bei Menschen möglich, die – i.d.R. durch schwere Kopfverletzung nach Unfal l- einen „Hirntod“ erlitten haben, wobei das Herz-Kreislaufsystem künstlich aufrechterhalten werden kann.

Laut Umfragen sind zwar etwa 75 Prozent aller Bundesbürger bereit, nach ihrem Tod Organe zu spenden - doch nur etwa 25 Prozent besitzen einen Organspende-Ausweis. 12.000 Kranke warten dringend auf ein Spenderorgan. Allerdings tritt der seltene Hirntod (vor dem Herztod) nur sehr selten, schätzungsweise bei 1 % aller Todesfälle auf.

Rigorose Ablehnung durch wertkonservative „Lebensschützer“:
Es gibt kein Recht auf Gesundheit


Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz,Hartmut Steeb (Stuttgart), erklärte: „Zwar haben alle das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit; daher rührt auch das Recht auf bestmögliche medizinische Versorgung. Aber es muss auch klar bleiben: es gibt kein Recht auf Gesundheit.“

Scharfe Kritik übte die Vorsitzende der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL),Mechthild Löhr (Königstein/Taunus). „Es grenzt an Willkür, dass sich die Chefs der Fraktionen ohne eine vorausgegangene breite Debatte in der Öffentlichkeit geeinigt haben“, sagte Löhr gegenüber dem Mediendienst idea. Der Antrag laufe auf eine „Vergesellschaftung der Organe“ des Einzelnen hinaus und sei damit eine „unglaubliche Hybris des Staates.“

Zwar werde bei der vorgeschlagenen Lösung formal das Prinzip der Freiwilligkeit gewahrt, doch indirekt übe der Staat Zwang auf die Bürger aus. Löhr: „Das hat den Charakter einer Nötigung.“ Besonders bei körperlich oder psychisch schwer erkrankten Menschen könne dies äußert negative Konsequenzen haben.

Quelle: http://www.kath.net/detail.php?id=34111

Realistische Einwände bei Humanisten:
Bevölkerung muss endlich wertneutral aufgeklärt werden


Sehr differenziert, faktenreich und ausführlich fällt die Stellungnahme von Erwin Kress, Bundesvorstandsvize des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD) aus:

Ist die Zustimmung zur postmortalen Organspende ein großmütiges Geschenk? Wirken hier trotz der geltenden Freiwilligkeit moralische Zwänge? Aber vor allem: Sind Organe wirklich knapp oder ist der Mangel an Organen eine Folge schlechter Organisation im Gesundheitswesen? Diesen und anderen Fragen geht im bei „humanismus aktuell“ http://humanismus-aktuell.de/node/114 eingestellten Text Erwin Kress nach, Vizepräsident des HVD.

Kress geht in seinem Beitrag „Organspende – eine Hilfe mit vielen Hindernissen“ auf vom Gesetzgeber zu ziehende Konsequenzen ein, nachdem er Zahlen, Daten und Fakten präsentiert hat. Er problematisiert und hinterfragt, dass und ob zu viele Ablehnungen bei möglichen Organspenden vorliegen. Dass mögliche Organspenden gar nicht ausreichend erfasst werden, liege an der Organisation des Organspendeprozesses in Deutschland, die er ausführlich beschreibt. Danach zieht er folgende Hauptforderung:

„Der Staat muss endlich und ernsthaft dafür sorgen, dass die organisatorischen, aufsichtsrechtlichen und finanziellen Strukturen so beschaffen sind und eingehalten werden, dass die Zahl potentieller Organspender in den Krankenhäusern ausgeschöpft wird.“

Der Autor bringt auch die Erfahrungen des HVD mit Patientenverfügungen ein, wobei immer nach der Organspendebereitschaft gefragt wird. Auf der Basis einer Zahl von genau 10.000 vom Verband erstellten Standard-Patientenverfügungen, die vor wenigen Wochen genau erreicht war, ging hervor: Bei der dabei stets abgefragten Festlegung zur Organspendefrage (Ja, Nein oder Unentschieden) war es mit 54 % eine Mehrheit von Menschen, die sich im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über ihr Sterben dagegen aussprach.

Eine solche nicht-vereinseitigte, alle Gesichtspunkte möglichst gleichermaßen berücksichtigende Aufklärung zur Organspende sollte laut Kress die Regel sein. Er fordert dazu: „Insbesondere die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärungund die im Transplantationsgesetz benannten Krankenkassen müssen ihre Aufklärungsarbeit endlich ernst nehmen, und dabei nichts beschönigen, sondern die Menschen wertneutral und wahrheitsgemäß informieren. Die Menschen haben ein Recht zu wissen, was es bedeutet, Hirntod zu sein unter intensivmedizinischer Lebenserhaltung der sonstigen Organe; ob alle Rettungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, falls sie als Organspender in Frage kommen; wie die Entnahme und Verteilung vonstatten geht. – An aufgeklärte Menschen kann man dann auch appellieren, sich altruistisch zu zeigen. Und ihnen lässt sich aufzeigen, dass die Zustimmung zur Organspende zu Lebzeiten die Angehörigen im Zweifelsfall entlastet.“

Und weiter: „Der Staat und seine Institutionen sowie die Krankenkassen täten gut daran, ihre gesundheitliche Aufklärung auch dahingehend auszudehnen und zu verbessern, dass die BevölkerungerstensRisiken klar erkennen kann, die zum Angewiesensein auf fremde Organe führen können; undzweitensauch erfährt, dass Organempfang oft mit großen medizinischen und seelischen Komplikationen einhergeht.“

Quelle: „Organspende – eine Hilfe mit vielen Hindernissen“

Deutsche Hospiz-Stiftung kritisiert die Neuregelung:
Diese löse keinesfalls das Problem


Auch die Deutsche Hospiz-Stiftung (DHS) fordert mehr Transparenz und (wertneutrale) Aufklärungsangebote. Stiftungsvorstand Eugen Brysch erklärte, die Bürger regelmäßig nach ihrer Bereitschaft zur Organspende abzufragen, löse die Probleme überhaupt nicht. Es werde keine Wirkung zeigen, die Anzahl der Ausweisträger zu erhöhen. Das habe keinen Einfluss auf die tatsächliche Anzahl der Organspender. Tatsächlich sei mehr Aufklärung und Transparenz nötig.

Quelle: http://www.hospize.de/servicepresse/201 ... ng452.html

Stellungnahme des CSU-Politikers Johannes Singhammer

Zu einem überzeugende Fürsprecher für das neue Gesetz zählt der für den Bereich Gesundheit zuständige Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag Johannes Singhammer – wobei er für sich selbst eine Organentnahme nach Hirntod ablehnt. Mit dem Tagesspiegel spricht der CSU-Politiker über Organspende, Nächstenliebe und Selbstbestimmung:

Tagesspiegel: … Manche zweifeln auch, ob Organspende mit würdigem Sterben vereinbar ist...

Singhammer: Das gehört ebenso zu dem Spektrum berechtigter Fragen, wie die Überlegung, wie sich die Bereitschaft, eigene Organe zu spenden, mit einer Patientenverfügung verträgt, die ja inzwischen sehr viele unterzeichnet haben und mit der sie lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen. Wichtig ist mir bei alldem, dass jeder über die letzten Stunden seines Lebens frei entscheiden können muss. Deshalb bin ich auch froh, dass die Widerspruchslösung vom Tisch ist. Es wäre ein massiver Eingriff in die Freiheit des Menschen, wenn jeder zum potenziellen Organspender erklärt wird, der dem zu Lebzeiten nicht aktiv widersprochen und dies amtlich hinterlegt hat.

Tagesspiegel: Müssten die offenen Fragen nicht ausdiskutiert sein, bevor man alle Bürger „mit Nachdruck“ zu einer Festlegung auffordert?

Singhammer: Mein dringender Rat ist, sie nicht auszusparen. Die Diskussion in einem freiheitlichen Staat wie dem deutschen lässt sich sowieso nicht beschränken. Und aus meiner Sicht erklärt sich die Diskrepanz zwischen der hohen Zustimmung zur Organtransplantation und der geringen Zahl von Spendenausweisbesitzern genau mit dieser großen Unsicherheit angesichts des Übergangs vom Leben zum Tod. … “

http://www.tagesspiegel.de/politik/fuer ... 89422.html

Was Angehörige von verunfallten hirntoten Patienten erlebt haben:
Siehe http://www.tagesspiegel.de/politik/orga ... 84596.html

Quelle: Mitteilung vom 30.11.2011
Bundeszentrale Patientenverfügung
Humanistischer Verband Deutschlands
Bundeszentralstelle Patientenverfügung
10179 Berlin, Wallstraße 65
http://www.patientenverfuegung.de/

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Organspende: Ich schenke Dir meine Niere

Beitrag von PflegeCologne » 01.12.2011, 08:03

WernerSchell hat geschrieben:30.11.2011, 20.15 - 21.00 Uhr, RBB Fernsehen Thema:
Organspende: Ich schenke Dir meine Niere
....
Ich habe mir gestern dem RBB-Film angesehen. Sehr beeindruckend! Allerdings ging es um eine Lebendspende zwischen zwei Brüdern. Die dabei angesprochenen Rechtsfragen sind aber andere, als bei der Organspende im Todesfall. Ich denke, dass man das immer sauber trennen sollte.

Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Organspende aus Bevölkerungssicht

Beitrag von Service » 01.12.2011, 16:45

BARMER GEK Pressemitteilung vom 1. Dezember 2011

Einladung zur Pressekonferenz „Organspende aus Bevölkerungssicht“ in Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren,

gern leiten wir Ihnen im Anhang die Einladung zu einer Pressekonferenz der Bertelsmann Stiftung zum Thema „Organspende aus Bevölkerungssicht“ am 8. Dezember 2011 in Berlin weiter. Neben Meinungen der Bevölkerung zu dem aktuellen Kompromiss der Bundestagsfraktionen zur Organspende werden Ihnen dort auch Ergebnisse einer repräsentativen schriftlichen Befragung zu Einstellungen der Bevölkerung zur Organspende vorgestellt. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der beigefügten Einladung. Ihre Anmeldungen richten Sie bitte direkt an die Pressestelle der Bertelsmann Stiftung: per Mail an pressestelle@bertelsmann-stiftung.de oder per Telefon unter 0 52 41 81-81147.
______________________________________________

BARMER GEK Pressestelle
Tel.: 0800 33 20 60 99 1420
presse@barmer-gek.de
Athanasios Drougias (Ltg.), Tel.: 0800 33 20 60 99 1421
Dr. Kai Behrens, Tel.: 0800 33 20 60 44 3020

Anhang:

Einladung zur Pressekonferenz „Organspende aus Bevölkerungssicht“ in Berlin
Sehr geehrte Damen und Herren,
was halten die Bürger von dem Kompromiss der Bundestagsfraktionen in Sachen Organspende? Wird er die Organspendebereitschaft erhöhen? Und welche Informationen sind für die Versicherten wichtig?
Diese und andere Fragen behandelt die Jahrespublikation des Gesundheitsmonitors 2011, der am 8. Dezember erscheinen wird. Zusätzlich zu einer repräsentativen schriftlichen Bevölkerungsbefragung im Rahmen des Gesundheitsmonitors wurde in der letzten Novemberwoche eine repräsentative Telefonbefragung durchgeführt, um auch die aktuell diskutierte gesetzliche Regelung aus Sicht der Bevölkerung zu beleuchten. Die Ergebnisse möchten wir Ihnen auf einer Pressekonferenz vorstellen:
Pressekonferenz: Organspende aus Bevölkerungssicht
Donnerstag, 8. Dezember 2011 um 11.00 Uhr
Berlin, Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40
Der Gesundheitsmonitor ist seit diesem Jahr ein Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung mit der BARMER GEK. Deshalb stehen Ihnen auf der Pressekonferenz neben der Autorin des Buchkapitels zur Organspende auch die zuständigen Vorstände beider Kooperationspartner als Gesprächspartner zur Verfügung:
Prof. Dr. Dr. Marlies Ahlert, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK
Wir würden uns freuen, Sie zu unserer Pressekonferenz begrüßen zu dürfen und bitten um Anmeldung per E-Mail ( pressestelle@bertelsmann-stiftung.de ) oder Telefon (0 52 41 / 81-81147) bis Mittwoch, 7. Dezember 2011.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Henke
Pressesprecher
Bertelsmann Stiftung

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Körperteile - Marktartikel - TV-Tipp 05.12.2011

Beitrag von WernerSchell » 05.12.2011, 07:37

05.12.2011, 22.00 - 22.45 Uhr, WDR, die story

Ausgeschlachtet - Wenn Körperteile zum Marktartikel werden

Reportage Deutschland 2011
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Lutz Barth
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Empfehlung: Verschieben!

Beitrag von Lutz Barth » 05.12.2011, 10:30

Ich würde hier ganz spontan anregen wollen, den "Beitrag" - wie gelegentlich in anderen Fällen auch - zu "verschieben" oder damit einen eigenen Thread zu eröffnen.

Die Tenorierung lässt freilich Assoziationen zu, die insbesondere Vertretern der Lebensschützer-Fraktionen genehm sein könnte, aber eher der Tabuisierung einer offenen Diskussion über die Organspende Vorschub leisten wird.

Im Übrigen wird hier im Forum ansonsten auch die Auffassung vertreten, dass eine "skandalisierende Berichterstattung" nicht immer hilfreich ist.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Organspende und Transplantation

Beitrag von Gaby Modig » 06.12.2011, 15:13

Ich halte es für ratsame, dass die zuständigen Behörden und sonst beteiligten Institutionen mehr über die Organspende und das gesamte Transplantationswesen informieren würde, objektiv, aber auch kritisch.

Einige solcher Informationsquellen gibt es schon:
Der Organspendeausweis
http://www.organspende-info.de/
Informationsstelle Transplantation und Organspende
http://www.transplantation-information.de/
Deutsche Stiftung Organtransplantation
http://www.organspende.de/
Entscheide selbst
http://www.entscheide-selbst.de/organsp ... ormationen
Informationen zur Organspende
http://www.aekno.de/page.asp?pageID=6147
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Organspende fördern

Beitrag von Presse » 08.12.2011, 07:33

Gesundheitsminister Daniel Bahr will mehr Organspender: Mehr Möglichkeiten
für eine Entscheidung zur Organspende

Jeder Bürger soll einmal im Leben mit der Frage konfrontiert werden, ob er
zur Organspende bereit ist.
http://www.kvno.de/60neues/2011/11_11_o ... index.html

Aktionsbündnis Organspende im Rheinland: Stadionwerbung und kirchlicher
Segen

Die Spendenbereitschaft zu erhöhen ist das Ziel des "Aktionsbündnisses
Organspende im Rheinland", das Werbung und Informationen in den
Bundesliga-Stadien auf den Weg bringt.
http://www.kvno.de/60neues/2011/11_11_a ... index.html

Quelle: Mitteilung der KV Nordrhein vom 07.12.2011

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Bürger sehen Organspende-Kompromiss positiv

Beitrag von Presse » 08.12.2011, 17:48

Bürger sehen Organspende-Kompromiss positiv Ergebnisse des Gesundheitsmonitors 2011 der Barmer GEK und der Bertelsmann Stiftung

Wuppertal/ Gütersloh (08.12.2011) Die geplante Neuregelung der Organspende hat offenbar Rückhalt in der Bevölkerung. Laut einer repräsentativen Befragung von Barmer GEK und Bertelsmann Stiftung in der vergangenen Woche gehen 69 Prozent der Befragten davon aus, dass der Vorschlag die Organspendebereitschaft erhöhen werde. 66 Prozent geben sogar an, durch die sogenannte Entscheidungslösung selbst bestimmt oder zumindest wahrscheinlich in eine Organspende einzuwilligen. Selbst 60 Prozent derjenigen, die bisher keinen Organspendeausweis besaßen, würden nach Einführung der so genannten Entscheidungslösung bestimmt oder wahrscheinlich in eine Organspende einwilligen.

Der fraktionsübergreifende Kompromiss, auf den sich die Bundestagsfraktionen im Bundestag am 24. November mit dem Gesundheitsminister geeinigt haben, sieht vor, dass jeder Bürger beispielsweise bei Ausgabe der Versichertenkarte seine Zustimmung oder Ablehnung zur Organspende nach seinem Tode geben soll.

Für Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, und den Vorstandsvorsitzenden der Barmer GEK, Dr. Christoph Straub, steht fest: "Die Zustimmungswerte sind ausgesprochen positiv." Das spreche für den Kompromiss, betonten beide bei der Vorstellung des "Gesundheitsmonitors 2011" heute in Berlin. Die Barmer GEK, so Straub, werde ihre Aufklärungsarbeit deutlich intensivieren. Die tatsächliche Organspendebereitschaft könne man nur dann erhöhen, wenn zuvor Ängste und Vorurteile durch Information abgebaut würden. Hier sieht der Kassenchef auch die Politik in der Pflicht: "Wir brauchen eine massive Aufklärungskampagne der Bundesregierung!"

Die Organspendebereitschaft ist laut einer Studie zu Einstellungen der Bevölkerung zur Organspende im Gesundheitsmonitor größer bei Befragten, die ein hohes Vertrauen in den Prozess der Organentnahme und die Kriterien der Organverteilung haben. 85 Prozent der Befragten sind dafür, dass Personen mit langen Wartezeiten auf ein Organ bei der Vergabe bevorzugt werden sollten. 57 Prozent der Bevölkerung, so Studienautorin Prof. Dr. Dr. Marlies Ahlert von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, sind dafür, Personen in unmittelbarer Todesnähe selbst dann zu bevorzugen, wenn die Erfolgsaussichten einer Organtransplantation gering sind. Das eigene Mitverschulden etwa durch Medikamenten- oder Drogenmissbrauch sollte nach Meinung von 53 Prozent zu einer Benachteiligung gegenüber Patienten ohne eigenes Verschulden führen. 59 Prozent der Befragten sind dafür, jüngere Menschen bevorzugt zu behandeln.

Zur Erhöhung der Spendenbereitschaft könne auch eine Regel beitragen, nach der Personen bei der Organvergabe bevorzugt werden, die selbst schon frühzeitig ihre Bereitschaft zur Organvergabe signalisiert haben. Eine solche Regel finde in der Bevölkerung einen moderaten Zuspruch und könne in der derzeitig diskutierten Variante der Entscheidungslösung dazu führen, dass Versicherte sich bei der Ausgabe der Versichertenkarte frühzeitig noch intensiver mit dem Thema Organspende beschäftigen.

Die Organspendebereitschaft ist darüber hinaus höher bei Menschen, die einen Blutspendeausweis haben. "Beides, Blut- wie Organspende stehen für eine gemeinwohlorientierte Grundhaltung und müssen unterstützt werden", interpretiert Mohn die Ergebnisse des Gesundheitsmonitors. "Über die derzeit politisch diskutierte Regelung hinaus sollten deshalb auch bei der Blutspende Informationsmaterialien zur Organspende verfügbar sein."

Der Gesundheitsmonitor ist ein Kooperationsprojekt der Barmer GEK und der Bertelsmann Stiftung. Zu insgesamt zehn Themen wurden insgesamt 1.778 Personen im April/Mai 2011 schriftlich befragt. Die Befragten repräsentieren den Bevölkerungsdurchschnitt. Zusätzlich wurde die Einstellung der Bevölkerung zur aktuell diskutierten Entscheidungslösung bei der Organspende Ende November 2011 telefonisch erhoben.
Weitere Informationen:

Jan Böcken, Bernard Braun, Uwe Repschläger (Hrsg.) Gesundheitsmonitor 2011
Bürgerorientierung im Gesundheitswesen
Informationen für Entscheider in Ministerien und Kommunalverwaltungen, Politiker, Entscheidungsträger in der gesundheitlichen Selbstverwaltung, Wissenschaftler und Patientenvertreter
2011, 220 Seiten
ISBN 978-3-86793-346-9
25,00 €
Rückfragen an:
Dr. Jan Böcken
Telefon: 0 173 / 54 52 073
E-Mail: jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de
Dr. Kai Behrens, Barmer GEK Pressestelle,
Telefon: 0800 33 20 60 44 30 20
E-Mail: kai.behrens@barmer-gek

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Gibt es bald mehr Organspender?

Beitrag von Presse » 09.12.2011, 07:28

Gibt es bald mehr Organspender?

Die Entscheidungslösung könnte die Bereitschaft zur Organspende drastisch erhöhen. Das lässt sich aus einer repräsentativen Umfrage des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK ablesen. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=682 ... nde&n=1541

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Organspendeausweis und Patientenverfügung - Probleme !

Beitrag von Gaby Modig » 09.12.2011, 16:58

Presse hat geschrieben:Gibt es bald mehr Organspender?
Die Entscheidungslösung könnte die Bereitschaft zur Organspende drastisch erhöhen. Das lässt sich aus einer repräsentativen Umfrage des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK ablesen. ....
Zum Thema berichtet heute die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post und titelt: "Bereit zur Oganspende"
VON EVA QUADBECK - zuletzt aktualisiert: 09.12.2011 - 02:30
Einer neuen Studie zufolge würden zwei Drittel der Bevölkerung grundsätzlich einer Organspende zustimmen. Bald sollen mehr dieser Menschen einen Spender-Ausweis bekommen. .... An diesem Punkt sehen die Krankenhäuser eine weitere Schwierigkeit. Denn in manchen Fällen stehen offenbar Patientenverfügungen einer Organspende entgegen. "Wir wollen behutsam darauf hinweisen, dass ein Patient, der lebensverlängernde Maßnahmen für sich ausgeschlossen hat, nicht an eine Herz-Kreislaufmaschine angeschlossen werden kann, um die Organe bis zur Entnahme durchblutet zu halten", sagte ein DKG-Sprecher.
...
Der gesamte Text ist nachlesbar unter:
http://nachrichten.rp-online.de/politik ... -1.2633497

In dem Beitrag wird davon gesprochen, dass mit den geplanten Aktionen Druck gemacht werden soll. Gegen diesen Druck, der offensichtlich ohne ausreichende Informationen erfolgen soll, wurden hier schon erhebliche Bedenken angemeldet. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk sieht die wirksame Patientenselbstbestimmung berührt. Nun tauchen zurecht auch Fragen auf, wie das alles mit die Therapie am Lebensende einschränkende Patientenverfügungen zusammen passen soll. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft macht darauf aufmerksam. Ich bin gespannt, welche Lösungen insoweit noch ausgetüftelt werden.

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Organspendeausweis und Patientenverfügung - Probleme !

Beitrag von Gerhard Schenker » 09.12.2011, 17:29

Gaby Modig hat geschrieben: ... Zum Thema berichtet heute die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post und titelt: "Bereit zur Oganspende" ....
In dem Zeitungsbericht wird auch die Initiative von F.W. Steinmeier angesprochen. Dabei wird leider nicht unterschieden zwischen Lebendspende und der Organspende beim Hirntot, die mit dem Organspendeausweis angesprochen wird. Man sieht allein daran, mit wieviel Halbwahrheiten hier hantiert wird. Die Hinweise bezüglich Patientenverfügungen halte ich für sehr beachtlich. Dazu gibt es offensichtlich noch keine klarstellenden Informationen. Ich denke, dass alle relevanten sauber abgeklärt werden müssen.

G.Sch.
Das Pflegesystem bedarf einer umfassenden Reform - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung zukunftsfest machen!

Rob Hüser
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Über Organspende muss umfassend informiert werden

Beitrag von Rob Hüser » 10.12.2011, 09:51

Über Organspende muss umfassend informiert werden!
Insoweit kann ich mir entsprechende Informationen in Arztpraxen, Krankenkassen oder Bürgerämtern kaum vorstellen. Die rechtlichen Aspekte im Zusammenhang sind sehr komplex und bedürfen einer umfassenden Darstellung, wobei auch konkrete Fragen eine Rolle spielen müssen.
In der letzten Tage hatte ich mehrfach Kontakte mit Arztpraxen und Behörden und habe einmal probeweise nachgefragt, ob hinsichtlich der Organspendethematik ausreichende Kenntnisse vorhanden seien. Dem wurde in allen Fällen energisch widersprochen. Es hieß zum Teil: Man habe selbst mehr Fragen als Lösungen.
Interessant erscheint mir die Fragestellung, die sich im Zusammenhang von Patientenverfügungen mit Behandlungsbegrenzung und Organspende ergibt. Ich denke, dass es insoweit noch Klärungsbedarf gibt.

Rob Hüser
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Entscheidungslösung bei Organspende

Beitrag von sos-pflege » 10.12.2011, 11:52

Expertenzuspruch für Entscheidungslösung bei Organspende
Ausschuss für Gesundheit (Anhörung)
Der Professor plädierte dafür, die Organentnahme für zulässig zu erklären, ”wenn die Angehörigen ihr nicht widersprochen haben.“


Durch des Professors Plädoyer sehe ich mich persönlich in meinem Selbstbestimmungsrecht beschnitten. Wie sollten meine Angehörigen meinen eigenen Willen bekunden können, wenn ich ihn niemals selbst geäussert habe?
cogito, ergo suum - selbst dann, wenn ich kognitive Defizite aufweisen würde

Cicero
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Organspende nur nach guten Informationen und völlig frei

Beitrag von Cicero » 10.12.2011, 15:53

Ich bin auf der Seite derjenigen, die die neuen Vorstellungen zur Organspende sehr kritisch einschätzen.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass Menschen gut aufgeklärt und in völlig freier Entscheidung über eine Organspende verfügen. Jeglicher Druck, und dann vielleicht noch von inkompetenter Seite, muss ausgeschlossen sein.
Die angebliche große Zustimmung in der Bevölkerung zur Organspende wird sich, wenn es konkreter wird, nicht bestätigen. Wie schon beschrieben wurde, steht eine Organspendeerklärung u.U. sogar im Widerspruch zu einer Patientenverfügung. Haben sich die Herren Steinmeier und Kauder insoweit schon Gedanken gemacht? Ich denke, eher nicht.

Cicero
Politisch interessierter Pflegefan!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

Helga Ophoven
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"Patientenverfügung kontra Organspendeerklärung"

Beitrag von Helga Ophoven » 11.12.2011, 11:32

Rob Hüser hat geschrieben: Interessant erscheint mir die Fragestellung, die sich im Zusammenhang von Patientenverfügungen mit Behandlungsbegrenzung und Organspende ergibt. Ich denke, dass es insoweit noch Klärungsbedarf gibt.
Zu dieser Thematik halte ich eine gesonderte Diskussion für sinnvoll. Daher habe ich unter "Patientenverfügung kontra Organspendeerklärung" eine neue Rubrik aufgemacht:
viewtopic.php?p=63304#63304

Interessanter Beitrag:
Erwin Kress
Organspende – eine Hilfe mit vielen Hindernissen
http://humanismus-aktuell.de/sites/huma ... pende1.pdf
Pflegesystem verbessern - daher muss mehr Pflegepersonal eingestellt werden. Sonst wird mehr Zuwendung nicht gelingen.

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